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kleilles enden m u s s te n , sehen wir in vielen Stücken b e s tä tig t, wo dann z ah lreich e abge stossene Hä rch e n das
T liie r mehr oder minder nahe umgeben. Doch auch selbst wo diese durchaus fe h le n , können w ir nich t mit
S ich erh e it w is sen , ob die im Bernstein g e la g e rte d u rchaus o d e r fast nackte P h ry g an id e nicht im L eben ein
Ha arkleid besessen habe. S elb st u n te r den lebenden Arten finden wir nicht seilen fast nackte o der haarlose
Individuen von Arten , welche normal ein dichtes H a ark leid führen. S tü ck e meiner Sammlung von P h ry g an e a
grandis liefern d a fü r prägnante B eispiele, und lassen sich dadurch erk lä ren , dass die genannte Art zum E ie rlegen
sich u n te r das W a sser begeben soll.
Musste nun bei F e stsetzu n g d e r Arlve rschiedenheiten die Ha a rb e k le id u n g und die fa st stets von ih r
abhängige Fiirbung mehr bei S eile gese tz t werden, so wa r es unumgänglich nöthig an d e re und sich re re Merkmale
ausfindig zu machen. Nach langem Ve rgleichen sche int mir die Bildung d e r A n a l-P a r th ie des H in te rleibes
und die verschiedene Form d er d o rt befindlichen appendices anales hiezu am zweckmässigsten. Die
zahlreichen lebenden Arten meiner Sammlung, welche ich zu diesem B eh u fe u iile rsu ch le , leh rte n mich einen
solchen Rcichthuin ve rsch ied e n e r Formen und eine fü r die Reihen v erw an d ter Arten wiederum so gleichartige
Anordnung ohne Id e n titä t des Details kennen, dass ich üb erzeu g t bin ih re g en au e B eschreibung und Abbildung
we rde wie bei den Libellen d e r s teten Konfusion ein sich eres Ziel setzen. Allerdings ist die Beobachtung
so kleiner T h e ile nicht le ic h t, und ich bin a u f desfalsigen T ad e l ü b e r die Wahl so su b tile r T h e ile gefasst,
glaube jed o ch , dass sich fü r mich dieselben G rü n d e gellend machen lassen, welche F ab ric iu s (lllig e rs Magazin)
so schlagend z u r V e rtheidigung d e r F ressw e rk ze u g e als G a ttu n g sch a ra k te r beibrachte. Üeberdies haben w ir
bei den im B ern stein eingeschlossenen P h ry g an id en noch den V o rth e il, dass diese T h e |le meistens a u s e in a n d e r
g e sp e rrt und re ch t klar d a licg e n , während g etro c k n ete S tü ck e j e tz t leb e n d er Arten sie o ft s e h r zusammengetro
ck n et und ohne P ra e p a ra tio n schwer sich tb a r haben. Nur muss man sich daran erin n e rn , dass sie mehr
oder minder in die letzten H in te rle ib srin g e eingeschoben oder ein g ed rü ck t sein können, und dann beim ersten
Anblicke ein ziemlich verschiedenartiges Bild gewähren. L e tz le re s g ilt namentlich fü r die zangenförmigen
Anhänge d e r Männchen einiger G a ttu n g e n , z. B . d e r P sychomien. Ein a n d e re r Einwand von m eh r G ew ich t
ist ih re verschiedenartige Bildung bei beiden G e sch le ch te rn . Da mir jed o c h sonstige Merkmale, welche dem
Männchen und M'eibchen gemein s in d , und doch dieselben von än d e rn verwandten Arten tre n n e n , nicht
vorhanden zu sein scheinen, so muss man sich bemühen so viel als möglich die zusammengehörenden G e sch lech te r
auszumitteln und ih re Form zu beschreiben. Ich glaube hierin auffällige F e h le r vermieden zu haben. S tücke,
in denen die Individuen in P a a ru n g o der ganz nahe bei einander liegend gefunden w e rd e n , geben h ie r den
besten Anha ltspunkt und gehören nicht gerade zu den S e lten h e iten . F ü r eine Anzahl namentlich k lein erer
Arten habe ich a u f diese W e ise , natürlich u n te r sorgsame r Berü ck sich tig u n g und Vergleichung alle r übrigen
Merkmale, beide G e sch le ch te r beschreiben können. Allerdings liegen m itu n te r auch re c h t diffe rente Arten
nahe bei einander. R am b u r H is to ire des N e u ro p lè re s 1842. ist übrigens d e r e rs te und eigentlich einzige
S ch riftste lle r, d e r die v e rsch ied e n artig e Bild u n g d ie se r T h e ile fü r einige Arten Limnophilus mit Glück benutzt
hat. Wa s Kolenati in B e tre ff derselben e rw ä h n t, is t m eh r allgemein g e h a lte n , n u r bei zwei A rte n von
Sta thmophorus h at e r ih re Differenzen in die Arldiagnose aufgenommen.
