mehrentheils a u f d e r Obe rfläche, und zwar zwischen P e te rs b u rg und Archangel in ein e r 50 Meilen
langen S treck e ü b e r den d ort lag e rn d en heutigen Äluscheln des E ism e e r e s , in den S a n d - und G e rö ll-
masscn bei Stockholm n e b e n S le e re s -C o n ch y licn ebenfalls noch leb e n d e r A r te n , in Dänemark mit ähnlichen
S tra te n we chsellage riid, u nd in den sttdbaltischeii O stse e - P ro v in z en in allen Schichten des
jü n g e re n Diluviums. Sie liegen ü b e r d e m B e r n s t e i n und kamen n a c h dessen Verschwemmung in
u n se r Land. —
Noch sp äteren Ile rü b e rk om m en s u nd zugleich jü n g e re n U rsp ru n g es sind die längs u n s e re r Meereskü
ste zahlreich vorhandenen Kalksteinblöcke. Dieselben stam m en , nach P u s c h , aus den jü n g e re n K a lk steingeschieben
O e la n d s, Gothlands und d e r K ü s te A'on S chonen h er. In P o le n fehlen sie gänzlich,
vielleich t weil d asse lbe damals schon trocken l a g , vielleicht auch we il das sie trag e n d e schwedische E is
schwächer Avar, also sch n e lle r schmolz und sie schon im hiesigen B re ite g ra d e zu B oden sinken Hess.
An m eh re re n S te lle n d e r südbaltischen K ü s te , am häufigsten in Samland zivischen Palm n ick en
und D irschkeim, a b e r auch am hiesigen S tran d e bei lle d la u und Aveiter westlich in P om m e rn , kommen in
den s te il ab g e stü rz ten U ferh ü g e ln , etAva fü n f F u s s ü b e r dem Mee resspiege l, o der auch am F u s se d e r Anhöhen,
2 bis 4 F u s s mäch tig e , o c k e rb ra u n e ') Blöcke v o r , Avelche aus einem Conglomerate von grobem G e ro lle ,
Sand u nd L ehm b estehen und mancherlei organische E in sc h lü s se , bisweilen auch einige B e rn s te in stü
ck ch e n , entha lten. Sie bilden in Samland horizontale S tre ck e n ( B o c k ) , g rö s se re und klein ere Bänke,
die sogenannte E i s e n b a n k . W r e d e e rk lä rt ih r E n ts te h e n aus den in den S tran d b e rg en zahlreich v o rhandenen
vitriolreichen Q u e lle n , d e ren E is e u o x y d h y d ra t zum B in d em itte l fü r die d u rc h sie k erte S a n d - und
G e rö ll-3 1 a s se wurde. Dies Bindemittel ist von s e h r v ersch ied e n e r F e s tig k e it, bisweilen so h a r t, dass beim
Zerhämmcrn d e r 3Iasse mancher S te in e h e r als d e r K itt z e rsp rin g t; in d e r R eg el z e rb ric h t d ie 3Iasse aber
ziemlich leicht, d e r We llenschlag ze rtrüm m e rt sie bald, u nd bisAveilen h ab e ich s ie sogar ze rre ib lich gesehen.
