- l o l
l
Dio galizische Salzformation, welche in F o rm e in e r kolossalen Scholle das südliche P o le n nnd
Galizien bis S iebenbürgen und U nga rn d u rc h z ieh t, wurde vom Gra fe n S t o r n b e r g ans botan isch en , von
B o u e , K e f e r s t e i n u. A. ans geognoslischen G rü n d e n , dem jü n g e re n F lölzgehirge b eig e zäh lt, wodurch
in d e r Reihofolge d e r sp ä te ren T e r tiä r-F o rm a tio n e n n u r e in e r d e r le tz te n P lä tz e fü r die B ernsteinbildnng
üb rig bleibt. Auch ich tre te d ie se r Bestimmung b e i, sobald man die läntstehung dos B e rn s te in s n u r nicht
zn nahe an die G e g enw a rt b rin g t, o d e r g a r in dio Z e it d e r p o st - pliocenischen Bildungen stellt. Galiziens
Salzmasse konnte s ic h , nach Ansicht d e r N e p tn n is te n , n u r ans einem ru h ig en k ry sla llh e lien W a s s e r so
chemisch re in p rä c ip itir c n , als man sie in mächtigen Schichten abge lagert s ieh t. H e ftig e S tü rm e haben
bei ih re r Bildung das M ee r nich t d n re hw ü h lt und g e trü b t. S e lb s t nach b e e n d e te r Absetzung des Salzes
und nach se in e r Tro ck en leg u n g ü b e r dem M e e re ssp ieg e l, wurd en die L a g e r , wie ih r Anblick l e h r t , nich t
m eh r von W a ssc rflu th e n du rc h b ro ch e n , nicht einmal merklich von ih n en b e r ü h rt, und beschädigt. S ie
wurd en von den D ilu v ialllu th en , welche den Bornsteinwald ze rtrüm m erten , nich t e rre ic h t, weil d e r u ra lisc h -
karpathisehe H ö henzug v ielleich t schon als S ch u tzw e h r dazwischen la g ; sie müssen folglich ä lte r s e y n , als
die Verschwemmung des B e rn ste in s. Dass d e r lange Zeitraum d e r B u lio , we ic h er d ie E n ts teh u n g b e id e r
Gebilde b e g ü n s tig te , bei beiden ein und derselb e gewesen s e y , is t kaum anzmiehmen, da das heutige
P re u s s e n wohl noeh grössteiilhells u n te r W a s se r la g , als P o le n , zumal dessen sü d lic h er T h e il, schon als
F e s tla n d h e r ro rg e tr e te n wa r. Die in Wie lizk a's L a g e rn bisweilen verkommenden organischen Ein sch lü sse
scheinen gegen die T h e o rie d e r neu e ren Geologen zu sp re c h e n , dass das Ste insa lz d urch Sublimation
entstanden u nd mitte lst p la to n isch e r K rä fte aus den T ie fe n d e r E rd e omporgchohen sey . E in e V e r-
glcichnng d e r zu beiden F o rm a tio n en g ehörenden organischen R e s te wä re jed e n fa lls wünschenswcrth. ')
Durch das g a r n ich t seltene Vorkommen, ein g o sp rcn g ter Bornsteinstückchen in an d e ren F o rm atio n en
und G e s te in e n , die v ersch ied e n en Altersstufen d e r te rtiä r e n P e rio d e an g c h ö ren , erg io b t sich ein zw eiter
W in k z u r Bestimmung des re la tiv e n Alters se in e r Bildungszeit. B ev o r ich einige derselb en nenne, muss ich
zwei succossive E re ig n is se s c h a rf von ein a n d er t re n n e n : dio E r z e u g u n g u nd d ie V e r b r e i t u n g
d e s B e rn ste in s. J e n e b eg in n t mit dem H e rv o rtre te n des In se lla n d es and umfasst den langen Z eitra um
von d e r E n tsteh u n g dos B ern steinw a ld cs bis zu dessen Z e rs tö ru n g ; diese b eginnt m it dem U n terg än g e
d e r Wald sch iip fu n g , en th ä lt den Zeitraum se in e r Verschwemmung und d au e rt in k leinerem Maasstahe noch
heute fort. Die E n tsteh u n g d e r B e rn ste in - fü h ren d en G e ste in e fä llt in des B e rn s te in s Verschiveinmiingszeit,
cs sind dieselben also sämmtlich jü n g e r als er. H ie rh e r geh ö ren d e r S a n d s te in , d e r S chiefe rthon und
Kohlcnsandstc in (z . B . ü b e r dem gallzischen S a lz lag e r) d e r plastische T h o n zu N o y c rs , d e r Cerithienka lk
zu P a s s y , d e r U eb erg an g sk alk , die bituminösen schiefrigon T h o n lag c r S ic ilie n s, d e r L ü n e b u rg e r u nd H o ls
te in e r B orac iten - G y p s u. s. w. Ara häutigsten ersch e in t d e r B e rn s te in ab e r imme r in G e se llsc h a ft
d e r B rau n k o h le ; mit ih r kommt e r in allen seinen inländischen sek u n d ä ren L a g e rs tä tte n v or, u nd auch in den
g rö sse ren primären B raunkohlenlagern an g ren ze n d er P ro v in z en , wie b e i G rü n b e rg ln S ch le s ien , sind S p u ren
v on ihm entdeckt. Seine F o rin a tio n sz e it sch e in t d e r ä lte re n B raunkohle näh e r, als d e r jü n g e r e n , zu steh en .