Es sind bei ih re r Beschreibung folgende P u n k te zu beachten. Beim Männchen zeigt d e r obere Rand
des letzten H in te rle ib sg lied e s j e nach den Arten zahlreiche Ve rschiedenheiten. E r ist ge rad e o d e r einfach
oder d o p p e lt au sg e sch n iU en , aufgeklappt o der h erab g eb o g e n , nackt o der b e h a a rt, o der bürstenförmig mit
kleinen dich t g e ste llten Sta che ln besetzt. De r u n te re Band zeigt bei einigen Ga ttungen (P h ry g a n e a ) ähnliche
Differenzen in F o rm und Bekleidung. Zu beiden S eiten dieses letzten H in te rle ib sg lied e s stehen die appendices
ana les, und zw a r zwei obere und zwe u n te re . J e nachdem sie mehr o d e r wen ig e r den H in te rle ib überragen
oder ganz in ihn v e rse n k t sind, e rsch iein t sein E n d e ab g e stu tz t und s tum p f o d e r mehr zuge schärft. Die Form
d ie se r Anhänge ist ebenso v e ränderlich als ih re G rö sse und R elation zu e in a n d e r, jed o c h durchaus constant
bei derselben Art. Die oberen sind bald einfach blattförmig, mehr o der minder ausge schnitten oder gezahnt,
bald dre ikantig o d e r cylindrisch etc. Noch mehr v a r ü rt fast die F o rm d e r un teren An h ä n g e, die bald
beträchtlich k le in e r, bald gleich g ro s s , bald s e h r viel g rö sse r als die oberen sind. Ih r e Basis ist m itunte r
b la tta rtig gegen den H in te rle ib g e d rü c k t, häufig mit einem o d e r mehre ren Zäh n en von ve rsch ied e n e r Form
und L än g e bese lz l. Alle v ie r sind nackt oder bisweilen stark behaart. Zwischen den u n tern appendices liegt
d e r penis von zwei Klappen begleitet. Auch d ie se r ganze Appa rat, d e r bei manchen Ga ttungen s e h r complicirt
ist (M y s ta c id e s ), bietet re c h t diffe rente A rtu n te rsch ied e , doch is t e r zu selten deutlich zu s e h e n , um gegenwä
rtig ihn z u r Artbe schre ibung benutzen zu können. Ueber dem penis, zwischen und etwas u n te r den oberen
appendices liegt v e rtie ft d e r Afte r. Nur bei einigen H y d ro p sy c h en habe ich ihn vo rg ed rän g t gefunden, ähnlich
wie e r bei den NVeibchen gewöhnlich angetroffen wird. Ich halte d ie se Bildung fü r accidentell und durch
äu sse re G ew a lt ve ru rsa c h t. Neben und etwa s u n le r dem A fte r liegt noch ein P a a r Anhänge, welche eigentlich
allein app. anales g en an n t werden m ü s s te n , da die vorhin beschriebenen mehr app. abdominales darste llen.
