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1.
H e t e r o p a l p e n . Kol
Kolenatis Name bezeichnet die Haupte ig en th üm lich k e it d ie se r G ru p p e „ e in e sexue lle Differenz in d e r
Z ah l d e r T a s te rg lic d e r“ so passend, dass ich ihn vorläufig beibehalten habe, wiewohl e r als h y b rid e Bildung
eigentlich nicht Eingang finden d u rfte . Ob sich übrigens diese E in th e ilu n g in zwei grosse G ru p p en als
natürlich und in den Leb en s- und F o rm -V e rh ä ltn isse n ih re r Mitglieder b eg rü n d et erh alten kann, bed a rf noch
seh r des Beweises. Jedenfalls ist ih r Schematismus bequem fü r die S onderung d e r Arten. E s ist diese e rs te
G ru p p e am besten d u rchgearbeitet und fü r die Ga ttu n g e n von Kolenati ziemlich gefö rd ert. S eine Tre n n u n g
d e r Limnophiliden, deren Männchen n u r S gliederige M ax illarta ste r fü h ren , von den eigentlichen Ph ry g an id en
ist g ewiss gerech tfertig t, obgleich auch h ie r C h a e to p tc ry x und seine Ve rwandten bei g en a u e re r Kenntniss der
exotischen Formen wahrscheinlich als eine g leichwerthe Unterfamilie abge sondert werden müssen. Die S e ri-
costomiden bilden ein ziemlich gleicha rtiges Ganze, von denen v ielleich t die Ga ttu n g Ptilo co lep u s als Isopa lpe
aussrheidet. Jed e n fa lls sind jedoch von denselben die H y d ro p tilid en mit S te p h en s als eigene F am ilie zu
trennen. Auch le tz te re kann ich vorläufig n u r a u f Kolenatis A u to ritä t den H e te ro p a lp e n zuzählen.
Des grossen Missverhä ltnisses im Vorkommen d e r H e te ro p a lp e n und Isopa lpen, und dass selbiges wohl
kaum zufällig zu nennen s e i , ist schon frü h e r gedacht worden. S elb st d e r E inw an d , die Entwickelung und
Flugz eit d e r H e te ro p a lp e n sei möglicher W e ise in einen Zeitraum g efa llen , in welchem die Bernsteinbäume
wenig o der g a r kein H a rz liefe rten , muss als u n b eg rü n d et bei S e ite g e ste llt we rden, da gegenwärtig in je d e r
J a h re s z e it H e te ro p a lp e n angetroffen werden. Mehr Gewicht möchte die T h a tsa ch e h ab e n , dass die H e le ro -
palpen fast durchgängig mehr in s te h e n d e n , o d e r tie fe n , langsam fliessenden W a s s e rn , T e ic h e n , Sümpfen,
Wiesengräben ihre e rste n S tän d e v e rleben, und ge rad e solche Oe rtlich k eiten den Bernsteinbäumen, wie auch
heute den F ic h te n a r te n , ungünstig waren. E s g eh ö rte also ein we ite re r F lu g und mehr Zu fä llig k e it dazu,
um diese T h ie re zum E inschluss in B e rn s te in h a rz zu bringen. Doch sch e in t es auch nicht unerlaubt anzunehmen,
dass die H e te ro p a lp e n als v o llen d ete re S tu fe des P h ry g a n id e n -T y p u s e r s t in d e r Z e it nach dem Diluvium
in w e ite re r Ausbildung au fgetre ten seien.
Es lagen mir 36 In d iv id u en v o r , 13 P h ry g an id en (im enge ren S in n e ) , 3 L im nophiliden, 12 S e ri-
co stom id en , 8 H y d ro p tilid en . S ie bilden 9 Ga ttu n g en und 16 Arten.
Unterfamilie 1. P h r y g a n i d e n . Kol.
P h r y g a n e a L. (Trichostegia Kol.)
