sonderbare r Weise n u r an sämmtlichen E x trem itä ten eines In s e k te s , o d e r g länz ende, dasse lbe theihveise
umgebende, G n irlan d e n , o der au c h , und solches z iem lic h .h ä u fig , einen blanken schwarzen Wimperbcsatz,
d e r zu mancher Täuschung führen kann. U n te r mehre ren m ir vorliegenden B e isp ie len d ie se r Art zeichnen
sich vorzüglich einige Empidcn aus, d eren F lü g e lrä n d e r, gleich den H interflügeln h eu tig e r T o rtric id c n , mit
einem schönen schwarzen Wimpersaume gez iert sind. D e r Umstand, d ass diese v ermeintlichen Wimpern
sämmtlich in ein e r g ew isse n , oft sch räg en , Richtung s te h e n , we ise t a u f Rissflächen und ih re dunkle F a rb e
wied e r a u f capillare Einsaugung hin. Das Mikroskop zeigte mir in den Duiisthüllen und in diesen Wim p ern
nie etwas Krysta llinisches. B o c k *) sa g te , man soll Aehnlichcs s e h e n , wenn man kleine In se k te n mit
gekochtem T e rp en th in übergiesst.
E s bleibt noch üb rig derjenigen S chwierigkeiten zu g ed e n k en , welche aus d e r H ä u fu n g d e r
organischen Ein sch lü sse 'u n d aus d e r v e rz e rrten L ag e derselb en en tsteh en . In einem Stü ck e v'on etwa
% Quadratzoll Oberfläche liegen z. B. ein H em e ro b iu s , ein Zwe iflü g le r u nd eine grosse Ameise so dicht
ü b e r ein a n d e r, dass das in d e r Mitte befindliche D ip te re n durchaus unbestimmba r bleiben m u s s , u nd ein
zweites Stück von etwa 1 '/a Quadralzoll Oberfläche ist d urch m eh r als fünfzig kleine T ip u la rie n so ü b e rfü llt,
dass eine die ande re deckt. D e rgleichen Anhäufungen kommen n ich t selten v o r , ab e r auch die L ag e eines
e i n z e l n e n T h ie re s ist in völlig we in k la rer Masse bisweilen so e n ts te llt, dass se lb st die Ordnung, welcher
es an g e h ö rt, nicht sogleich e rk an n t we rd en k a n n , u nd dass man wohl th u t , was in zweifelha ften F ä llen
imme r das R athsamste b le ib t, das S tück fü r einige Z e it zurückzulegen u nd eine g ü n stig e re S tunde abzuw
a rte n , wo sich bei hellerem L ic h te , bei einem Blicke aus a n d e re r R ic h tu n g , o d e r in ein e r glückliche ren
Gemü th sslimin u n g , das R ä th se l zur eigenen Uebcrraschung oft ganz ungezwungen löset. Man glaube ja
n ic h t, dass a l l e In se k te n in vollkommener In te g ritä t e rh a llen s in d , e s kann dies im G e g en th eil n u r von^
d e r Minderzahl g e lte n ; an vielen sind d e r To d esk am p f un d die Anstrengungen ganz u n v e rk e n n b a r, durch
welche sie in d e r zähen Masse sich ein p a a r L in ien w e it fo rtsc h le p p ten un d vergebens sich zu befreien
v e rsuchten. Abgerissene und z e rbrochene B e in e , F lü g e l und F ü h le r kommen in Menge v or. Nie sah ich
ab e r an den involvirten T h ie re n ein an d e res S treb en als das nach F re ih e it und Selb ste rh a ltu n g au sg e d rü ck t;
Scenen, wo angeblich „ e in e F lie g e von ein e r S pinne v erfo lg t w ird , oder wo diese a u f je n e la u e rt, K ä fe rscharmützel
u nd F lie g en im B rü te n , muscae ova e x c lu d e n te s ,“ sind Visionen e in e r zu lebha ften P hantasie.