Ih re F o rm und G rö sse isl gleichfalls s e h r v e rsch ied e n , m itu n te r scheinen sie s e h r verk ümm e rt oder ganz
zu fe h le n , bald sind sie säbe lförmig, ra e s se ra rtig , oder d re ik a n tig , bald lie f v e r s te c k t, bald stark vorrag en d .
Auf den Rand des lelzten H in lerle ib sg lied e s und die v ie r appendices anales abdominales habe ich die Artun
tersch ied e b e g rü n d e t, während die mittleren appendices anales intermediac selten e r in B etra ch t kommen.
Bei den Weibchen lassen sich dieselben T h e ile , « ft jed o c h s e h r modificirl nachweisen. Nur ist bei
dense lben d e r Afte r meist stark vo rg e zo g en , m itu n te r geradezu in eine lange Leg e rö h re verwan d e lt (R h y a -
cophila, P sy ch om ia ). De r obere Rand verwächst dann meist damit und ist n u r als erhabene L e is te angedeutet.
Die Form des Afte rs und seine Mündung, ob rund und intact o der g e sp a lte n , aufgeklappt, ist nach den
Arten unendlich verschieden. Is t e r in eine L eg e rö h re v e rw an d e lt, so fü h rt e r mitunter m eh re re G lied e r
als su p e rn um e rä re A b d om in a l-S egm en te .
Die oberen appendices oft s e h r deutlich (Limnophilus), verkümmern m itunte r und scheinen sogar ganz
zu v erschwin d en , o der mit d e r L e g e rö h re zu verwachsen. Aehnlich verhalten sich die unteren appendices,
v o r und zwischen ihnen a u f d e r U n te rs e ite d e s achten Segments wird zuweilen eine Art B rulhöhle bemerkbar.
Die Bildung d e r mittleren app. is t mir noch unklar, doch scheinen sie bei einigen Arten (Holostomis) vorhanden.
Da die b edeutende Anzahl d e r mir vorliegenden B e rn s te in -P h ry g a n id e n wahrscheinlich ein annähernd
richtiges Bild d e r numerischen V e rh ä ltn isse je n e r untergegangenen F au n a b ild e t, so mögen h ie r noch einige
Andeutungen P la tz finden. P h ry g an id en gehören nach den Dipteren unbezweifelt zu den am häufigsten
vorkommenden B e rn s te in - In s e k te n , und die Angabe B e re n d ts , dass sich u n te r j e 100 noch von keinem
S ammle r d e c imirte r Stücke etwa Î 0 Dipteren und 6 P h ry g an id en fin d en , e rscheint mir fast zu gering. In
B e re n d ts Sammlung bildeten die P h ry g an id en etwa s ü ber Vjo und die H ä lfte se in e r N e u ro p te ra , eine Zahl,
die sich durch V e rmehrung d e r Sammlung nach He rausgabe des e rsle n H e fte s bis auf '/aa ste ig e rte . Menges
Sammlung b ie te t ungeTälir dieselben Verhältnisse. Unter den mir vorliegenden Neuropteren bilden die P h ry ganiden
fast Via. Es re ch tfe rtig e n diese Zahlen die Annahme eines grossen Wa sscrrcich th um s im B e rn s te in lande
ü b e rh au p t und in d e r Nähe d e r B ern slein b ä ume , da die massenhaft vorkommenden und zusammenicbendeii
P h ry g an id en -A rten sich nie weit vom W a s s e r zu entfe rnen pflegen. Ein ande res schon P ic te i seh r auffälliges
Ve rhältniss bildet die In d iv id u e n -Z a h l d e r H e te ro p a lp e n und Iso p a lp en . P ic te t fand u n te r den von ihm
beschriebenen Stücken '/g H e te ro p a lp e n , die mir vorliegenden P h ry g an id en enthalten nur ungefähr V|3 H e te ro palpen.
