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donnodi dio Ueborzeiiguiig, d a s s d e r s i b i r i s c h e u n d d e r p r o u s s i s c h e B e r n s t e i n a u s e i n e r
Q u e l l e g l e i c h z e i t i g h e r v o r g e g a n g o n s i n d . Von Knmonskoi (ü stlich von J e k a te rin e n b u rg ), vom
kaspischen Meere und von d e r We stk ü ste Kamtschatkas befindet s ic h , lau t empfangenem B e ric h te , kein
BcrnsU'in im Besitze d e r Ka ise rl. Akademie. ')
Die Aehniichkeit des unveltlichen allgemeine» In s e k te n -T y p u s mit dem heutigen h a t zu dem
Glauben v e r le ite t, dass die B e rn s te in -In s e k te n mit unseren einhe imischen, o d e r doch mit europäischen und
in einzelnen F ä llen mit tropischen A rte n ü b c r e i n s t im ni e n. Das is t ein irrig e r Wahn. Die schaffende
K ra ft d e r N a tu r brachte in den jü n g e re n T e rtiä r-C om b in a lio iie ii, u nd dabin g eh ö rt offenbar die B e rn s te in -
Formation, zwar nicht mehr je n e auffallenden Verände rungen h erv o r, durch welche die frü h e re n S chöpfungs-
aktc ch a rak te risirt sind, wir sehen sogar dieselben Gattuiigsformen aus e i n e m jü n g e re n Zeitabschnitte in den
a n d e r e n übergehen, aber ein wirkliches Uebereinstimmen d e r vorliegenden fossilen m i t n o c h l e b e n d e n
S p e c i e s ist weder aus d e r preussischen, noch aus d e r europäischen, noch aus irgend e in e r tropischen F au n a
erweislich. Die Natur sch ü ttete nach d e r Z e rstö ru n g des B e rn ste iiiw a ld e s, wie nach j e d e r theilweisen
Umwandelung d e r i> d o b e rflä c h e , ein F ü llh o rn voll a n d e re r Arten ü b e r den neuen Boden aus. J e d e Species,
die den Urwald b ew o h n te , ist aus der Reihe d e r lebenden ^ 686» verschwunden, is t untergegangen, u nd in
d e r J e tz tw e lt nimmt eine ande re ih re Ste lle ein. A f f i n i t ä t , a b e r k e i n e I d e n t i t ä t , so -h e is s t im Allgem
e in en , und i n g e u e r e i d e n t i s c h , in s p e c i e v e r s c h i e d e n , so lau tet in den einzelnen F ä lle n das
Bildungsgesetz, welches bei Nebeneinanderstellung d e r Organismen b eide r Zeiträum e mit wenigen Ausnahmen
als Norm gilt. W ie im gleichförmigen L au fe d e r heutigen Zeit n u r das Individuum nach vollendetem
Cyklusleben s tir b t, d e r Arten ty p u s jed o c h bei gleichbleibenden äusse ren Lebensbedingungen imme r conform
aus e in e r Genera tion in die ande re Übertritt, so g eh t in grösse ren K a ta stro p h en auch d e r A rte n ty p u s zugleich
mit den Individuen u n ter, und neu e Specie s, ab e r mit beibehaltenem G a ttu n g s ly p u s , b re ite n sich ü b e r dem
neu geschmückten T ep p ic h aus. D i e A r t e n s t a r b e n , a b e r d i e G a t t u n g e n n i c h t . — E in p aa r
Beobachtungen glaube ic h , als Bewe ise von d e r S tabilität d e r ewigen Schöpfungskraft sogar im F e s th a lte n
gew isse r forme lle r Anomalieen, h ie r nicht ü bergehen zu dürfen. Von d e r Spin n e n -G a ttu n g Micryphantes habe
ich bis je tz t d re i urw eltliche Arten zusammengebra cht, d eren eine (M . infulatus K o c h & B e r .) sich durch
eine flaschenhalsförmige Verlängerung des Vorderleibe s au sz eich n e t; u n te r den j e tz t lebenden A rte n derselben
G a ttu n g ch a rak te risiren sich m ehre re durch eine gleich auffallende Ve rlän g eru n g des Mesothorax, ohne dass
die einander so nahe b e rührenden Species identisch sind. Unter meinen B e rn s te in -S p in n e n fiel m ir eine
an d e re durch die dem K ö rp e r gleichkommendc Län g e ih r e r Spinnwarzcn a u f; ich glaubte d a rin etwas ganz
Ungewöhnliches zu s e h e n , empfing ab e r von meinem w ürdigen F r e u n d e , dem H e r rn F o rs tra th K o c h zu
R egen sb u rg , die erbetene B e lehrung, dass diese S pinne z u r exotischen und seltenen G a ttu n g H e rs ilia gehöre,
d e r diese Anomalie eigenthümlich ist. Ic h besitze in B e rn s te in ein Tenthred o n id en -IMäim ch en , dessen
F ü h le r durch ih re einfache K ammstrahlenreihe zwar an die F ü h le r des heutigen L o p h y ru s Ju n ip e ri e rinne rn,
ab e r in Zahl und F o rm d e r Kammzähne dennoch wesentlich von diesen verschieden s in d .