Das versinkende G e sch ö p f war n u r um seine R ettu n g b e s o rg t, h a t aus diesem G ru n d e den ihm nächsten
G e g e n s ta n d , gleichviel ob H o lz sp litte r o d e r seines G le ic h e n , e rfa s s t ( e in geflüge lte r T e rm e s umklammert
einen P e tro b iu s , ein E la te r ru h t zwischen Dolichojfoden, ein halbes Dutzend Ameisen ist knäuelfönnig
v ersch lu n g en ) un d n u r d e r Ausdruck d e r Angst offenbart sich zuweilen durch den im Augenblick des
T o d es e rfolgten Abgang von E x k rem en ten . Dass man bei kleinen Flieg en und Mücken öfters eine daue rnd
gebliebene Ve reinigung d e r G e sch lech te r sieh t (ic h b esitze wenigstens acht solche S tü c k e ) rü h r t von d e r
fe sten Ve rbindung d e r P ä rc h en und von deren schnell erfolgtem T o d e her.
W e r die organischen Einschlüsse eines reichhaltigen B ern s te in -K ab in e tte s zum e rste n Mal erblickt,
glaubt nichts Ungewöhnliches zu sehen. D e r L a ie , w e lc h e r sich bei u rw eltlichen Gegenständen nur
g ig an tisch -g ro te sk e, p h anta stische F o rm en d e n k t, sch ü ttelt ungläubig den K o p f und m ein t: die kleine,
radförmige Corolle T ab . V. F ig . 21 & 22. sey nichts Ande res als ein abgcfallenes Ve rgissmeinnicht-
Blümchen, das n u r seine blaue F a rb e v e r lo r ; solche an einem S tengel sitzende Ameise s e y ihm im Wa lde
häufig b eg e g n e t, und ein S p rin g k ä fe r wie dieser habe sich n u r eben v o r seinen Augen in die Höbe
geschnellt. S elb st d e r wissenschaftlich G e b ild e te fü h lt sich u n sich e r u nd befan g en ; auch a u f ihn macht
d e r e rs te Anblick den Ein d ru c k von etwa s Bekanntem und doch ist es kein klare s Bild ein e r bcstiiiimtcii
' ) A. n. 0 . IM. 2. S . 2 68.
L a n d e s -F lo r a o d e r - F a u n a , das v o r seine S e e le t r i t t; auch e r glaubt in d e r kleinen Corolle s e y ein
Viburnmn- o der ein S am b u cu s-B lüm ch en au fb ew a h rt, bis e r b em e rk t, dass die stamina n i c h t z w i s c h e n ,
sondern v o r den p e ta lis s te h e n , wodurch ein eig e n er G a ttu n g s -C h a r a k te r bedingt wird, ln älinlicher
W e ise ru ft f a s t j e d e vorkommende F o rm anfänglich die E rin n e ru n g en tw e d er aa ein einbcimisches,
oder doch an e in schon sonst irgendwo gesehenes Analogon h e rv o r, bis ein genauere s Eingehen an jedem
Indiv id u um , es sei P flanze o der T h i e r , etwas Charakteristisches entdecken lä s s t, wodurch es sich von
seinen j e tz t lebenden V e rwandten we sentlich un tersch eid et und a l s e i g e n e A r t zu e rkennen gicbl.
D e r Entomolog u nd d e r B o ta n ik e r fü h len sich dem p rü fen d en K u n stk en n e r g leich g e ste llt, d e r eia altes
Oelgemäldc sinnend b e tra c h te t, eh e e r einen Namen nennt.
Aus j e d e r Vergleichung d e r vorliegenden Organismen mit den entspre chenden F o rm en d er
Gegenwart s te llt sich eine A e h n i i c h k e i t d e r b e i d e r s e i t i g e n E r s c h e i n u n g e n , und aus d ie se r
d e r Schluss a u f ä h n l i c h e a l l g e m e i n e Z u s t ä n d e u n d V e r h ä l t n i s s e , als R e su ltat heraus.
