Die u rsprüngliche Consistenz d e s ausgoilossenen H a rz sa fte s ist in m eh re re n Abstufungen erweislich.
In einem S tü ck e meiner Sammlung, welches T ab . VII. F ig . 1. in n a tü rlich e r G rö sse abgebildet wurde,
liegt das Ha rz in strangfüriiiigen Windungen ü b e r e in a n d e r, an ein e ähnliche Ersc h ein u n g bei unseren
Kirsd ieab äum en e rin n e rn d , avo das Gummiharz bisAveileii in hornähnlichen Windungen aus d e r llin d e n sp a lte
h c rv o rg ep rc sst zu sey n scheint. W e n ig e r dickfliessend muss schon das H a rz bei d e r Bildung d e r T ro p fen
und S tengel geAvescii sey n . In den g rö sse ren un d d e r b e re n , Avie ü b e rh a u p t in d e r Mehrzahl sämmtlicher
S tücke, is t n u r eine ursprüngliclic H o n ig -C o n s is te n z d e n k b a r, denn In se k te n und B lä tte r , welche der
klebrigen Obcrlläcbc a d h ä rirte n , versanken langsam in d e r Masse und w urden in ih r schwebend d e r J e lz t-
welt aufbewahrt. Ab e r auch von dem schwachen Cohäsionsgrade ä th e risch e r O e le liegen zah lreich e B e isp
iele v o r; die a llerle ich testen G e g e n s tä n d e , z. B. die abge streiften, d u rc h sc h e in e n d -z a rte n H ä u te von Cica-
den, Bla tlid e n u nd H emc robien, Avurdeii bis in d ie äu sse rstcn T a r s e n von e in d rin g e n d er Masse so ausge füllt,
als sässe das eben ausgoschlüpfte In se k t noch selbst d a r in ; d e r Sch u p p en slau b a u f den F lü g e ln d e r Mikro-
lep id o p tere n und kleine, an einem Spinnengewebc hangende, T h au trö p fch e n blieben u n v e rs e h rt an iiire r S te lle ;
ste rn fö rm ig e s , vielarmiges P flan zen h aa r ist einzeln schAvebend in den meisten In sc k le n stü c k en v o rh a n d en ;
j a die mikroskopisch - feinen buschigen Antennen dev Ch iro n om u s- und Ceratapogon - Männchen sind nicht
zusa inmc iigcdrückl, oder in sich verklebt, so n d ern frei flatternd, Avie in tro ck e n e r L u ft. — Wodurch mögen
diese A'erschiedenen G rad e d e r L iq u id itä t h e rvorgebraclit Avorden s e y n ? D ie E rfa h ru n g le h r t, dass vege -
tabilische Secretio n en nach d e r BesoliaiFenheit d e s Bodens v a r ü r e n , es d ü rfte n also auch die ursä chlichen
Momente d ie se r Avechselnden Ersc h ein u n g th e ils in dem verschiedenen S ta n d o rte und in dem A lte r d e r Bäume,
th e ils in d en T em p e ra tu r-V e rh ä ltn is se n d e r L u ft, in dem Einflüsse d e r Jah re sz e ite n , so wie in d e r g rö sse ren
o d e r gerin g e re n F eu ch tig k e it d e r Atm o sp h äre zu suchen seyn. W u rd e durch gewisse Umstände m eh r
Na hrungsstoff ahso rb irt als assim ilirt w e rd en k o n n te , so h äu fte sich d ie Masse Avässriger T h e ile und es e rfolgte
höchst Avahrscheinlich eine liq u id e re , o der k o p iö se re , Absonderung des Ila r z s a f te s ; u n te r en tg e g en gese
tz ten Ve rh ältn isse n tr a t m it g leich e r FVahrscheinlichkeit das G e g en th e il ein. — Ob beim Copal ähnliche
F o rm en und gleiche Bewe ise ein e r V e rschiedenheit se in e r u rsprünglichen L iq u id itä t vorhanden s in d , is t mir
nich t bekannt. Ich glaube dass e r im Allgemeinen so dünnflüssig en ts teh t, als es beim B e rn ste in n u r bisweilen
d e r F a ll w a r, d a die in ihm begrabenen In se k te n in ih re r nächsten Umgebung n u r selten S p u ren d e r
Anstrengung h in tcrliessen , durch welche sie sich im To d esk am p fe von d e r klebrigen Masse loszure issen v e rsu
c h te n , da seine In se k te n wenige r v erstüm m elt s in d , nnd da ih re L ag e minder v e r z e r rt erscheint.