Die genaue Begränzung d ie s e r Ga tlu n g und besonde rs ih r Ve rh ältn iss zu N e u ro n ia L e a ch . S tep h .
(Anabolia Kol.) und Holostomis P erc h ., Oligotricha Rbr. b e d a rf noch ein e r we ite ren Untersuchung. Vorläufig
erlaube ich mir d a rau f aufmerksam zu machen, dass bei ih r und den Mystaciden eine b ish er überseh en e
sexue lle Differenz im G e ä d e r angetroffen wird. Es bildet nämlich bei den We ibchen d e r u n te re Ast des
ramus ih y rife r Kol. eine G a b e l, während e r bei den Männchen einfach bleibt. B e i L ep to c e ru s h a t diese
Bildung S te p h en s v e r fü h rt eine Anzahl Arten in beiden G e sch lech te rn d o p p e lt zu beschreiben. In d e r Ga ttu n g
P h ry g a n e a zeigen diese Bild u n g P . g ra n d is , P . s tria ta L . (fu lv ip e s B r ., Beckwithii S te p h .) , P . v aria und
einige neue Arten aus Nordamerika. Sie fe h lt dagegen bei P . minor C n rt., und da diese A r t auch sonst
abweicht, wird sie wahrscheinlich abge sondert werden müssen. Bei den vorlieg en d en Stücken waren g ro ssen theils
die app. anales garnicht o d e r n u r theilweise sichtbar. Es e n tb e h ren also die beschriebenen Arten d e r
S ic h e rh e it, weiche eine Kenntniss je n e r T h e ile gewährt. Sie gehören u n te r die se lten e r im B e rn s te in anzutreffenden
T h ie r e , u nd zeigen in e iniger H in s ich t Abweichungen von den heutigen Ve rwan d ten . S ie bilden
1 G a ttu n g und 4 Arten.
i. P h r y g a n e a fo s s ilis . Pictet. Tab. VII. Fig. 1. (b. c. d.) Fig. 2. (b. c.)
Lo n g . C. alis 1 2 mill.
Es lagen 1 S tü c k e vor, mas e t femina.
Be s c h r . Das von P ic te t F ig . 1. abgebildete Original von se in e r P . antiqua ist ein Männchen, und
nach den zahlreich umherliegenden Ha a re n zu u rlh e ilen , s ta rk abgerieben. Das T h ie r zeigt in d e r Seiten an sich t
u ngefähr die Ve rh ältn isse von P . v a r ia , jedoch n u r die G rö sse von P . minor. K o p f k rä ftig , b re it; Augen
stark v o rsp rin g e n d ; S ch eitel wulstig, mit 3 Nebenaugen, e in e r eingedrückten Län g slin ie in d e r Mitte, daneben
je d e rs e its ein k le in e r, ru n d e r, stark p u n k tirte r Wulst. F ü h le r k rä ftig , kü rz e r als die F lü g e l, mit kurzen
dichten Ha a re n b ek le id e t, die cylindrischen G lied e r ziemlich deutlich ab g e se tz t, das Grundglied k urz und
kaum d icke r als die übrigen. Kie fe rta ste r so lang als d e r Ko |)f, fast nackt, Aglicdcrig; das Gru n d g lied sehr
k u rz , cy lin d risch , das zweite mehr als d oppelt so laug, das d ritte ein wenig länger als das zw e ite , beide
gegen die S pitz e hin verdickt, das letzte so lang als das zweite, mit eiförmige r S pitze und etwas d ünner als
die übrigen. L ip p en ta s te r k u rz , seitlich a b g e p la tte t, das e rs te Glied d ick , ru n d lich , das zweite gegen die
Spitze hin stark e rw e ite rt, das letzte eiförmig, alle d re i gleich lang. Ob e rlip p e kurz. P ro lh o rax klein, Mesoth
o rax b re it und wulstig. K o p f und T h o ra x oben mit langen, starken, dunklen Ha aren dicht bese tz t. F ü sse
lang, kräftig, dünn b eh a a rt; Schienen etwa s kürz er als die Schenkel, mit zahlreichen grossen Dornen b e se tz t;
T a rsu s von d e r Länge d e r S c h ie n e , dich t bedornt. S p o ren 2. 4. 4. s ta rk , kaum ein Drittel so lang als das
e rs te T a rsa lg lie d , an den V o rderfüssen noch kürzer. Flüge l dreimal lünger als b re it, mit parabolischer
Spilz e. Das G e äd e r d e r Oberilügel isl wie bei P . v a ria , u n tersch eid et sich jedoch wesentlich d ad u rch , dass
d e r ramus subcostalis u n te r dem pterostigma fast gar nicht ausgebuchtet ist. Der r. iliy rife r in fe rio r einfach.