Sowohl an P fla n z e n , als an In se k te n b e stätig t sich diese Erfah ru n g . Von den gefässfübrcnden K ry p to gamen
der S te in k o h le n p e rio d e , von Cycadeen u. s. w. ist in d e r ß e rn s le in fo rm a tio n b ereits je d e S p u r
erloschen; das Klima h a t seine frü h e re Gleichförmigkeit v e rlo re n ; die F ü lle d e r Vegetation ist von
ihrem Kulminationspunkte schon h erab g e su n k e n , und mit diesem Sinken wuchsen ih re Mannigfaltigkeit und
Verschiedenheit. W i r bemerken e in e , gegen die f rü h e re , viel complicirtere Vegetation: Dikotyledoncn
bilden entschieden die ö la jo rilä t u nd die u n te r ihnen zahlreicii v o rhandenen Coniferen be z eu g e n , als je tz ig e
Bewohner d e r nördlich gemässigten Z o n e , dass das Klima kein tro p isch e s war. Die K n o s p e n -, B la tt-,
B lü th e n - und F ru ch tb ild u n g sind den analogen heutigen Bildungsformen völlig e n ts p rc d ie n d , die ]<'ructiii-
cationslheile h aben fü r den S y s tem a tik e r eine gleich wichtige B e d e u tu n g , die geflügelten S chuppenrä
n d e r d e r fossilen Zap fen frü ch te sondern sich von einander nach denselben cha rakte ristischen U n te rscheidungszeichen
wie h e u te , u. s. w. Coniferen h atten im Bernsteinwa lde das Ucbergewicht; ausse r
wenigstens v ie r P in u s - s p e c ie s , kamen die Ga ttu n g e n C u p re s su s , T ax o d ium , T h u ja mit bereits fü n f au fgefundenen
A rte n , J u n ip e ru s un d E p h c d r a vor. Von Laubholz g ed ie h en , nach den in m einer Sammlung
befindlichen B lü th e n : Q u e rcu s , F a g u s ( ? ) , Carpinus und Castanea (? ), nach B lä tte rn wahrscheinlich auch
B etula und P o p u lu s. Als Unterholz scheinen hauptsächlich E ric ace cn e x is tirt zu haben, und zwar wiederum
nach re ichlichst vorliegenden B lä tte rn , die jed o c h fü r sich allein kein compelentcs Urth e il begründen,
Gattungen wie A ndromeda, K a lm ia , R h o d o d en d ro n , Ledum u nd Vacciniuin. ü nw illk ü h rlic h gedenkt man
d e r Schilderung des P rin z e n v o n W i e d aus den Allegha iini's, wo das Unterholz d e r aus L a u b - und
Nadelholz gemischten AVälder die gleichnamigen Ga ttu n g e n zeigt. Auch die B lü th e n d e r neu eiildccktcn
Gattungen B c re n d tia u nd Sendelia, so wie eine mir kürzlich zu TJieil gewordene G a llluin-B lülhc , und einige
geflügelte A n th e re n , wie sie u. a. gewissen A lliu in -A rte n eigenthümlich s in d , d ü rfte n h ie r nich t zu ü bersehen
seyn. D e r dichte S ch atten des u rw eltlichen M'aldes v e rh in d e rte die Ve rdunstung des Wa ssers,
d e r Boden blieb fe u c h t, sumpfig und w a s se rre ich ; durch den vermodernden Bla ttabfa ll bildete s ic h , wie
un te r en tspre chenden V e rhältnissen auch h e u te , eine mächtige Humusschicht und a u f dieser eine sogenannte
P ilzvegetation. Kry p to g ame n überzogen den Boden wohl ohne Zweifel in re ic lilich e r M en g e , was durch
die schöne P e co p te ris Ilu in b o ld lü Gocpp. & B c r. (I c h v erdanke dieses vortre ffliche Unicat d e r G ü te
meines lieben F re u n d e s u nd Collcgen H e rrn Dr. H e i n . ) durch ein neue rdings gefundenes Sporaiigiuin einer
Gleichcnia (n a ch G o c p p c r t ' s vorläufiger B e s tim m u n g ), durch m eh re re L a u b - u nd L eb e rm o o se , durch
Coniervcn und kleine P ilz e , zum T lie il als P a ra s ite n a u f abgestorbenen In se k te n , nich t blos angedeutet,
sondern faktisch e rw iesen wird . ■ W a s s e r p f l a n z e n habe ich im B e rn s te in nie g e se h en , ableugnen will
ich ih r Vorkommen dcsiialb ab e r n ic h t, d en n durch S tü rm e konnten s e h r leich t Bru ch stü ck e des schnell
ausirocknendcii S e e g ra s e s , oder kleine F u k o id e , landeinwärts dahin g etra g en werden, wo d e r Bernsteinbaum
sein Ha rz ergoss. Die aufgefundcnen Conferven wuehscn wahrscheinlich nicht im 4Vasscr, sondern schossen
aus faulendem Ho lze auf.