folgenden sind am H in te rra n d e fast gerade abge sehnitten, und gleich gross u n te r einander. Auf d e r U n terseite
sieh t man, dass der v o rle tz te Abschnitt am H in te rra n d e tie f zweibuchtig war, und aus diesen Buchten ragen
die sp indelförmigen, lan g en , undeutlich g e g lie d e rte n , b o rs tig en , am E n d e mit drei B o rs ten v ersehenen
Raife hervor. Das Endglied des H in te rle ib e s bildet eine kleine kegelförmige S p itz e , an we lcher sich keine
Griffel entdecken lassen. Von den Beinen ist a u f d e r O b e rseite wenig s ic h tb a r, a u f d e r Unterseite bemerkt
man, dass die Schenkel mit einigen, die S chienen mit vielen Sta che ln b ese tz t waren. An den v orde ren T a rsen
war das e rs te Glied n u r w e n ig , an den h in te rs ten stark v e rlä n g e rt, zwischen den Krallen befand sich ein
Ha ftla p p en . Die F a rb e wa r ein dunkles Braun o der Schwarz.
Bei den ungeflügelten Arten d e r Ga ttu n g P o ly z o s te ria B u rm . ist es schw er die L a rv e n von den
vollkommenen Insekten zu unterscheiden. Ein E x em p la r von etwa s lich te re r F a r b e , b a t n u r halbe Grösse ,
stimmt ab e r in allen übrigen Merkmalen so genau ü b e re in , dass ich es fü r ein kleines, wiewohl ausgebildetes
Individuum halte. Dagegen d ü rfte das E x em p la r, das B e re n d t in den Ann. d. I. soc. entom. de F ran c e
Tom. V. 1836. T ab . 16. F ig. 2. abbildet, eine L a r v e sein. Es ist ebenfalls n u r zwei Linien la n g , schwarz,
und ganz wie die vorigen g eb a u t, ab e r die Schienen und Schenkel sind weit sp arsam er b e h a a rt, gedornt,
die Endborsten d e r Raife lä n g e r, auch kann ich keine Glied e ru n g d e r Raife bemerken.
Noch ein ande res E x em p la r , das ich ebenfalls fü r eine L a rv e d e r P o ly z o s te ria tricu sp id ata h a lte , ist
wenig ü ber eine Lin ie la n g , he lle r braun, und die Raife sind verhältnissmässig elwas länger und dünner.
II. Pam. Gr yl l ode a .
Gatt. G r y l l u s . Lati'.
G r y l l u s m a c r o c e r c u s . Germ. & B e r. T ab . IV. F ig . 8.
G . c a p i t e m a j u s c u l o , t h o r a c e t r a n s v e r s o , a n t i c e a n g u s t i o r i , s e t o s o , s u p r a o b s c u r u s ,
t o r a e n t o s u s , a l i s e l y t r i s l o n g i o r i b u s , c e r c i s a l i s l o n g i o r i b u s , h i r t i s .
Vom Kopfe bis zu r F lü g e lsp ilze i ' / j L in . lang, wie es sch e in t d e r Acheta minuta F a b r. und ähnlichen
amerikanischen Arten am meisten verwandt. E s liegen zwei E x em p la re v o r , von denen das deu tlich ste zu r
Abbildung gewählt isl.
De r K o p f is t beträ chtlich b re ite r als la n g , mit grossen A u g e n , zwischen denen d e r V o rd e rran d ein
stumpfwinkeliges Dreieck bildet. E r ist b e h a a rt, mit einzelnen län g e ren B orsten b e s e tz t, u nd u n te r dem
zusammengesetzten Mikroskope entde ckt man zwei Nebenaugen v o r den Augen , an d e r S e ite d e r S tirn.
Das letzte T a ste rg lie d ist an d e r S pitze etwas e rw e ite rt und abge stutz t. Die F ü h le r stehen v o r den Augen
an den S eiten d e r S lirn , sic sind s e h r fein und haben ziemlich die d o p p elte L än g e des K ö rp ers. Das H a ls -
achild hat an seinem Vo rd erran d e nicht ganz die B re ite des Kopfes mit den Au g en , e s wird nach dem
schwach zw eibuchtigen H in le rra n d e hin etwas b re ite r und ist h ie r o hngefähr ein D ritth e il b re ite r als lang.
S ein e S e ite n sind herabgebogen, ohne K ie l, mit längern B o rsten bese tz t, die ganze Oberfläche is t mit n ied e r-
liegenden feinen H ä rc h e n dicht bekleidet. Das Schildchen isl durch die Deckschilde v erdeckt. Die Deck-
scbilde sind nicht b re ite r als d e r H in te rra n d des H a ls sc liild e s , wenig länge r als d e r H in te rle ib , ih re S eiten
laufen bis etwas u n te r die Milte parallel und » crscbmälern sich dann allmählich nach d e r Spitz e. Sie sind
mit niederliegenden Hä rch e n ziemlich dünn b e d e c k t, und hatten n u r v ie r bis fü n f schwach erh ab en e Längsa
d e rn , von denen die an d e r S eite noch am d eutlichsten s in d , die Qu e rad e rn stehen en tfe rn t von einander
und waren so fein, d ass sie n u r u n te r dem zusammengesetzten Mikroskope zu bemerken sind. Die d e r Län g e
nach zusammengerollten Unterflügcl ragen noch um den v ie rte n T h e il d e r Deckschildlänge ü b e r die Deckschilde
h e rau s . A u f d e r U n te rse ite sind zwar nicht alle Ste llen deutlich erk en n b ar, ab e r man sieh t doch die wesentlich
en T h e ile alle. Die Vord erb e in e sind ungedornt, n u r die Sp itz en d e r S chenkel und S chienen sind mit einzelnen
s tä rk e re n B o rsten b e se tz t, die l 'a rs e n haben ein länge res Wurzelgliod. das zweite G lied ist zw eilap p ig , das
E n dglied dünn, mit feinen Krallen. An den H in te rb e in en sind die S chenkel lanzettförmig v e rd ic k t, die Schienen
lang und zweireihig g e s ta c h e lt, das Wurzelglied d e r T a rse n ist s e h r la n g , mit einem Sta che l bei d e r Spitze
ve rseh en . Die ziemlich feine schwertförmige L e g e rö h re re ic h t fast bis z u r S pitz e d e r ü n le rflü g e l und ist
am E n d e sägeförmig gezahnt, die g eh o rste ten v ielgliederigen R a ife haben an d e r S pitz e d e r Ü n lerflügel nicht
viel ü b e r die H ä lfte ih re r ganzen Län g e erreich t. F ig . 8. ze ig t das T h ie r von oben. b. die u n te re Seite.
