weshalb denn auch bei ih re r Entfe rn u n g die v e rtie ften G rü b ch en mit concentrischen Ringen n u r seilen
s ichtbar sind. Die K ru ste d e r Scheiben muss viel ä lte r seyn. *)
Auch die Oberfläche des S eestein c s zeigt einiges Bem erk en swerlh e. S ie is t au f manchen Stücken
netz artig g e fu rc h t, und a u f ande ren dicht bedeckt mit kleinen f r ie s e l- o d e r wa rzenähnlichen Höckerchen,
in deren rc ih en fö rm ig er Ste llung (F ig . 1 2 .) ebenfalls eine gewisse Regelinässigkeit liervorzutreten scheint.
Dass S eelu lp cn (Balani) und F lu s tr a -A r te n an frisch ausgeworfenen Stü ck en h a f te n , dass ein pechschwarzer
haa rförmige r F u k o id e dieselben bisweilen fiizartig ü b e rz ie h t, dass Conferva ru p e s tris u nd manche an d e re
Seegewächse in ihnen fe stgewurz elt s in d , kann nicht befremden. - - Die frie se ia rtig en E rh ö h u n g e n habe
ich auch a u f Copalstücken vom hiesigen S tran d e gesehen. — Im Allgemeinen fü h lt sich die Oberfläche
des ro h e n Copals wenige r trocken als die des B e rn ste in e s a n ; sie re ib t sich le ich te r ab und e rzeu g t dad
urch einen weissen mehlartigen S ta u b , d e r dem h ä rte re n B e rn s te in e fehlt. Die g rö sse re R e in h e it u nd die
h e lle re F ä rb u n g verle ih en dem Copal einen höheren Grad von D u rc h s ic h tig k e it'u n d K la rh e it, wobei d e r
eigenthümliche Oelglanz se in e r Masse sich schon durch die häutige Rinde ve rrä th . Durch den fa s t fettig
anzufühlcnden Üeberzug u n d durch den ad h ä rire n d en Staub u n tersc h e id e t sich d e r rohe Copal Avesentlich
vom ro h e n B ern s te in . P o lirte r B e rn ste in behält, gut au fb ew a h rt, seinen Glasglaiiz J a b rh u n d e rte lang,
p o liturfähige r Copal überzieh t sich schon in Avenigcn J a h re n mit ein e r Menge äu s se rs t fe in e r R isse , ZAvischen
denen eine za rte schuppenförmige A bsplitte rung entsteht. R e ib t man mit einem schAvarz seidenen T u ch e
solche S tü ck e a b , so hängen sich die kleinen Sch u p p en d e r dunkelen Seide s e h r beme rkbar an. Das durch
diese Risse und F litte rc h e n en tsteh en d e G litzern d e r O be rfläche, d e r matte Oelglanz u nd die m eh ren th eils
h e lle re F a rb e d e r M a s se , sind d re i S ym p tom e , durch Avelche se lb st das ungeübte Auge in B e rn s te in kabinetten
die b etrüge rischen Copaistücke am leichte sten herausfinden kann.
B e id e fla r z e kommen in versch ied en en G rad en d e r H ä rte vor. D e r B e rn s te in is t in d e r R eg el
von fe s te re r Masse und in seinen de rb e re n Stü ck en imme r zur Ve rarb eitu n g tauglich; d e r Copal ist solches
n u r in einigen S o rten , und b esitzt m eh re n th e ils eine Z ä liig k e it, durch welche die S äge bei ih r e r Anwendung
festgehalten Avird. — E in e m e rkw ü rd ig e , schon S. 9. an g e fü h rte , Beobachtung i s t: dass d e r B e rn ste in ge-
Avisser Geg en d en einige fe ststeh e n d e Eigenthünilichkeilen oifenbart. So zeichnen sich z. B. viele in Pom mern
gefundene Stücke v o r den o s t - und Ave st-preussischen durch g rö sse re H ä rte a u s ; sie v e rh a lten sich
v o r dem schneidenden Messe r etAva Avie b e s te r C andiszucker, Avühreud die H ä rte d e s hiesigen B e rn ste in e s
meh ren th eils n u r d e r eines ra ffin irten Zu ck e rs gleicht. D ie E rk lä ru n g d ie se r aulTallenden Ersc h ein u n g glaube
ich in d e r verschiedenen B o denhöhe des BernsleinAvaldcs, in d e r tro ck e n eren L ag e e in z eln er FValdstriche,