Die K ru s te , o d e r Rin d e des B e rn s te in s , ein Symptom se in e r V e rw itte ru n g , is t abhängig von dem
h eutigen F u n d o rte se in e r Stücke. — Man u n tersc h eid et bekanntlich den S e e - und den L a n d - B ern s te in ,
j e nachdem e r von d en W e lle n au sg ew o rfen , o d e r im Lan d e g egraben wird. Als P ro d u k te e i n e r Quelle
sind beide in Masse und Eiitstehungsw eise identisch, n u r die K ru ste gieb t ih re n Oberflächen ein v ersch ied en a
rtig e s Ansehen. G ro sse S tü ck e linden sich ab e r doch — so wendet man mir v ielleich t zweifelnd ein —
w e it häufiger in d e r E rd e und In se k te n stü c k e dagegen fast ausschliesslich an d e r K ü s te ? Das ist allerdings
nicht zu leugnen, b eg rü n d et ab e r kein Unierscheidungsmoment. D ie grossen Stücke wurd en dem auftauclien-
d en F e s tla n d e , wie wir schon wissen, vorzugsweise im Beginn d e r Ve rschwemmung z u g e fü h rt und ru h e n als
ehemaliger ö le e re sa u sw u rf in den Diluvialschicliten u n se re s Bodens. In den lie fe re n S tra te n sind dieselben
seit vielen J a h rh u n d e rte n den v erd erb lich e n Einwirkungen d e r W itte ru n g wen ig e r au sg e se tz t ( e in n eu e r
Gru n d — s. oben S. 13. — warum man bei Gräb e re ien die wc rlh v o llsten Stü ck e aus g rö s se re r T ie fe zieht),
als in den o b e re n , wo ih re Ve rw itte ru n g und Z e rstö ru n g durch oft ein d rin g en d e Nüsse und durch die
wechselnde T em p e ra tu r des Bodens offenbar beschleunigt w e rd en mussten. In d e r E rd e überzog sich
das abgelagerte Ha rz allmählig mit e in e r völlig undu rch sich tig en , g e lb ü c li-iira u n e n , o ft schw arzb rau n cn ,
1 bis l 'A L in ien dicken K ru ste . Den I n s e k te n - a rm e n , d erb ere n Knollen erwuchs daraus bei ih re r
G rösse n u r ein gerin g e r S u b s ta n zv e rlu st, d ie In s e k te n -re ic h e n , schieferigcn S tü ck e ab e r v e rlo ren dadurch
desto m e h r, d ie Ve rw itte ru n g drang immer tie f e r , und so wurden sie bisweilen durchweg in K ru ste v e rwandelt.
Dies is t d e r einfa che G r u n d , warum man im E rd s te in s e lten e r Insekten sicht. A b ge sporrt von
d e r L u ft blieb d e r B e rn s te in im Mee resgründe v o r den ungünstigen T em p e ra tu r-E in flü s se n b e sse r a ls im
Lan d e b ew a h rt, a u f se in e r Oberfläche erz eu g te sich folglich eine viel d ü n n e re K ru s te , j a mehrentheils
n u r ein h äu tig e r du rch sch ein en d er ü e b e rz u g , d e r die E in sch lü sse einigermassen e rk en n en lä s s t, und bisweilen
is t auch d ie se r d urch Abreibung so v e rschw u n d e n , dass einzelne S tü ck e wie p o lirt erscheinen,
eine Beobachtung d ie m it zunehmender Entfe rn u n g vom Centralpuiikte immer häufiger gemacht Avird.
Dass d e r We llen sch lag die leich t spaltenden schieferigen S tü ck e fo rtd a u ern d in grösse r Menge zertrümmert,
beweisen die im Ufersande centncrAveise alljährlich gesammelten Brocken. G ro sse Stücke kommen im
SeeausAvurf sp arsam er v o r , weil die K r a ft d e r Stü rme n u r an seichten Ste llen bis a u f den Gru n d des
Meeres Avirkt und an tie fe re n keine L o ssp ü h lu n g zu Stan d e b rin g t, dann aber auch Aveil d ie aus ih re r
L ag e rs tä tte dennoch emporgehobenen Stü ck e bei Brandungen häufig z e rs ch e lle n , Avährend alles im tiefen
Schoosse d e s L an d e s Abge lagerte v o r mechanischer Beschädigung besse r bcAvahrt bleibt.