E s wäre ein seh r gewagtes U n te rn ehm en , wenn ich in den u rw eltlichen In se k te n -O rd n u n g e n ,
-F am ilie n , -G a ttu n g e n und -A rte n das re la tiv e V e rh ä ltn iss d e r Individuen zu einander numerisch fc st-
zustellen mir g e tra u te ; es sind die folgenden Angaben d ah e r n u r a l s d e r W a h r h e i t s i c h n ä h e r n d e
anzuschen. In h u n d e rt neu zusammengebra chten, noch von keinem Sammler decimirleii In s e k te n -S tü c k e n
i ) Aelinlidie Bitten um M iühciliing habe ich an .lie Asiatic S o c ie ty zu Ca icu tta w eg e n des in A v a und Birma en tdeckten Be rnsteins,
und auch an Herrn P ro fe s s o r v. N o r d m a i i n in Od ess a g e r ic h te t, sobald ich v c rn a h n i, d a s s in den sü d -riissisch e ii Step iien ,
namentlich bei Bcrisow im Gouvernement C he rson, ansehnliche Stü ck e geluiiden wären. Das Gouvernement Cherson lie g t ü b rig en s
ziemJicIi g enau in der Verlänü-crung je n e r oben erwähnten reichen Fiindlinic f s . S. 1 5 ) , welche sich vo u dem ehemaligen
B c rn steinwaldc in südiisllicher Biclitu n g über P a te rs o rth und Barten stein , durch den O rtc lsb u rg e r Kreis und durch die bekannten
polnischen D istrik te von Myszeniec, Ostro l^ k a und Lomza v e rfo lg e n lä sst.
finden sich wenigstens 7 0 D ip te re n , 7 bis 8 C o le o p tere n , C A rach n id en , fast eben so viele H ym e n o p ie rc n
und Neu ro p tere n (m eh ren th eils Ameisen u nd P h ry g a n id e n ), 3 H em ip te re n , bisweilen 1 O rlh o p ter und noch
selten e r 1 Mikrolepidopler. Ve rg leich t man diese, urweltliche Centurie mit e in e r gleichen Insekienzalil,
wie sie uns bei eine r h eu tig en Wa ld ex k u rsio n in den W e g kommt, so s te llt sich in d e r Gegenwart ein
ganz ande res R e su lta t h erau s. Schwankend u nd immer u n richtig würden die Durchschnittzahlcn ausläHen,
wenn man s i e , s ta tt aus frisch gewonnenen S tü c k e n , aus dem In h a lte eines Kabinc ltc s zu combinlren gedächte
— woraus n u r das constante U c bergewicht g ew isse r Ordnungen rc su ltire n kann — und zwar
müssten dieselben je d e s Mal um so u n rich tig e r s e y n , j e so rg fältig e r die Sammlung von ihrem Besitzer
ver"-rössert ward. D e r wissenschaftliche Sammler streb t unaufhörlich nach Ergänzung seines ö la te ria le s ;
e r sieht sich deshalb hauptsächlich nach Unikaten und selten e n Gegenständen um , und b ew ah rt von don
häufig vorkommendeii n u r wenige au se rlesen e Ex em p la re auf. U n te r meinen 2000 Inse k te n -S tü c k en müssten
nach dem au fg estelltcn Schema 1400 D ip te re n , 150 Coleopteren u. s. w. s e y n , wogegen ich n u r 8 00 von
je n e n , ab e r ü b e r 400 von d ie sen , un d ausserdem 270 C ru sla c c o n , M y riap o d e n , Arachniden und Apoden,
180 H ym e n o p te re n , 160 N e u ro p te re n , 110 H em ip te r e n , 40 O rth o p te ren und 30 Mikrolepidopteren gegenwärtig
besitze. E b e n so irrlh üm lich wä re d e r An sch lag , wenn ich aus meiner Sammlung, in B e tre ff dos
seltenen Vorkommens gewisse r O rg an isme n , den S chluss ziehen w o llte : u n te r 200 vegetabilischen F r a g menten
befindet %ich eine G a lium - und eine E p h c d r a -B lü lh e , o d e r: u n te r 8 00 D ipteren kommen 1 S üvius,
1 G lom a , 1 P ip u n c u lu s , u n te r 110 H em ip te ren 1 P la tym e ris , u n te r 4 00 Coleopteren 1 P la ty c e ru s u. s. w.
