d e s Urwaldes etwas nördlich ü b e r u nd z w i s c h e n diesen ehemaligen K ü slen strich e u seinen sche inba ren
W id e rsp ru c h v e rlie rt.
In we ite rem Umfange: in L ith a u o n , P o le n , S ch le s ien , d e r L a u s itz , S a ch se n , d e r M a rk , Mecklenbu
rg und H o ls te in , kommt d e r B ern s te in , wie schon beme rkt, zwar s e lte n e r als in O s t- und W e s t-P r e u s s e n
v ö r, cs worden ab e r in allen diesen L än d e rn doch m eh re re O r lo , z. B. Ostrolqka und Myszoniec in P o le n ,
einige P u n k to d e r L a u s itz , U hlenhe if bei N e u s ta d t-K b e r sw a ld e , d e r T h ie rg a rte n b e i B e rlin , B ran d e n bu
rg an d e r H a v e l, G ro ss -S c h ö n o b e ek unwe it Zehdenick u. s. w ., zum T h e il in n eu e ste r Z e i t , als re ic h e
Fuirdgruben bekannt. In S chlesien sali man ihn z e ith e r in n u r u nbedeutenden B rocken an etwa
zwanzig Orten im Sande aufgoschweinmter H ü g e l, im v origen J a h r e ab e r h at man in g rö s se re r T ie fe
werllivollc — a b g e r u n d e t e — S tü c k e , die re ic h e re L a g e r v e rh e is s e n , zwischen B ric g n nd L öw e n , desgleichen
bei S e h J e id u itz , e n td e c k t.') - Das südliche De u tsc h la n d , F ra n k r e ic h , S p an ien und O b e r-I ta lie n
sind auch nich t ganz cntblesst. Man beme rkte ih n kfirzlicli in e in e r S le inkohlengrube b e i Is c h l, und
Slcilien s te h t bekanntlich schon lange im B u fe zahlreich d o rt ge fu n d en e r Stücke. Auffallender W e ise
sieh t mau ihn in S ie ilic n , wie in E n g la n d , n u r a n d e r ö s t l i c h e n K ü s t e , an d e r Mündung des ihn
mit sich fü h ren d en G ia re tta o der S t. P a u ls - F lu s s e s , wo e r , nach B r y d o u c ’s A n g a b e " ), in Menge
gesammelt und zu Catania v e ra rb e ite t wird. Unwillkülirlicli g ed en k t man bei diesem F u n d o rte e in e r mög-
lichen Vermillolung durch je n e n O c e an , d e r , wie man verin u lh en d a r f, einst Asien von E u ro p a tren n te .
Ob sich au den östlichen K ü s te n Grie chenlands u nd d e r eu ro p äisrh o n T ü rk e i, o d e r am nördllclicn Abhange
des K a u k a su s , ähnliche S p u ren ehemaliger Anschwemmungen zeigen m ö g en , weiss ich nicht. — S o g ar in
an d e ren AVeltthcilen: an den Ufern des kaspischen M e e re s , in den indischen R e ic h e n , wie schon P l i n i u s
e rz ä h lt, in S ib irie n , Kamtscha tka und C h in a , fe rn e r in N o rd -A m e rik a u nd se lb st in Mag d ag ask ar, h at
man einzelne S tü c k e , u nd angeblich auch L a g e r, entde ckt. Ganz zuve rlässig ersch ein e n mir d ie s e , o ft von
nicht wissenschaftlich gebildeten Reisenden aus e n tfe rn ten L an d e rn mifgebraclilcn E rz ählungen ab e r niclit,
den n einige fossile un d nich t - fossile H a rz e seh e n dem B ern stein zum T äu sc h en ähnlich und haben in
rohen nnd p o lirten Stücken schon manchen höchst ach tu n g sw erth en N a ta rfo r s c h e r zu verd rio sslich en I r r -
th üm e rn v e rle ite t.
Die H y p o th e s e , dass d e r B e rn ste in an d enjenigen O rte n en tstan d e n sey , avo man ihn heute findet,
Avird durch die Schatze, Avelche man hin und Avieder aus d e r E rd e hob, sclicinbar u n te rs tü tz t. W ie koniilcn,
so frag t m an , solclie Q u a n titä te n , zuge standen dass sie Avirklich von jen em Mitte lp u n k te seines urAveltlichen
Vorkommens versclnvemmt Avorden s in d , bei e in e r E n tfe rn u n g v on z e h n , von d re is s ig , o d e r g a r von
siebenzig deutschen Sle ilen so A-ereinigt und zusammcngchäuft b le ib en , Avie Avir .solches heule s e h e n ?