D e r fo rtsc h reiten d e V e rwitte ru n g sp ro c ess b ringt a u f d e r Oberfläche des E rd b e rn ste in s eine E r scheinung
h e rv o r, die man zAvar auch bei ande ren Ge leg en h e iten , z. B. bei dem E inlrocknen des K iesc le rde -
hydra ts a u f dem F ilte r und s e lb st a u f dem Ihonigeu Schlamm e in e r ausge trockne lcn P fü tz e gcAvahr Avird,
die sich ab e r h ie r in co n stan te rer F o rm olfenbarl. Die K ru ste d e r ausgegrabenen Stücke ist nämlich
mehrentheils d e rg e s ta lt ze rrissen und z e rp la tz t, dass man fa st lau te r s c h a rf b egrenzte sechseckige S childcr-
chen v o r sich sieht. T ab . V II. F ig . 9. zeigt ein in k ru stirte s flaches S tü c k , das in n a tü rlich e r G rösse gezeichnet
Avard. Einigen Sechsecken fe h lt freilich die regelmässige G e s ta lt, dagegen is t dieselbe bei anderen
( * * ) Avicdcr s e h r vollkommen ausgeprägt. Die R isse dringen etAva 1 L in ie tie f ein und bilden kleine
C y liiid er, o d e r S ä u le n , d ie , durchiveg verAvittert, n u r in ih r e r Grundfläche d e r gesunden Masse ad h ä riren ,
sich a b e r, zumal an den Kanten d e r S tü c k e , o ft abstossen (B’ig. 9. a. a.) und mitte lst eines spitzen Messers
leicht ab g e sp ren g t Averdcn können. W o nun ein T h e il des noch u n v crw itle rten B e rn ste in s a u f solche
Weise entblösst Avard (F ig . 1 0 .), da b em e rk t m a n , dass je d e S äu le an der S te lle , avo sie au fsa s s , ein der
oberen Zeichnung ähnliches Sechseck hintcrliess, in dessen Mitte eine ru n d e , von concentrischen Ringen
umschlossene, kleine V e rtie fu n g befindlich is t. Die abge sprengte S ch u p p e zeigt a u f ih re r glänzenden Abbruchfläche
dieselbe N a rb e , n u r s ta tt des G rü b ch en s eine en tsp re ch e n d e Erh ö h u n g . E in gleich in k ru stirte s
stangenförmiges Stück in meiner Sammlung. (B’ig. 11.) is t von p arallelen Län g srissen und vielen Q u c r-
spalten d u rc h fu rc h t, Avodurch s ta tt d e r S echsecke kleine Para lle lo g ram m e e n tstan d e n ; avo diese sich ab-
stie ssen , da sind au f d e r fe sten Masse p arallele L ü n g sstreife n s ich tb a r, und j e zwischen zAveien imme r eine
Reihe ähnliche r k leiner K re ise (a. a.) mit schAvach c in g e sen k ter V e rtie fung. A u f d e r Oberfläche eines
k u g elfö rm ig -ab g eru n d eten S tü c k e s , das seine K ru ste gänzlich v e r lo r , sind ähnliche Abbruchflächen, ab e r
grösser nnd von fla c h -o v a le r T e lle rfo rm . — E s scheinen diese Modifikationen durch die F o rm d e r Stücke
bedingt zu Averden, das B’aclum se lb st ab e r e in e , m ehre ren fossilen H a rz e n zukommende, Bruchform d e r
abblätterndeii K ru ste zu seyn. An einem in d e r E rd e gefundenen Gagatstücke m it ris s ig e r Oberfläche sind
u n te r je d e r ab g e sp ren g ten S äu le dieselben S echse cke mit g e ringe lten Grübchen bemerkbar. Vor einiger
Z e lt grub num in P omme rn zwei 4 Zoll g ro s s e , c entrisch - d u rc h b o h rte , flache, Bernsteinscheibeii aus,
deren eine ich selbst besitze u nd deren ande re, etAvas g rö sse re, I l e r r T e s s l c r in Stolpe aufbcAvabrt. Beide
Avaren mit d e r geAvöhnlichen dicken K ru ste des E rd s te in e s überzogen und als man dieselbe abschabte,
erschien ihre Oberfläche d ich t b ede ckt von den erw äh n ten Sechsecken und G rübchen. W ie lange diese,
ohne Zweifel ein s t poHrt gcAvesenen, Scheiben in d er E rd e gelegen haben mögen, bis eine so dicke Kruste
sich von Neuem b ild e te , lä sst sich aus ein e r Nebeneinanderstellung mit jen e n alten Korallen einigermassen
c r r a th e n , Avclche man a u f heidnischen Begräbnissplä tz cn in und neben Aschenurnen öfter zu
finden pflegt. In e in e r solchen Urn e lagen einst neben diesen K orallen ein p aa r Münzen mit den B ru s tbildern
S t. A d a lb e rts und ß o le s la u s L , wonach das A lte r d e r Korallen a u f etAva acht hundert J a h r e zu
stellen ist. W a h re n d d ieses Z e itra um e s h a t die K ru ste noch lange nicht die Dicke eine r Linie e rre ic h t,
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