Von P . re licu la la und c la th ra ta , mit welchen Arten das G e ä d e r in dem fast gänzlichen Mangel d e r Biegung
des r. subcostalis ü b e re in stim m t, u n tersc h eid et es sich sicher durch die Länge d e r erslen Disco id a l-Z e lle .
Es ist dieselbe bei d e r fossilen A rt so lang als die anstossenden A p lc a l-Z e llen (a lso wie bei P . grandis,
s tr ia ta ) , während je n e beiden lebenden Arten sie n u r von d e r halben Län g e d e r A p ic a l-Z e lle n führen.
A p ic a l-Z e lle n ähnlich denen von P . v a ria , unterscheiden sich jedoch durch die genaue gleiche Län g e der
d ritte n und v ie rte n Z elle, ein Verhällniss, das u n te r den lebenden bekannten P h ry g an id en nur bei P. re lic u la la
und cla thrata angetroffen wird. Von dem G e ä d e r d e r Unterflügel ist nur d e r Spitz entheil sichlbar und wie
bei P . minor g eb a u t, mit kurz er D is c o id a l-Z e lle , ziemlich geraden A p ic a l-Z e lle n , deren e rs te nicht durch
eine Anaslomose mit dem r. subcostalis verb u n d en wird. Die C u b ita l-G e g e n d zeigt lange dicke H a a re ,
ähnlich denen a u f K o p f und T h o ra x , das H a ark leid d e r F lü g e l ist zum grossen Th eil abgestäubt und liegt
um das In sek t und au f dem F lü g e l unordentlich v erth e ilt. Die Oberflügel selbst sind in d e r Substanz schachb
re tta rtig gefle ckt, ähnlich wie bei P . re tic u la ta , so dass au f hellerem G ru n d e braune schwach begränzte
Fle cke in grö sse r Anzahl s te h e n , und m itunte r fast bindenförmig den Flüge l q u ee r durchlaufen. Die noch
vorhandenen R este d e r H a arbeklc idung z e ig e n , dass dieselbe aus dich t gestellten feinen Ha aren bestanden
habe, so v erth e ilt, dass a u f den dunklen F lecken dunkle schwärzliche, au f den heilen Zwischenräumen we issliche
H a a re standen. Die S pitze des rundlichen Hinterle ibe s ist zwischen den Flüge ln v erste ckt und erlaubt
keine Ansicht d e r Anhänge.
Das ganze T h ie r ist b ern s te in fa rb ig , ein Th e il des K ö rp e rs und d e r F ü s se mit je n e r lintenartigen
S chwä rze bedeckt, die wir so oft bei B e rn s te in -E in s c h lü ss e n antreffen.
H iezu gehört als W'eibchen unbezweife lt ein schön e rh alten es Stück (coll. P. O. 138.). Es isl von
g leich e r G rö sse und F o rm wie das Männchen. K ie fe rta ste r ü g lie d e rig , die ersten v ie r G lied e r wie beim
Männchen g e b ild e t, das vie rte mit etwas v erd ic k ter S p itz e , das fü n fte so lang als das v ie rte , jedoch d ü nner
eiförmig. Das G e ä d e r is t genau wie beim Männchen, jedoch d e r r. th y rife r in fe rio r d e r Oberflügel gegabelt.