D e r skandinavische Norden (N o rw e g e n , S chw e d en , L a p p la n d , F in n la n d ) ze ig t an seinen F e lsen ,
wie w ir d u rc h S e f s t r o e m , B ö h t l i n g k u. A, w is se n , F u rc h e n , S chrammen und S tr ic h e , die sämmtlich
mehr o der wen ig e r von Norden nach S üden ziehen. In g leich e r Richtung s treichen R u s s la n d s , S chwedens
und F in n la n d s langgedehnte B in n e n se e n , T h ä lc r und Moräste. Auch die südbaltischen L ä n d e r , vorzüglich
O s t-P r e u s s e n , sind v on L an d se en d u rc hw eh t, deren Mehrzahl w ied e r von N , nach S. stre ic h t. D e r Zarn o -
witz e r S e e un d die R ad au n e n -S ee n in W o s l-P rc u s s e n , d e r Goplo südlich von B rom b o rg , u nd m eh r als ein
Uutzend schm a le r, zum T h e il m cilen lan g e r, sämmtlich parallel von N. nach S . sich d ehnender Binnenseen
um Sensburg h e rum , mögen als einzelne Beisp iele dastehen. Ich glaube, dass die Furchen nnd Schrammen
in den skandinavischen F e lse n , die Asar in Schweden, die Moräste F in n la n d s, dio muldeiiförmiacn L a n d s c e -
b e c k cn , dio ö fteren langoii S trecken von Sand und Kioseigcrölle und dio bisweilen in gleichem S trich e abg
ela g erten Gr.initblöcko P re n s s e n s , d a i n a l l e n d i e s e n E r s c h e i n u n g e n d e r s e l b e P a r a l l c l i s -
m u s h e r r s c h t , gleichen U rsp ru n g e s, und als mechanische F o lg e n gleiche r Ka la slro p b cn zu bctra rhlcn sind.
P o la risch e M ee resström u n g en , losgebrochone Stoinmassen mit sich füliroild, haben in Schweden die Felsen
geschrammt, ans B e rg e strüm me rn die Asa r geformt, und in Finnland und in P reu s sc n den weicheren Boden
dnrchfurcht. W o h in d e r Z u g d e r Strömung die zum T h e il a u f Eisinse ln ru h en d en Blöcke am re ich lichsten
tr u g , wo u n te r wärmerem B reito g ra d c dio südlich treibenden Eismassen allmählig schmolzen,
o d e r wo s ie , zwei D ritte l ih re r Masse u n te r dem IV a s se rsp ie g e l, an seichten Ste llen häuflg strande ten,
da sanken die F ra c h ts tü c k e am z a h lreich sten n ie d e r, und tau sen d jä h rig e r We llenschlag rmidele ih re Kanten
allmählig a b , wie man solches an den mcislon gew ahr wird. D a h e r erscheinen in d e r H ü g e lk e tte des
uralisch - höllischen Höhonz agcs viele B e rg o s rü c k e n , damals aus dem Mee resgründe vielleich t kaum auf-
tauchonde S an d b ä n k e , Rilfe und In s e ln , mit ihnen gleichsam besä et, ') nnd dadurch wurde in meh re re n Gegenden
R u s sla n d s, P o le n s , P re n s se n s und Mecklenburgs auch ih re strichweise Ablagerung horvorgebrachl.
