Sprunges als d e r B e rn s te in , die K orallen vermuthlich e r s t v o r tausend J a h r e n g e fo rm t, und d e r Drath
g erie th wahrscheinlich hei einem Du rch b o h ru n g sv e rsu ch e, durch Ab b re ch e n , hinein. W a s beisammen liegt,
ist darum nich t zusammen entstanden, ^ y o o d w a ^ d e rz ä h lt, man habe aus den Austerbänken bei ITappis-
burg mit den Austern die Backenzähne von wenigstens 50 0 E lcp h a n te n in d ie H ö h e gezo g en ; wenn diese
submarinen Bänke nun künftig einmal als F e s tla n d wiede r auftauclitcn und ein ¡Vaturlorscher fände dann
u n te r den Austerschaalcn noch h u n d e rt Z ä h n e , w ü rd e man da wohl s c h lie s sen , es h ätten E lep h a n te n und
Austern gleichzeitig an d ie se r S te lle g e le b t? Im v ierz ehnten J a h re sb e ric h t d e r G e sellsch aft fü r pommcrsrlie
Ge schichte und Alterthumskunde (S. 53) wird eine s i. J . 1830 bei G ro s s -R a k ow u n te r'D ilu v ia ls c h ic b fe n
gefundenen Menschengerippes e rw ä h n t, und hin zu g e fü g t: „w ir haben cs h ie r also ofTcnbar m it einem
anlediluvianischen Menschen zu Ih u n .“ Ganz P omm e rn ist j a ab e r bekanntlich n u r von Alluvium u nd seh r
jungem Diluvium b ed e ck t; d a w ürde nach g leich e r Logik auch fü r die kleine Glo ck e und fü r die lieidni-
sehen Korallen ein anted ilu v ian isch c r Ursp ru n g zu vindiciren se y n !
Von S ä u g e t h i e r c n zeigte sich im B e rn ste in b ish e r n u r eine g e rin g e S p u r ; deutliche E in d rü c k e
von H u f e n , K ra lle n , o d e r K lau e n , sah ich n ie ; n u r einige Male e in z e ln e , 1 bis 2 Zoll lan g e , zusammeng
e b o g e n e , dem Anschein nach weiche H a a re ohne Wurzel und S p itz e , an denen sich mikroskopisch nichts
B esonderes ermitteln liess. E in noch nich t abgebildetes Inclusum in meiner Sammlung w ürde von hohem
In te re s se s e y n , wenn eine vorläufig d a rü b e r ausge sprochene V e rmuthung sich bei w e ite re r P rü fu n g , zu d e r
m i r le id e r die G e le g en h e it f e h lt, b e s tä tig te : es ist ein locke res Büschel etwa IV 2 Zoll la n g e r, ebenfalls
weich ersch ein en d er H a a re , das nach H e rrn P ro fe s so r C o r d a ’s Meinung von e in e r F le d e rm a u s , a b e r von
k e in e r einheimischen, sondern von e in e r d e r indianischen n äh e r s tehenden A rt, h e rrü h re n soll. Man e rk en n t
d urch das Mikroskop in ziemlich gleichen En tfe rn u n g en k le in e , etwa s abstehende S ch ü p p ch e n , in deren
S te llu n g ich jed o c h keine Spirallinie entdecken kann, wie E b l e solche vom H a a re d e r Ve spertilio serotinus
abgebildet hat.
Dass V ö g e l den B e rn ste inw a ld b e le b te n , habe ich nie b ezweife lt, da kein Ölangel an F rü c h te n
und mchlreichen Körnern w a r; erwiesen wird ih re damalige E x is te n z a b e r durch eine F e d e r , die ich in
e in e r, le id e r schon fa c e ttirten und durch b o h rten Ko ralle fand. Das B e riistcin stü ck h a t 1" im horizontalen
D u rchm e s se r, is t völlig we inkla r u nd e rh ie lt von mir die Form ein e r l '/ a '" d ick e n , flachen Scheibe,
wodurch das Objekt also s e h r deutlich ins Auge fällt. Die F e d e r is t T ab . VII. F ig . 29 in ih re r n atürlichen
G rö sse und F ig .30 v e rg rö s se rt d a rg estellt. D e r K ie l ist an d e r S p u le und am S ch aft v e r le tz t, einige
Äeste fehlen, an d e re sind ein g ek n ick t; u n v e rk ü rz t käme ohne Zwe ifel die d o p p elte L än g e h e rau s . Ich glaube
dass cs eine A x illa r -F e d e r vom h in tere n F lü g e lran d e i s t, da sie fü r eine F la um - o d e r D e ck fe d e r zu viel
R igidität besitzt. F ig . 31 ze ig t in noch s tä rk e re r V e rg rö sse ru n g d ie an den S trah len befindlichen Häckchcn.