Vo r d re i J a h re n ra g te e in so lch er B lo c k , d e r 30 bis 4 0 Kubikfuss en th a lte n m o g te , aus d e r ste ilen U fe r-
Avand bei R e d la u , 6 F . ü b e r dem M e e re ssp ieg e l, h e rv o r, u nd ein zAveiter lag a u f d e r sch räg en Strandfläche,
Avo ihn bei mässig starkem Winde je d e W e lle b e sp ü h lte . Im folgenden Sommer fand ich den oberen
Block h e ra b g e s lü rz t, den u n te re n z e rtrüm m e rt, u nd i. J . 1843 Avaren beide ze rsch e llt u nd fa s t sp u rlo s mit
Sand bedeckt. H e r r P ro fe s so r A. E r r a a n h a t die Beobachtung gemacht, dass die b ern s te in fü h re n d e B rau n -
kohleiiformation an m eh re re n Aveit von ein a n d er en tfe rn ten P u n k te n d e r E rd e von analogen eisenschüssigen
Schichten zum T h e il ü b erd eck t ist. B ru ch stü ck e von R e d la u , Avelchc ich H e rrn E r m a n überschickte,
s tim m en , se in e r gefälligen 3Iittheilung zu fo lg e , in ih ren minera logischen C h ara k tere n nicht allein m it denen
von K u h ren in S am lan d , sondern auch mit d en e n von d e r W e s tk ü s te K am ts c h a tk a s , vom N ied e rrh e in
bei D ü s se ld o rf,2) u. s. av. s e h r genau überein. E rm a n fand auch in den einge schlossenen v e rste in te n
3 1 ee rcsth ieren , tro tz d e r Aveitgetrennten F u n d ö rte r, v ie l Uebere instimmendes und sp ric h t die 3Ieinung aus,
dass diese eisenhaltige S tra te sämmtlicher O rte im 3 Ie ere sg ru n d e en tstan d e n sey. Ic h kann d ie se r Ansicht,
in B e trc if d e r preu ssisch en E isen b a n k , nich t b eistimin e n , da die in den q u e ll- u nd suinpfre ichen S tran d hü
g eln nie fehlende H um u s -, Q u e ll- u nd Q u e lls a tz -S ä u re , wo sie in d en H ü ge lschichten a u f E ise iio x y d -
e n tha ltende Substanzen trifft, mit diesen ü b e ra ll Oc k er e rz e u g t, — d a solche Ockerinasse das erAvähnte
Bindmigsmittel b ild e t, — da in allen B lö c k en , Avekhe ich gesehen h a b e , nicht die mindeste S p u r ein e r
ruhigen Ablagerung von S ch a a lth ie ren , so n d ern ein völlig z e rs treu te s Vorkommen d e rse lb e n , Avie in den
Ilü g e lsc h ic h ten s e lb s t, beme rkt AAird, — und endlich Aveil in diesem Conglomerate, neben 31eeresbeAvohnern
frü h e re r und sp ä te re r Z e i t : B elomniton, O s tre a e , Na tic a e , S cu to lla e , Spatangi u. s. av. , auch F lüge ldecken
j e t z t leb e n d er L a n d k ä fe r befindlich sind. Jed e n fa lls ist diese F o rm a tio n eine d e r jü n g s te n , ivclche de«
B e rn s te in deckt.
Die E n ts teh u n g des B e rn stein s fällt, meines E ra ch ten s , in die Z e it d e r 3Iolasse. E in e Fonnatioiis-
folge ist sp ec ie ll und thatsächlich nicht n ad iz uw e iscn , d a das südbaltische L itto ra l n u r AJIua Ionen und
jü n g e re Diluvialschichten zeigt. W o llte m a n , mit liin z u s te llu n g d e r nicht einheimischen berusteinführenden
G e ste in e und F o rm a tio n e n , e in Schema entAverfen, so gewönne d asse lbe etwa folgende G e s ta lt:
F ru c h ttra g e n d e Schichten. Alluvium.
J ü n g e re s Diluvium. Nordische Geschiebe.
J ü n g e r e r Sandstein. S chiefe rthon. Cerithienka lk. B o ra c ile n g y p s , u. s. av.
P la s tis c h e r T h o n . B rau n k o h le n - u nd B e rn s te in -F o rm a lio n .
Ga lizische Salz - F o rmation.
Kreide.