durch Avelche das S e k re t d e r Bäume in q u alitativ er H in s ich t eine lokale Eigenthüinlic like it e rh ie lt, suchen
zu müssen. — Das specifische GeAviclit v a rü rt nach d e r Dicliligkeit d e r Masse und is t in beiden H a rz e n
ziemlich dasselbe. Ic h besitze verAvitterten B e rn ste in und auch p o ü rte milchAvcisse S tü c k e , Avelche leichte r
als W a s se r s in d .— Auch die Brechung des L ich te s h än g t bekanntlich von d e r D ich tig k eit und Bescha ifen-
h e it des Mediums a b , durch welches dasselbe d rin g t; B r c A v s l c r zog aus derselben einen Schluss a u f die
Ha rzbildung des B ernsteine s. D a s O p a l i s i r e n , ein schwache r G rad des P e rln iu lte rg la n z e s , b e ru h t au f
solcher Eig en th üm lich k eit d e r Masse , die sich nicht n äh e r angeben lä s s t, u nd soll vorzüglich dem siciliani-
scheii B e rn ste in eigen sey n . Nach meiner E rfah ru n g b esitzt derselbe im' Allgemeinen k rä ftig ere F arb e n tö n e
u nd mehr F e u e r als d e r hiesige. Das I r i d i s i r e n rü h r t von d e r Brechung d e r L ich tstralilen in flachen
kreisförmigen R issen her. — B eid e Ersch ein u n g en sind mir bei dem Copal nicht vorgekommen.
D e r Bernstein ist ein Iso lato r und cnlAvickelt durch Reiben nega tive E lek lric ität, worin e r mit
dem Rctinil und ande ren H a rz e n übereinslimmt. Dass durch Einwirkung des Sonnenlichtes ein h ö h e re r
G rad von Elek lric itä t, o der auch P hospliore scenz , in ihm e rzeu g t werden sollte, habe ich nicht bemerkt. Ich
habe p o lirte B e rn s te in - und C o p a l-S tü c k e tagelang dem Sonnenlichte ausge setzt und mehrmals aus hellem
S onnenscheine in dunkele Räume g e b ra c h t, aber nie etwa s Bemerkenswcrllics gesehen. Dagegen ist mir
d e r nachtheilige Einfluss ein e r d aue rnden Einwirk u n g des L ich te s augenscheinlich geworden. Beide Harze
werden durch d a s se lb e , wie balsanms canadensis und viele O e le , mit d e r Z e it dun k o ler, d e r B e rn ste in im
Verlaufe v ie le r J a h r e allmählig röthlich, dadurch trü b e u nd zuletzt fa st undurchsichtig. S e n d e l ’s ehemalige
Sammlung (je tz t in D r e sd e n ) und K l e i n ’ s K ab in e t (je tz t in E rla n g e n ) haben in h u n d e rt J a h re n schon
bedeutend an Ansehen v erlo ren . Alte Ka b in e tstü c k c müssen fa st sämmtlich von Neuem abgeschlilfen werden,
wenn man ih re organischen Ein sch lü sse deutlich erkennen will, ein gefährliche s U n ternehmen, da ih re Oberfläche
durch Abfcilen leich t z e rb rö c k e lt; j e tie fe r die F e ile d rin g t, desto h ä rte r und k la re r wird die Masse;
der zue rst abfallende Staub is t b rä u iilich -g c lb , wie flavedo corlicum Aurantiorum, d e r sp ä te re wird allmählig
immer h e lle r , bis e r vom fe sten K e rn e zule tz t fast so weiss wie vom frischen S c estein e fällt. W e r
ein B e rn s te in -C a b in e t zweckmässig co n se rv iren w ill, muss die S tü ck e nich t d u rc h b o h ren , nicht mitte lst
F äd en au f S p ro ssen re ih e n und in Glasschränken zu r Schau s te lle n , sondern dieselben v o r d e r Einwirkung
des L ich tes und auch d e r W ä rm e möglichst zu s chützen beda cht seyn.
W o gröbe re Risse u nd S p a lten in d e r Bernsteinmasse e n ts tan d e n , da bildeten sich d u r c h
I n f i l t r a t i o n u n re in e r F lü s s ig k e iten T rü b u n g e n , die s e h r stö ren d u nd hinderlich s in d ; dagegen kommen
in fe ine ren R isse n durch k a p i l l a r e E i n s a u g u n g bisweilen kleine Dendritenformen vor. T ab . VII.