Da ich aus F o rm und S tr u k tu r , in Ansehung d e r Familie des einstigen T r ä g e r s , Nichts zu e rmitteln v e rm
o ch te , so legte ich das Original einigen b ew ährten Ornithologen v o r ; ich habe mich a b e r vergebens um
Belehrung bemüht. Ich v erdanke meinem w e rth cn F re u n d e u nd C o lle g en , dem H e r rn Dr. K l i n s m a n n ,
d ieses se lten e Stück.
A m p h i b i e n u n d F i s c h e werden in S ammlungen ö fte rs gez eigt; wo ich sie s a h , wa ren sic
jedoch s te ts künstlich eingebracht. Man wählte zur Au sfü h ru n g solcher B e trü g e re ie n p la tte ovale S tücke,
sägte ein Mannbrium ab, höhlte das H a u p ts tü ck in se in e r Abschniltfläche gehörig aus, schob eine zusainmen-
ged rü ck te E id e c h s e , einen L au b fro sch , o d e r einen kleinen F isc h h in e in , klebte das Manubrium mit Mastix
w ied e r an und v erzierte die R ä n d e r mit S chnitzwerk und leichte r G r a v iru n g , um die s te ts beme rkbar bleibenden
Gren zlin ien d e r ausgesciiabtcii Höhlung möglichst zu verdecken. S e n d e l bildete T ab . VI. F ig . 19—22
seines M e rk e s schon F rö sch e und F isc h e a b , und ich besitze ähnliche alte K a b in e tstü c k c , die in G rö sse
und Ausstaffiruiig je n e n so älinlich s e h e n , als wären sämmtliche F isc h e und F rö sclie zu e i n e r Z e it, in
e i n e r W e rk stä ttc producirt. Auch Limnobien und g rö sse re K ä fe r sind künstlich eingelegt worden. E s ist
auch kein Gru n d v o rh a n d en , das Vorkommen kleiner Iloplilieii leugnen zu wollen; die Möglicbkeil bleibt
denkbar, wenn sich das Nichterscheinen grö sse rer Organismen auch a u f mancherlei M^eise erklären lässt.
M''ir sehen uns also a u f die w i r b e l l o s e n T h i e r e zurückgeführt. Von diesen kommen nur
G liodcrthiere, und zwar die Classen d e r Crustaceen, d er Insekten und d e r Arachniden vor. Ein I langer
Regenwurm, le id e r so stark mit Schimmel b ed e ck t, dass we d er Lippensegmente und K ö rp e rrin g o , noch
Gü rte l und GeschlcchtsöfTiiungen zu e rkennen s in d , und zwei kleine Schneckengeliäuse —- ein e r T u rrite lla
oder eines Chenopus (?) und eines T u rb o (?) — die ich v o r mehreren J a h re n fiüclitig sah (man vergleiche
S e n d e l a. a. 0 . Tab . VI. F ig. 13.), sind die einzigen B eisp iele aus den Classen d e r Aniiulaten und Mollusken,
welche mir b ish e r bekannt geworden sind.