Die Ve rnichtung des B e rn ste inw a ld c s is t Avahrscheinlich nicht a u f e inm al, nicht mit einem Schlage,
sondern stossAveise erfolgt. Und nicht blos ü b erstü rzen d e 3 Ie e re sg ew ä s se r, auch S tü rm e mögen häufig
p a rtie lle Z e rs tö ru n g en h e rb e ig e fü h rt un d unzählige Bäume n ied e rg e stre ck t h ab e n ; bisweilen mag auch ein
T h e il d e r 3Valdwiidiiiss d urch zündenden B litzstrah l in Kohle verAvandelt Avordcn seyn, ') ab e r m it rü ck -
kch ren d e r R u h e , die den geologischen un d g rö sse ren atmosphärischen E re ig n is se n s te ts zu folgen pflegt,
tra te n auch wiede rum E rsa tz und Erg än zu n g ein. S o lc h er 3Vechsel von p a rtie lle r Zerstö ru n g und AVieder-
aufvvuchs d e s Wa ldes mogte sich häufig aa ie d e rh o le n , und die Ihe ihve ise fo rtg e rissen e Bernsteiiiinasse,
u n te r dem Schutze e in e r milden T em p e ra tu r sich schne ll e r n e u e n , o d e r avo die Z e rstö ru n g nich t traf,
sich u n b eh in d e rt immer mächtige r h ä u f e n , bis endlich durch eine abermals aus Nord en einbrccheude,
umfangreichere, o d e r in ten siv e re , K a ta s tro p h e auch die letzten R e s te des Urgehölzes v e rs e n k t, in u n d lrt und
z e rris s e n , das organische L eb e n A e rn ich tct, u nd alle T rüm in c r des 3Valdcs durch die sich üborAvälzeiiden
F lu th e n theils v erschwemm l, theils an O rt und S te lle mit Sand und 3 Ie ere sgerölle bede ckt Avorden sind.
S p ä te rh in , nachdem Avahrscheinlich a u f nassem 3Vege die Unnvandlung des v e rs c h ü tte te n H o lze s in B rau n kohle
erfo lg t Avar, tra te n in allen O slse e lä n d e ru d ie nich t zu v e rk ennenden lokalen E rh e b u n g en des B o dens
ein.
Da bis z u r Ve rn ich tu n g des W a ld e s , die ich mir als eine allmählige d e n k e , gcAviss eine überaus
lange Z e it v ers tric h , so d ü rfen wir folgern, dass die ä ltesten H a rz a b la g c ru n g en , als die zu e rst verschwcmm-
ton, in den tie fe ren D ilu v ia l-S c h ic h te n u n se re s Bodens ab g e setzt Avorden sind. Und die E rfa h ru n g b e stätig t
diesen Schluss. Im schroffen Samläiidischen Ufe r zeigt die u n te rs te Aon d re i ü ber ein a n d er liegenden
Ih o n sc h ic h ten den re ic h sten B e rn slcin g c h ali. B e i lie fg e fü h rten ergiebigen G räb e re ien finden sich die Avcrth-
vollercn S tü ck e imme r zu u n te rs t, Avobel ih re g rö sse re S clnvere keinen genügenden Erk lü ru n g sg ru iid abgiebt.
Auch die B rau n k o h le kommt in e in e r d e r oberen Samlündischen S tran d sch ich ten ^) s e h r zerbröckelt,
dagegen in ein e r tie fe re n , Avclche durch eine zAvölf F u s s mächtige Sandlage von je n e r geschieden i s t , in
grossen Stücken v or. D ie d ick e re K ru s te , Avelcho alle in b eträ ch tlich er T ie fe gefundenen B e rn ste in stü ck e
c h a ra k tc ris iit, d e u te t, als s tä rk e re r G ra d d e r Ve rw iU c ru n g , ebenfalls a u f ein Iiöheres A lte r d e r tiefe ren
Ablagerungen hin.
‘ ) Eisenockers taiib is t g e lb b ra u n , Brauiikohlcnstaub sc liwarzbraun g e fä rb t.
2) 3Ian v e rg l. d e l a B c c l i e Handbuch d e r G eo g n o s ie , ü b e rs, vo n v . D e c l ic Berlin 1 8 0 2 . S . 2 7 6 .
) Die Aimalinii. e ines E rd b ra n d e s , wol g a r d e ssellien d e r Sodom und Gomorrha z o rs lü rle ( H a s s e ) , od e r e ines U 'a ldbrandes,
d e r den Bernstein anssclimof/, ( U a i i j i o l t , B o c k ) b e d arf ke in er e rn s ten M 'id erleg u n g .
■") H a g e n a. a . 0 . Bd. G. S . 2 1 4 .