AVäre e s nich t viel n a tü rlich e r an z u n ehm en , e s h ä tten ein z e ln e , o d e r auch m e h re re , Beriistcinbäume an den
jetzig en F u n d o rte n v e g e tirt und ih r H a rz da e rg o s se n , aao ein Z u fa ll es h e u te Aviedcr an den T a g b rin g t?
Ic h bin n i c h t d ie se r Meinung. Ich gebe z u , dass je d e s Aveite VerschAvemmen, zumal nach e in e r Gegend,
AA’ohin vom Centrum keine Strömung in g e ra d e r L in ie geda cht Averdcn k a n n , z. B. nach Sic iliens Ostküste,
s e h r geAvichtigcn ZAveifeln u n terlieg t, ab e r ich glaube schon an g ed eu tet zu haben und komme Aveilerhin noch
au sfü h rlic h er d a rau f zu rü c k , dass eine Ve rsch lep p u n g und neu e Zusammenhäufung an mässig en tfe rn ten
Pu n k te n d urch Strömung und S tu rm , d e r Wah rsch e in lich k e it nich t AA’id e rsp ric h t. Ic h räume fe rn e r ein,
da gleiche Bedingungen gleiche E rsc h e in u n g en h e rv o rzubringen p fleg e n , dass diejenige Baumgaltung, Avelchc
in dem urAAelllichen W a ld e B e rn s te in se c e rn irte , auch an bena chba rten, ihrem Fo rtk omm en gleich günstigen
Orlen , etAva a u f a n d e re n , A'ielleicht kleineren, In se ln desse lben Oceanes g ed e ih en , dass diese In s e ln folglich
zu äh n lich e n , Avenn gleich u n b ed e u ten d e ren , Ve rb re itu n g sh ec rd e n Avcrden und gleiche D en kmä ler ih re r
Ex is ten z zu hintcrlasscn v e rmo c h ten ; es müssten dann a b e r auch die jede sma ligen örtlichen L ag e ru n g s -
vcrhältnisso des B e rn s te in s mit d ie se r Ansicht im E in k län g e steh en . Das ist j e d o c h , so avcU meine E r fah
ru n g re ic h t, n irg en d s d e r F a ll. 3 Iir ist bis je tz t kein F u n d o rt b ek a n n t, von dem ich aus Ueberzeugung
sagen k ö n n te , dass e r ein primitive s L a g e r sey. D e r B e rn s te in is t viel ä lte r als die S tr a te n , in denen
e r liegt. P re u s s c n s te llt die BcAveise se in e r späten E rh e b u n g aus dem SIcere ganz klar z u r Schau ').
S ein e aufgeschAvemmlen Schichten sind P ro d u k te d e r gegenAvärtig noch fo rtdauernden Ordnung d e r Dinge.
A u f so jug en d lich em Boden Avuchs d e r Bernsteinbaum Avahrlich nicht. E r Avar längst v e r tilg t, als sie en tstanden.
Ab e r Bäume sp ä te re r Schöpfungsakte, die auch vorübe rzogen, mochten a u f d e r Avandelbaren Obe rfläche
gede ihen und ih re W u rz e ln zuAveilen bis in diejenigen ä lte re n S tra te n s e n k e n , in Avelchen schon
frü h e r B e rn s te in von den MeeresAvellen abgoselzt Avordcn AAar. , Die von A y c k e * ) in ein e r T ie fe von
50 bis 60 F . g efu n d en en , aus San d und sta rk v e n v ilte rte n B ernsteinbrockcn bestehenden K lum p en , Avelche
von dünnen W u rz e ln d u rc h se tz t und um fan g en , bei ihrem A u strocknen n u r durch das Wurzelge flecht v o r
gänzlichem Z erfallen geschütz t s in d , beAveisen in meinen Augen Aveiter n ic h ts , als dass die Wurzclenden
sp ä te r leb e n d e r Bäume bis dahin d ra n g e n , avo schon g e s tra n d e te r B e rn ste in la g , dass sie einz elne Stücke
desselben mit ih ren feinen Zerästelu n g en umstrickten und ih re Z a se rn in d ie , einige F eu ch tig k e it entha ltenden
S p a lten u nd Hisse des B ern s te in s sen k ten , wodurch th e ils ein Aveiteres Z e r sp a lte n , th eils ab e r auch
