C O N I F E R A E .
Dio F amilie clor Coiiiferen, nolclco in d e r T e rtiä r-F o rm a tio n durch die Z a h l ih re r A rte n und durch
dio Masse d e r Vegetation unstreitig den e rste n Rang cinnimmt, ist auch h ie r in zahlreichen F o rm en v o rhanden
und von um so grö sse rer B ed eu tu n g , als die Mullerpnaiize des Bernsteins selbst il.r an g e h ö rt, wio
oben thalsächlich dargethan worden ist. Die Coniferen d e r Je tz tw e lt zerfa llen bekanntlich in v ie r G ru p p e n :
1) A h i c t i n o a c , 2) C i i p r o s s i n e a e , 3) T a . v i n e a e und 4) G n e l a c e a o , welche sämmtlich auch in d e r
Bernsleiunora ih re R eprä sentanten b e sitz e n , j a die letzte G ru p p e tr itt h ie r sogar zum e rste n Mal in d e r
fossilen F lo ra auf.
1 ) A B I E T I N E A E R i e h .
P I N I T E S .
B e re its frü h e r habe ich mich schon ü b e r die Grundsä tze au sg e sp ro ch e n , nach welchen man, wie
ich glaube, a u f zweckmässige W e ise bei d e r Benennung fossiler Pflanzen v e rfah ren so llte , jed o c h finde ich
mich veranlasst nocli einmal h ie ra u f zurückzukommen, um namentlich die h ie r gewählten Bezeichnungen
zu re ch tfe rtig e n , da mein seh r g e e h rte r F re u n d , H e r r P ro f. E n g e r , dem w ir so viele in te re s sa n te E n tdeckungen
in diesem Gebie te v e rd an k en , von anderen Ge sichtspunkten a u sg e h t, wo d u rch , wie ich fürchte,
die Zahl d e r S ynonyme n u r zu leich t v e rme h rt werden d ü rf te , wie dies le id e r auch in d e r T h a t schon
geschehen ist. Es e rscheint mir d ah e r zweckmässig, dass w ir un sere Ansichten ölfcntlich au s tan sc h cn , um
auch Anderer Meinung d a rü b e r zu h ö re n ; gern lasse ich mir eine durch G rü n d e u n te rstü tz te M'idorlegung
gefallen. In d e r Einleitung zu meinem M'crke ü b e r die Ga ttu n g en d e r fossilen Pflanzen habe ich die von
.A d o lp h B r o n g n i a r t (P ro d rome d u n e hist, des végé taux fossiles S . 9 — 10) aufgestcllten G rundsä tze vollkommen
g eb illig t, mit Ausnahme des ersten , in welchem von den fo ss ilen , von den je tz tw e ltlich e n sich n u r
wenig unterscheidenden Pflanzen die Rede ist, indem ich nicht, wie B r 0 n g n i a r t, es fü r zweckmässig halte,
dieselben mit Gattungsnamen d e r Je tz tw e lt, sondern durch ein angehailglcs i t e s , wie es in diesem Zweige
d e r Terminologie ein g e fü h rl worden ist, zn bez eichnen; weil man doch n ie dahin gelangen kann, sämmtliche
fossilen u nd lebenden Pflanzen neben einander u n t e r e i n u i i d d e n s e l b e n G a t t u n g e n v e re in t p a s s e n d
aufzuführen und man wogen d e r mivollstäiidigoii E x em p la r e , in welchen die e rs te re n verk omm en , sich n u r
zu oft zu wiederholten Namensäiidernngen veran lasst sehen möchte, und Inconsequenzen d ah e r nicht zu
vermeiden sind. So finden w ir bei E n g e r a. a. O. einen, P in iis L i n k d e r J e tz tw e lt allerdings ähnlichen
Zweig mit Zapfen u n te r P in u s (P in u s Satiiriii), und ande re von diesem generisch nich t verschiedene Zapfen
u n te r P y ty s , warum nun nicht in ein e r Ga ttu n g veroinl, o der als Unlcrahlheilung von P in ite s , wohin wir
die fossilen H ö lze r dieser Ga ttung bringen! E s kommt b e i dem Studium d e r fossilen F lo r a v o r Allem
da rau f a n , so wenig als möglich neue Namen zu schaifcn u nd s ic h , wenn es irg en d a n g e h t, so lange mit
allgemeinen Bezeichnungen zu h e lfe n , bis eine besse re E in sich t z u r E rk e n n tn is s wc sen ü ich e r und wah rh aft