F ig . 13. stellt einen Dendritenzwe ig in n a tü rlich e r G rö s s e , und F ig . 14. einen T h e il desse lben v erg rö s se rt
dar. E tw as Aehnlichcs wird in F ig . 15. & 16. b em e rk t: concentrische R in g e , die ein K ä fe r durch D reh u n gen
seines K ö rp e rs in d e r schon gerin n en d en Masse b esc h rieb ; d e r grösse re K reis is t zugleich die Grenze
eines sp ä te r en tstandenen R isse s u nd die schwarze F ärb u n g rü h r t von eingesogenem Staube h er. *)
W e n n man bei dem Abschlcifen eines B e rn ste in stü ck e s dasselbe schräg von dem S chleifsteine
abhebt, so sieh t man beide F lä c h e n in demselben Moment mit erh ab en en F ig u ratio n en b ed e ck t; dieselbe
E rscheinung s te llt sich bei vie lfa ch e r G e le g e n h e it, z. B. bei d e r B ere itu n g von Oe lfarbc a u f d e r F lä ch e
des R eib ers und des S te in e s , un d etivas Analoges auch im B e rn s te in e dar. W ie sich d o rt v o r unseren
Augen d e r B re i zu ro h e n Vegetationsformen co n c e iitrirt, o der w ie , um ein anderes B e isp iel anzuführon,
das in einem fe u ch ten Thonkluinpon en th a lte n e W'asscr durch plötzliche Einwirkung s tren g e r K ä lte zu E is -
Adern g e frie rt, so scheinen sich auch im liquiden u rw eltlichen H a rz sa fte wä h ren d seines schnellen E rs ta rren »
gewisse B e s tan d th cile bald zu W o lk en und N e b e ln , bald zu Verzweigungen und Ad e rn , bald zu mancherlei
wunderlichen N a tu rsp ie len , als Z a h le n , B u ciistab cn , Zeic h n u n g en , P o rtra its u. s. w. co n d en sirt zu haben,
wobei die inilchwcisse F a rb e d ie se r F ig u ren m it d e r weinklaren Umgebung auffallend co n tra stirt. Tab.
V II. F ig . 20. zeigt eine schöne weisse Ramification im k la rs te n F a le rn e r (s o nannten die R öme r nach d er
F a rb e ih re s W e in e s die bei ihnen beliebte ste S o rte des B e rn s te in s ) , deren obere H ä lfte s ch a rf ausgeprägt,
d e ren u n te re ab e r in d e r trü b en Umhüllung e r s t an g ed eu tet e rs c h e in t, also durch zu ra sches E rh ä rte n
>) Hab en die im S c fan sw iirf imd bei Gräbereien liäiifig vorkoninienden a lten Korallen, tro tz ilirer oftmalig-cn G ro s se, den licidnisclien
F rau en a ls Sclmiuclc g e d ie n t, so mügen diese Scheiben a ls W irte l (v e rtic illi) an ibreii Sp in d eln b e n u tz t worden s e in , wobei icli
an eine ähnliche Anwendung des Be rn stein s bei den sy risc h en W eib e rn e rin n e re: s. IM in ü h ist. nat. lih. X X X V II. c. XI.
und dazu H a r d u i n ' s E rk lä ru n g : „ v e r t i c i l l i sn n t instrumenta qiiae iuso adhibcntiir n t facilius v e rla n tn r.“
*) Duridi die kap illa re E in sa u g u n g wu rd e mir b e i dem Schleifen d e r I n s e k t e n -S tü c k e , wozu ich niicli eines S an d ste in e s und zum
Po liren der gfsch len im lcn K reide zu b edienen p fle g te , die HoHhung au f eine kla re re An seb au u n g des Ohjek tes mehrmals v e reitelt.
Ich h a lte die b is z u r Olicrflächc drin g en d en z a rten R isse n icht b e a c h te t, wclelie in d e r Nähe d e r Ein schlüsse liänfig
v o rhanden sind. Diese leinen S p a lte n sa u g en während d e s Sehlcifens und n a ssen PoHrcns die ab g erieb en en Bernstein
S a n d s te in - und K re id e -P iirtik c ie h e ii e in , wodurch zwischen den klaren und dah er sc hwe r bemerkbaren W än d en der Ri.«sc eine
-sehr v e rd rie sslie lie Anbiinriing midureli.slclitigcr, k le in e r, w cissliclicr F ig u re n e n ts te h t. Durch tro ck en es Poliron a u f einem
SlreiehriPiiii'ii, od e r dnreli Eiiireibeii von T a lg in die Bisse v o r dem Seh lc ifen , wird d e r Ein sa u g u n g v o rg e h e iig t: ich habe
diesen cinfaelien K iinatgriir a i.er e rs t erieriiL, a ls nianclics L eh rg e ld g e z a h lt war.