vor. Die Angabe wä re zwar buchstäblich w a h r, ab e r in so fe rn doch nich t erschöpfend ric h tig , als ich
noch nirgends ein zweites E x em p la r von den eben genannten B lü th e n u nd In se k te n s a h , mithin mit
gleichem Rechte sagen k ö n n te : es kommt u n te r sechs T au se n d D ip te re n , die ich in meinem L eben gesehen,
n u r 1 S ilv iu s , u n te r ein T au se n d Kä fern n u r 1 P la ty c e ru s vor.
Die u rw eltlichen F a m i l i e n sind nach meinem je tz ig e n W issen , mit Ausnahme d e r *Archäiden und
vielleicht d e r * P seu d o - P e r lid e n , sämmtlich noch h eu te v o rh a n d en , und in d e r Ordnung d e r Neu ro p tere n
sogar numerisch so übereinsliinmeiid mit den g e g e nw ä rtig e n , dass ich u n te r ilinen vou e i n h e im i s c h e n
(nach B u r m e i s t e r ’s Handbuch) n u r die d e r llhapliidiodeen und von exotischen n u r die d e r Coniopterigiden
vermisse, wodurch die Z ah l s ä m m t l i c h e r N e u ro p te re n -F am ilie n also merkw ürdigerw eise in beiden Z e iträumen
fast dieselbe bleibt, ln den übrigen Ordnungen ü b e rste ig t übrigens die Zahl d e r lebenden Familien
bei weitem die d e r b ish e r aufgefundenen fossilen.
D e r G a t t u n g s t y p u s ist allem Anschein nach ö fte r c rlo sd ic n , da g ar manches urweltliclic Genus
d urch kein bekanntes lebendes Analogon v e r tr e te n wird. H ie rb e i is t aber wohl zu b e d e n k en , dass kein
L a n d , selbst in E u ro p a , cntomologisch schon so genau d u rd ifo rs c h t worden i s t , dass nicht u n te r den,
d e r Zahl nach überall d om in iren d en , überaus kleinen Ge schöpfen manche scheinbar verschwu n d en e Ga ttu n g
noch irgendwo entde ckt we rden sollte. In s e h r vielen F ä lle n stimmen die Ga ltungsmerkma le d e r fossilen
Insekten mit d enen d e r h eu tig en ganz befriedigend ü b e r e in , z. B . bei allen ß a s ta rd sk o rp io n c n , Kankern
und Milben; häufig jed o c h wollen sie vollständig durchaus nicht zu einander p a s s e n , z. B . u n te r den Arachniden
bei d e r G a ttu n g C lubiona , w'o v on sechs fossilen Arten n u r eine S pecie s gene risch ganz genau in
die heutige G a ttu n g Clubiona p a s s t, die ande ren fü n f ilir doch a b e r auch so nahe b le ib e n , dass es nicht
nothig crsc lilc n , aus ilineii eine neu e G a ttu n g zu bilden. In anderen F ä llen kommt ein dem Anschein nach
generisch le ic h t^ z u bestimmendes In s e k t in seinem H a b itu s mit ein e r lebenden Ga tlu n g aufÎaUcnd überein,
wciclit bei n ä h e re r B e tra ch tu n g ab e r durch die cigenthümliciie Bildung oft n u r e i n e s wesentlichen Theiles,
z. B. d e r P a lp e n , ab. Bisweilen is t e s , als wä re ein fossiles In s e k t mehr als einem je tz t lebenden Genus
gleich nabe verwandt, als Iiättcn sich aus e i n e m urweltlichen Stamme z w e i heutige Ga ttungen abgezweigt.—
In Ansehung des Arterireichthmus kommt es ö fte r v o r, dass diejçnîgen G a ttu n g e n , welche in der einheimischen
F a u n a zu den b eg ü n stig tere n g e h ö re n , in ähnliche r W e ise aucli u n te r den fossilen ausgezeichnet sin d ;
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