scha rfe r Ciiterschiedc g e fü h rt hat. AVenn wir die re issenden F o rts c h ritte b e tra ch ten , welche täglich auch
in diesem Zweige des menschlichen AVissens gemacht werden, so lä sst sich fa st mit B estimm th eit voraussehen,
dass in nicht g ar langer Z e it doch ohnehin d e r grösste T h e il d e r gegenwärtig noch gangbaren Namen
d e r scholl zu grossen Schaa r d e r Synonymen anheim fallen wird. Ic h kann es d ah e r nich t b illig e n , dass
U n g e r die von B r o n g n i a r t a u f Entdeckung d er B lä tte r v on T ax u s gegründete G a ttu n g T ax ite s , nicht auch
a u f die Stämme bezieht, die unzweifcliiaft (u n d dies lä sst sich mit g rö sster Bestimmtheit e rm itte ln ) e rkannt
werden kön n en , sondern die von mir u n te r dem Gattungsnamen T a x ite s beschriebenen Stämme d ie se r Art
zn ein e r neuen Ga tlu n g Tax o x y lo n b rin g t, d urch welchen Namen e r selbst schon gewissermaasscn die
R ich tig k e it meiner Untersuchungen anerkennt. Ich glaube d ah e r vollkommen Entschuldigung zu finden,
wenn ich mich mit d ieser V e rände rung nich t einve rstanden e rk lä re , sondern nachstehend die von mir schon
frü h e r aufgestcllten Arten h ie r u n te r T a x ite s n äh e r beschreibe. E b en so un tersch eid et U n g e r von T h u ites,
wohin e r B lä tte r und Blüthen bringt, noch das Holz d e r Stämme u n te r dem Namen T h u jo x y lo n , in welcher
Beziehung ich ü b erh au p t bemerken muss, dass es fast unmöglich is t durch anatomische, in d e r Beschreibung
wiederzugebende Kennzeichen die Arten d e r Gattungen J u n ip e ru s , T h u y a , C u p ressu s, Pacliylepls von eina
n d e r, und seh r schwierig sie alle insgesamml von P in ite s zu unterscheiden. F roilicli besiizeii viele einen
ganz eigenthümlichen H a b itu s des Holze s, sclimule und gewöhnlich, ab e r keineswegs immer, scliarf begrenzte,
n u r durch wenige Län g sreih en dickwandiger Prosenchymz ellen gebildete J a h r e s rin g e , so wie auch meisten-
theils n u r aus ein e r einfachen L än g sre ih e von Zellen gebildete M ark s trah len , deren Zahl in der Regel
zwischen 5 — 15 schw an k t, o ft aber auch bis a u f 20 — 25 s te ig t; jed o c h giebt es u n te r P in u s ebenfalls
A rte n , welche die an g e fü h rten Kennzeichen im normalen Z u s ta n d e , und a n d e re , die sie u n te r besonderen
VVachsthumsvcrhältnissen ausnahmsweise erlangen. Beiläufig beme rkt, weicht, wie auch in d e r Beschreibung
erwähnt wird und die Abbildung zeigt, die von mir aufgestellte Art P in ite s gypsaceus, die von U n g e r auch
zu Thu jo x y lo n gezogen w ird , im H a b itu s so auiTiillend von je d e r Cupressiiiea a b , dass sie niemals dahin
g erechne t werden kann. Die einfache o d e r doppelte R eih e von F o re n in e in e r Prosenchymz elle kommt nach
meinen vielfältigen Untersuchungen je lz tw e ltlich e r Coniferen n u r dann in B e tra c h t, wenn die P o ren nicht
n e b e n e i n a n d e r a u f g l e i c h e r H ö h e , s o n d e r n u n u n t e r b r o c h e n e i n a n d e r g e g e n s e i t i g b e -
r ü l i r e i i d in regelmässigen S p ira lre ih e n s te h e n , wie dies niemals bei den Arten d e r Ga ttu n g P in u s , wohl
aber bei Araucaria und bei s e h r vielen fossilen Arten gefunden wird. Die ü b e rau s nahe an einander liegenden
T ü p fe l v e rlie ren durch den Druck, welchen sie gegenseitig a u f ein a n d er ausüben, ih re runde F o rm und