E s se y mir g e s ta tte t, ehe ich zur nähe ren B etra ch tu n g d e r eingeschlosscncn Organismen komme,
noch ein P a a r M'orte ü b e r den F u n d o rt d e r Stücke einzuschalten, den ich a u f den M’unscb einiger sehr
g e e h rte r, ab e r nicht völlig sachkundiger F re u n d e bei jedem P flan ze n re ste und bei jed em In se k te anzugeben
ersucht worden bin. E s is t dies Verlangen völlig u n au s fü h rb a r, da alles am S tran d e Ge fu n d en e und alles
an unzähligen-Orten des Lande s Gegrabene, in den Bernslein-Comptoiren zusammengeschüttet, nach seinem
materiellen W e rth e s o r tir t, an die B e rn s te in -B e a rb e ite r v e rk au ft und von diesen e rs t dem Sammler zu
T h eil w ird , ohne dass le tz te r, da die Stücke vielfä ltig aus ein e r H a n d in die ande re g ingen, ü b e r den
F u n d o rt auch n u r das ¡Mindeste erforschen kann. E s würde ab e r auch d e r dokumentirleste Nachweis ganz
überflüssig seyn, da jed e s S tü ck , mag es am P illa u e r, oder am Danziger S trande, in der T u c h e ie r Ha id e 2 F .,
o der im pommerellischcn P la te a u fiO F . tie f gefunden s e y n , d o rt nicht mehr an se in e r G e b u rts s tä tte lag;
wir kennen j a die gemeinschaftliche re iche Q u e lle , aus welcher j e d e r sekundäre heutige F u n d o rt seinen
In h a lt empfing. Merkwürdig aber is t mir d e r Umstand, dass ich in grösse ren Quantitäten (etwa in l Scheffel)
frisch gesammelten N eh ru n g c r S e e s le in e s , die ich stückweise d u rc h su ch te , ein Mal m ehre re Ex em p lare des
Termes gracilis P l e t . & B e r., in einem zw e ite n F a lle m eh re re Ex em p lare des Lachnus dryoides G e rm . & B e r.,
aber keinen T e rm ite n , und in einem dritten wiede r m eh re re Anthiciden und keines d e r genannten Individuen
fand. Aufmerksame B e rn s te in a rb e ite r wollen in manchen Quantitäten frischen Seesteine s m eh r S pinnen
und K ä fe r , in ande ren mehr Zweiflügler gefunden haben. Gewisse Pflanzengruppen gehören bestimmten
Oerllichkoiten a n , das Insektenleben ab e r s te h t bekanntlich mit d e r Vegetation in d e r engsten Causalität;
sollten also vielleich t einzelne S trich e des B ernsteinwa ldes vorzugsweise von gewissen In s e k tc n -F am ilie n
bewohnt gewesen seyn, wodurch die den ö le c re sg ru n d aufwühlenden Stü rme noch je tz t von einigen P u n k te n
mehr T e rm h in e n und A p h id id en , von ande ren mehr Anthiciden und D ip te re n , anzuschwemmeii im Stande
sin d ? Ich lege kein Gewicht au f diese B eo b ac h tu n g , da blosser Z u fa ll sie v e ran lasst haben kann, aber sie
e rscheint mir bei E rw ägung d e s se n , was ich schon S. 3ö vom pommerschen B e rn ste in an d c u te te , jedenfalls
erwähnensw-erth. E rn s tlich e r is t mein Augenmerk dahin g erich tet, von we it entfe rnten F u n d o rten , naincnlllch
aus Asien, o der auch n u r aus Sicilien, In se k te n -S lü c k e zu e rh alten , um ü b e r die Tdcntifät d e r d ort und liier
im Bernstein gefundenen Organismen entscheiden und die d a rau f b e ruhende in tere ssa n te F ra g e beantw orten
zu können: ob die geographische V e rb re itu n g der organischen Geschöpfe zu r Z e it des Bernsteinbaunies eine
allgemeine, eine zoncnweisc, o der eine insula risch-beschräiikte gewesen s e y ? B ish e r ist mir je d e r Versuch,
h ierü b e r genügende Aufklärung zu e rla n g e n , freilich g e s c h e ite rt, die Ka ise rl. Akademie d e r Misscnscha ften
zu St. P e te rsb u rg liat jedoch die dankba r anzuerkennende Gewogenhe it g eh a b t, mir zu r Ve rgleichung mit
dem hiesigen B ern stein d r e i B e r n s l e i n s t ü c k c 1»e n v o n d e r H a l b i n s e l K a n in (aus d e r Nähe der
Mündung d e r Kambalnilza) und a c h t a u s d e r t r a n s - 1 u r u c h a n s k i s c h e n T u n d r a zu überschicken, an
d e n e n s e l b s t d a s g e ü b t e s t e A u g e d i e v o l l k o m m e n e I d e n t i t ä t d e r am d o r t i g e n u n d am
h i e s i g e n S t r a n d e a ij f g e 1 c s e n e n F r a g m e n t e a n e r k e n n e n m u s s . Organische Ueberreste waren
m diesen eill Stückchen le id e r nicht e n th a lte n , nicht einmal ein sternförmiges H a a r, sie begründen aber
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