In O s t - P re u s s e n zie h t sich eine Stointrümmcrlinio von Sleinbeck westlich hoi Arnau v o rb e i, ü b e r T ru -
tonan nach M ü lsen , und we ise t v e rlä n g e rt a n f den holhnischen Meerbusen hin. Aus demselben G runde
stammt die Mehrzahl d e r in Russland liegenden G ra n ite — vierzehn Arten nach D u r o c h c r « ) —
aus dem nördlich ü b e r llusshand gelegenen L ap p la n d und F in n la n d , dio in P reu s sc n und P o le n lagernden
vermisch t ans F in n la n d , dem Gouvornemonl Viborg und S chw e d en , und die westlich von d e r Weichsel
vo rh a n d en en allein aus Viborg und Schweden. F a s t ganz N o rd am e rik a , von Neufundland bis zum
oberen M is s is ip p i, ist a u f ähnliche W e ise m it n ordischen F c ls trüm m e rn b e stre u t. D e r T ra n sp o rt d er
Blöcke a u f Eisinse ln ist längst a u s se r Zwe ifel g e s te llt: S c o r o s b y fand im nördlichen P o la rm e e ro Eisberge ,
die eine d ritte l deu tsch e Meile im Umfange h a lle n , mit S te inen b e la ste t, d eren Gewicht a u f 50 bis
100000 T o n n e n geschätzt w a rd , an d D u r a o n t d 'U r v i l l e sah ähnliche im antarctischcn Ocean bis in die
Nähe dos Vorgebirges d e r guten Hoifiiung, Gleiche Massen treib e n a u f d e r westlichen H a lb k u g e l, an Ca-
nadns K ü s te , noch u n te r 4 8 " bis 5 0 » N. B r ., also sü d lic h er als P r e u s s c n , u nd im Sommer 1842 t r a f das
englische S ch ilf Emmy, a u f se in e r F a h r t von Amerika nach E u ro p a , noch zwischen 41 " 43 " N. Br.
Eisb erg e von 100 bis 180 E . H o h e an. — B e leh ren d in Ansehung d e r Forlschaffnngsweise, wenngleich n u r
einzelner Blöcke u nd in h esc liränkterem K r e is e , is t die am finnischen M e e rb u sen , in preussischen flachen
Binnenseen und in solchen S üm p fen , dio sich wä h ren d des W in te rs mit E is üb e rz ieh e n , mehrmals beobachte
te E rscheinung d e r sogenannten wandernden S te in e : dio Blöcke frie ren im W in te r e in nnd werden,
wenn die E isdecke sich w ied e r lö s e t, von d ie se r gehoben u nd in d e r Richtniig dos Winde s fortgcschleift.
Bie nordischen Blöcke gehören dem jü n g e re n diluvischen L ehm und dem S ande an. Ih r hiesiges
Vorkommen fä llt ganz entschieden schon in dio post - te rtiä re Zeit. Aus diesem G ru n d e siclit man sie
1) P i i s c l i a . (I. ™ . 2. S . l l ü II. r.
0 Oci B n is tc ro rt lliiift ein haiiptsächiiiili an s Gra iiitg ca cliic b en , Sy e n it und Gtieusg liestelieniles Hilf weit in das Meer liinein.
lind liei k n lire n is t da.s s te tle tjl'c r von ilinen wie von einem VV'alle uinliriiii/.t. Oie Zahl der standiriaviarheii B lö d ic b t
mim t.rstan rirti. In P re u ssen bennt-/.l man sic se it einem halben Ja lirla n s em l, oline bcdcntende Vermimleninfr, Fiindamctilen
nn allen g ro s s en lia n te n , j e t / t baiifig an C h a u sse en , und h e i Swinemüride nnd N en ralin v as ser anm .Vlolcnban. Die eben
vo cn nie iistlielic lln l’emnnle am A n sän s sc d e r VVeiehscl entliiilt allein über aivei Millionen Knbihtuss. E s g ew a h rt e
tliüiiillclien G en u s, bei ru h ig e r S e e a n t diesem ilaebeii Gewölbe ta s l lausend Sc b rilln weit Io d a s Menr liiaeinangelien,
eine biiiitc .Miisterknite skan iliria risclier frisch g e s p re n g te r Granite in cy klopisehnr Mosaik an seinen Fü s sen sieht.
• J D i i r o c h c r o b se rv a tio n s su r Io plicinomonc diluvien dans le Nord de l'Eiiro p e. In de« Comptes rendues. T . .X IV. Nr. 3 .
s . J - . _ .M. v e rg l. V. L e o n h a r d 's Geo lo g ie. S tn ltg . 1 8 4 0 . Bd. 3 . S . 4Ö8 ii. f.
en e ig en -
obci man
Ii