iverden sechseckig, so dass die Zellenwand wie aus sechseckigen F o rm en gebildet erscheint. In ein e r und
derselben A rt hän g t das Au ftreten von zwei P o r e n , o d e r T ü p fe lre ih e n gewöhnlich von d e r zufälligen
E rw e ite ru n g des Durchmessers d e r Prosenchymz ellen ab und ersch ein t am auffallciiilsten in den Wurzeln
vie le r C o n ife re n , deren Z e llen ü b erh au p t grö sse r als dio des Stammes und d e ren J a h r e s rin g e auch weniger
ausgesprochen erscheinen, wio man z. B. in den Ilo lz z e llen dünner, kaum ‘/a Zoll s ta rk e r Wu rzelfasern von
P in u s sylv e s tris gewöhnlich zwei, j a häufig d re i bis v ie r R eih en neben einander a u f gleiche r Hö h e , niemals
im Quincunx, g es te llte r P o re n o der T ü p fe l antrifft. So findet sich z. B. bei den Arten d e r G a ttu n g P isso -
dendron E n d l . , die als wohlbegrundet anzusehen i s t, wiewohl es mir zweckmässiger geschienen hätte,
den schon von W i t h a i n oingeführtcn, also älteren Namen P itu s beizubehallen, eine S te llung d e r P o ren a u f
den Wandungen d e r G e fä s s e , wie sie u n te r den Coniferen n u r bei Araucaria d e r Je tz tw e lt vorkommt;
jedoch die überaus merkwürdige Bildung d e r aus vielen Z c llcn re ih en gebildeten M a rk s trah len , und die
Abwesenheit d e r Ja h re s rin g e unterscheiden sie m eh r als hinreichend von u n se ren gegenwärtigen Gattungen
Araucaria und Daminara. Dagegen besitzen u n te r P in ite s die Arten P . Witliami L i n d l . , P . inedullaris
L i n d l., P . Bran d lin g ii L i n d l . , P . ambiguus W i t l i . , P . carbonaceus W i t h . , und d e r Beschreibung nach
auch P . stigmolithos U n g . ähnlich gebildete und gestellte T ü p fe l o der P o r e n , wie sie auch im Habitus
und durch die Anwe senhe it d e r freilich hie u nd d a etwas undeutlichen Jah re srin g e , mit ihnen Heimlichkeit
zeigen. A u f d ieses überaus wichtige Ke n n zeic h en , nämlich die eben geschilde rte S t e l l u n g d e r P o r e n ,
au f welches schon frü h e r N i c o l nnd i c h (De Coniferarum s lru c tu ra anatomica S. 25 T af. II. F ig. 34 hinw
ie se n , sch e in t mein g e e h rte r F re u n d keinen W e rth zu legen. E s w ürde ihn vielleicht v e ran lasst haben,
diese Arten zu e in e r G a ttu n g Araucarites zu vereinigen und nicht noch P e u c e W i l h a m anzuerkennen, welche
sich von P in ite s nach W i t h a m und U n g e r n u r durch die immer deutlich iierv o rtrelcn d en Jah re srin g e
unterscheiden so ll, jed o c h sind sie bei den meisten P in ite s -A rten auch vorh an d en und werden bei einer
grossen Z ah l von P c u c o -A r t e n , wie die von U n g e r selbst aufgestelllc Ablheilung derselben (S lra tis
concentricis obsoletis) ze ig t, ebenfalls nich t deutlich gesehen. Auch bei den jetztwe ltlichen Coniferen finden
hinsichtlich d e r Ja h re s rin g e mancherlei Abänderungen S ta tt, worüber ich auch schon frü h e r inchrfache
Beobachtungen bekannt gemacht liabe (Archiv fü r Mineral, und Geognosie von K a r s t e n und v. D e c h e n
Bd. XIV. S. 190. G o e p p e r t de Coniferarum s trticiu ra anatomica S. 17). In g rö sse r H ö h e und auf
seh r steinigem Boden we rden sie b ei B äum en , in denen sie so n st, wie in P in u s Abies, seiir stark
ausgesprochen s in d , schm ä le r, so dass ein Stamm d ie s e r Art im Q u e rsch n itt ganz wie eine Cupressinea
e rsch e in t, und endlich so schwach, oft n u r aus eine r dickwandigen Zelle g eb ild et, dass man sie mit
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