Das H a ark leid ist theilweise auch a u f den F lü g e ln re ch t gut erhalten. Das letzte Glied des Hin terle ib e s ist
von unten gesehen d re ie ck ig , mil abge stumpfte r S p itz e , etwas nach unten gerichtet. Auf d e r Mitte se in e r
ü n te rs e ite v e rlä u ft eine b re ite , flache L eg e rin n e, und v o r derselben a u f d e r U n terseite des v orletz ten G lied e s
s te h t ein g rö s s e r, napfförmiger, ru n d lic h e r, s c h a rf beg rän zte r E in d ru c k , welcher das vo rh e rg eh en d e Glied
e rre ic h t. Die O b e rseite des H in te rle ib e s ist nicht s ic h tb a r , doch ersch ein t d er beschriebene A n a l-T h e il
stark eingeschoben, und oben von einigen längeren Ha a re n umgeben. Obe re app. sind nicht sichlbar, und so
viel sich u rlh eilen lä s s t, d e r obere Rand des letzten Segments ohne Ausschnitt.
Ich habe lange g eschwan k t, ehe ich mich entschliessen k o n n te , mit P . antiqua ( d e r Name ist je tz t
von H e e r vergeben und d ah e r zu ä n d e rn ) P ic te ts P . fossilis zu v e reinen. Das beschriebene Stück ist ein
Weibchen, wie die R ie fe rta s te r und die Gabel des r. th y rife r infer. beweisen. P ic te t konnte wichtige T h e ile
nich t b eo b a ch ten , welche mir ein etwas ge ä n d e rte r Schliff deullich zu T ag e fö rd e rte , namentlich die K ie fe rla
s te r. Die S pilze des H in te rle ib e s ist in ein e r S palte zwischen den F lü g e ln und zwar nur ih re obere Hä lfte
sichtbar. Die d o rt liegenden T h e ile kann ich allerdings bei dem beschriebenen M eibchen nicht entdecken,
doch ist bei diesem n u r die U n te rse ite deutlich sichtbar. Um jed em Irrth um v o rz u b eu g en , setze icti P ic tets
Beschreibung b eide r Arten wörtlich h er.
P . a n t i q u a . Län g e bei geschlossenen F lü g e ln ü '/ j Linien ( 1 2 m ill.). Diese A rt gehört offenbar
zu r G a tlu n g P h ry g an e a , so wie sie gegenwärtig von d e r Mehrzahl d e r S c h rifts te lle r begränzt wird, namentlich
von B u rm e is te r und C urtis. Die zahlreich bedornten F ü sse , die dicken F ü h le r und besonders die 4gliederigen
T a s te r des Männchen lassen keinen Zweifel da rü b e r. Bei Rambur würde sie in seiner Ga ttung Oligotricha
P la tz finden. K o p f m itte lm ässig , Augen v o rsp rin g e n d , F ü h le r kürz er als die F lüge l, kräftig und mit mässig
markirten G lie d e rn ; R ie fe rta s te r des Individuums (ein Männchen) 4gliederig, das e rs te seh r kurz, das zweite
stark v e rlä n g e rt, das d ritte das längste von a lle n , das vie rte eiförmig. F lü g e l mittelmässig b re it, mit
ab g e ru n d ete r S p itz e , ih r G e ä d e r deutlich wie bei P h ry g an e a . Die Vorderschienen haben an ihrem Ende
einen Dornen-Quirl und einen isolirten Dorn etwas vor ih re r Mitte. Die zwei ändern P a a re haben an ihrem
E n d e zwei sta rk e Dornen mit kleineren vermischt, und einen ähnlichen Qu irl etwas h öher und einige andere
isolirte Dornen. Die F ä rb u n g d ie se r Art ist re ch t deutlich, K ö rp e r und F ü h le r scheinen schwarz, die F ü sse
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