S te ig t nun auch die Z ah l d e r Arten bei den Isopa lpcn in einem bedeutend geringe ren Verhältnisse ,
so erg ie b t sich schon d araus das häufigere und massenhafte Vorkommen d e r Isopa lpcn - Arten. Doch sind
auch diese Zahlen von In te re sse . Die sämmtlichen, lebende P h ry g an id en beschreibenden M'erke führen stets
eine g e rin g e re oder kaum den H e te ro p a lp e n gleiche Zahl von Isopa lpen - Arten an. Nur P ic te t beschreibt
fü r die montane F au n a des G en fersees eine die H e te ro p a lp e n fa st um das Doppelte ü berste igende Anzahl.
Is t nun zwar mit S ic h e rh e it an z u n ehm en , dass die kleinen und schwierigen Iso p a lp e n -A rte n ausser P ic te t
von den Beschreibern und Sammlern grob vernachlä ssigt s e ie n , und e rg ie b t auch wirklich die Summirung
alle r beschriebenen A rte n , dass sich gegenwärtig fast eine gleiche Zahl Fle teropa lpen und Isopa lpen in den
We rk en vorfinden, so is t gerade deshalb je n e s so abnorme Verhiiltniss u n le r den B e rn sle in -P h ry g a n id en von
doppeltem In te re sse .
Von frü h e re n Publicationen fossiler P h ry g an id en isl wenig zu berichten In Sendel stellen die letzten
F ig u ren d e r T a f. II. von F ig . 21. ab (m it Ausnahme von F ig . 22. 28. 3 3 .) sich er h ieh e r gehörige Insekten
dar. Die Abbildungen sind durchaus u n k en n tlich , doch is t mir eine Art so gross wie F ig. 21. long. c. alis
2 2 mill. u n te r den B e rn s te in - In s e k te n nie zu G e s ic h t gekommen. G e rm a rs P h ry g an e o lith a v etu sta Magaz.
Tom. I. P ag . 17. ist eine kleine Isopa lpe . In Bro d ies fossil Insects soll PI. 7. Fig. 18. eine P h ry g an id e
aus dem L ia s d arste llen . Ich halte dies kaum bestimmbare Rudiment eh e r fü r ein Dipteron. Dagegen stellen
PI. 9. F ig. 16. und 17. sich e r kleine Isopa lpen aus dem L ias dar. Westwood beme rkt dabei Pag. 127.
„D ie schmalen den Y orderflüge ln ähnlichen H interflügel v e rh in d e rn diese Art zu den Tric lio p te ren zn z ie h en “ .
E s ist aber d ie s e r G ru n d um so wenige r stichhaltig als die kleinen R liy a co p h ilid e n , deren H in te rle ib wie
F ig . 17. in eine L eg e rö h re endet, ein ähnliches G e ä d e r und dieselbe G rö sse alle r vier Flüge l besitzen, z .B .
Glossosoma. We stwood v e rg le ich t das T h ie r in d e r Form mil H em e ro b iu s , im G e ä d e r mit P a n o rp a , mit
beiden h a t es aber sich e r keine Aehniichkeit und Ve rwandschaft. Dagegen möchten die theils zu Chauliodes,
th e ils zu O rthophlebia (n o v . gen. P a n o rp .) gerechne ten F lü g e l P I. 5. F ig. 12., PI. 8. F ig. 7. ~ 9 , PI. 10.
F ig . 6. 9. — 12. wahrscheinlich zu P h ry g an id en gehören. Von den P an o rp e n sind sie sich er verschieden.
Ungemein auffällig i s t, dass die S chichten von Oeningen und Radoboj keine P h ry g an id en liefern. Ein
einz elnes Ge h äu se aus kleinen Qua rzstückeii und Pflanzentheilen g e b a u t, ähnlich dem von L. rhomhicus aus
O e n in g e n , h a t H e e r I. c. Tab . V. F ig. 10 abgebildet und Pag. 89. beschrieben. Im Bernstein finden sich
P h ry g a n id e n -G e h ä u s e selten. E in e r brieflichen Mittheilung Loews zufolge finden sich im Kalk bei Mainz
seh r schöne v e rs te in e rte P h ry g an id en -G eh ä u se , deren einige von H e y d en s Sammlung enthält. De r sogenannte
In d u s ie n -K a lk soll ganz aus P liry g a n id en -G eh äu se n bestehen.