ein goAvisser G ra d des Zusammenhanges h e rv o rg eb rach t Averden musste. Dass B e rn ste in in so lch er T ie fe
v on Wu rz e ln ausgeschAvitzt Avorden s e y , d a r f schon a p rio ri nich t zugestanden Averdcn, da Wurzelonden
nicht se c e rn ire n d e , so n d ern absorbirende Organe s in d , u nd kann im vorliegenden F a lle um so Aveniger
gelten, als die mikroskopische Untersuchung, AAclche ich mir von meinem g e e h rten F re u n d e u nd Mita rbe ite r,
dem H e r rn P ro fe s so r G o e p p e r t , e rb a t, entschieden d a r lh a t: dass diese W u rz e ln zivar als fossile zu b e trach
ten s in d , a b e r k e in e r C o n ife ro , sondern ein e r E ic h e , angehörten. T ab . V II. F ig . 27. ste llt einen aus
stark verAvitterten B e rn ste in stü ck e n c. und scliAvach zusammcnhaltendem S ande d. bestehenden neslförmigen
Klumpen aus A y c k e ’ s Sammlung dar. In d e r oberen H ä lfte h at sich d e r leich t ze rbröckelnde B ern stein
bereits a b g e lö se t; man b em e rk t n u r noch W u rz e lä s te , von Avelchen die einz elnen B e rn ste in stü ck e frü h e r
zusammengelmlten wurden. Die Wu rz e ln sind an ih ren E in tritts te lle n b e i a. merklich s tä rk e r, als we ite rhin,
AVO man sie aus den S p a lten des B e rn s te in s , u nd aus d e r umhüllenden Sandmasse bei b. w ied e r h e rv o r-
tre le n sieht. F ig . 28. zeigt den Que rd u rc h sch n itt eines d e r g rö sse ren W u rz e lä ste . (Die E rk lä ru n g s. w. u. ln
G o e p p c r t s Abhandlung.) W e g en v öllige r Uebere inslimmung m it dem anatomischen Bau u n s re r Eich en -
Avurzeln ist kein Durclisch n itt e in e r solchen daneben gestellt.
D e r B ern steia b au in is t Acrschwundcn. E x is tir le e r noch irgendAvo in d e r lebenden W e l t, so wäre
e r gewiss schon entdeckt, ab e r Avie man ihn h ie r in d e r Na chbarschaft s e in e r ehemaligen H e im a th vergebens
su ch t, so auch an jed em an d e ren O r te , avo Sp u ren s ein es H a rz e s v e rb re ite t sind. W o d u rch Avurde denn
sein nicht in ZAveifel zu ziehendes VorschAvinden h e rb e ig e fü h rl, d u rc h Z e rtrüm m e ru n g d e r S ch o lle , die ihn
tru g , o d e r durch den W e ch s e l d e s K lim a s, dem e r u n te rla g ? N u r die v e re in te Auffassung b eide r 3Iomente
gew äh rt genügenden A u fsc h lu ss; e in e s , oline das ande re, löset das R ä th se l nicht. 3Vill m an , g e stü tz t a u f
die Au to rität arhlungsAvorlhcr R e is e n d e r, dem Bernsteinbaumc ein g leichzeitiges ehemaliges \o rk om m e n ,
also gleiche L eb en sb ed in g u n g en , soAvohl im heutigen P r e u s s c n , als in Sibirien ( v o n B a e r ) , Kamtschatka
3) G o e p p e r t in d e r Üebcrsiclit d e r A rbeiten und Vcriindcrung'en d e r scblcaiscbcn Ccsc llsc lia ft fiiv
Breslau 1 8 4 3 . S . 1 90.
va tei'liin d isd ie Ku ltu r i. J . 1 8 4 2 .
B r y d o i Ueise durch Sicilioii und .MiilU. L c ip a i^ 1 7 8 3 . T h I. 1. S . 2 1 0 .
>) Kin/.eliic, fast völlig' flache G eg e n d en , v.. B. die Bc/.irkc .lo h a n n e sb iirg , W ille iib e rg , Ncid eiib u rg und O rtc ls b iirg , rissen sich
g ew is s e rs t sp ä te r von d e r H errsch a ft des W a s s e rs lo s , a ls a n d e re b e re its b ew a ld e t waren , und v ie lle icb t schon von Menschen
bewo h n t w u rd e n , oder w en ig s ten s von ihnen b e su ch t werden konnten.
“) A. a. 0 . S . 25 .