.Als Nymphe, im Zustand v o r d e r vollständigen E n tw ick e lu n g , wä re das E x em p la r Tab . IV. F ig . 8. A.
zu betra chten. E s ist nur wenig kleiner’, die Deckschilde re ichen bis zur Mitte des H in te rle ib e s , die Flügel
fehlen, die S tacheln d e r Hinterschienen waren k ü rz e r, das e rs te G lied d e r H in ie rla rs e n viel wenige r v e rlä n g e rt
und ohne D o r n , die Raifen haben n u r etwa die Län g e des Hinterleibes.
Das F ig . 8. B. abgebildete E x em p la r könnte eine r L a rv e derselben A rt im Z u stan d e vor d e r
vo rletz te n H ä u tu n g angchören. Es isl ganz ungeflügelt, und man u n tersc h e id e t V o rd e r-, Mitte l- und H in te rrü
c k en . Die Raife sind kurz, lang geh o rste t. Die Segmente des H in te rle ib e s zu zählen g e s ta tte t ein Üeberzug
von undurchsichtigem B ern stein nicht. Die F ü h le r sind an d e r Wurzel v e rd ic k t, ab e r abgobrocbeii und ihre
L än g e d ah e r nicht beobachtbar. S ch en k e l, S chienen und T a rsen kommen mit dem d e r Nymphe überein.
III. Fam. Pha smode a .
Gatt. P s e u d o p e r l a. Pictet.
D i a g n o s i s . C a p u t o v o i d e u m , s u b d e p r e s s u m ; o c u i i r o t u n d a t i , l a t e r a l e s . A n t e n n a e
l o n g a e , m u l t i a r t i c u l a t a e ; p a l p i m a x i l l a r e s q u i n q u é a r t i c u l a t i , u l t im o a r t i c u l o o» o i d e o
e l o n g a t o , p a l p i l a b i a l e s t r i a r t i c u l a t i b r e v e s . P r o t h o r a x s u b q u a d r a t u s , m e s o l h o r a c e
p a u l o a n g u s t i o r ; m e s o t h o r a x e t m e t a t h o r a x o v o i d e i , q u a d r a t i . A b d o m e n e i o n g a t u m ,
d e c e m a n n u l i s c o m p o s i t u m , u l t im o c o n v e x o r o t u n d a t o , d u a b u s a p p e n d i c i b u s a n a l i b u a
u n i a r t i c u l a t i s i n s t r u c t o , a l i q u a n d o q u e t e r t i o m e d i o ( f o r s a n in a l t e r o s e x u ) . A l a e
n u l l a e in m u l t i s i n d i v i d u i s ( f o r s a n l a r v i s ) ; in a l i i s ( n y m p h i s v e l im a g l i i i b u s ? ) in
p á r v u l a s s q u a m a s , l a t e r a l e s , s u b t r i a n g u l a r e s r e d u c t i s . P e d e s e l o n g a t i , f c m o r a m c d io -
c r i a , i n e r m i a ; c r u r a g r ä c i l i a ; t a r s i q u i n q u é a r t i c u l a t i , p r im o a r t i c u l o l o n g i o r e , u l t im o
a r c u a t o , d u o b u s u n g u l i s c t p u l v i l l o t e r m í n a l o .
Es haben also die In se k te n d ie se r G a ttu n g (wenigstens in dem Zustande , in welchem sie uns vorlicgcn)
g ar keine o der ru dimentae re F lü g e l, und sind zugleich den O rth o p te ren und Neuropteren verwandt. E s sind
d ah e r zwei F rag e n zu lö s e n : 1) Sind die gezeichneten Ind iv id u en vollkommen ausgebildete In s e k te n ? und
2) Zu welcher Ordnung und zu welcher Familie sind sie g eh ö rig ?
Um die e rs te F ra g e zu b ea n tw o rten , muss ich zuvor b eme rken, dass P s . lineata keine S p u r eines
F lü g e ls und P s . gra cilipe s Rudimente desselben zeigt. Wiewo h l diese beiden Arten, wie ich sp ä te r angeben
w e rd e , in e in ig e r H in s ich t re ch t versch ied en e Kennzeichen d a rb ie te n , scheint mir doch ih re A'erwandschaft
gross genug um zugeben zu können, dass beide dieselben P h a s e n passiren mussten. P s. lineata befindet sich
also glaublicher W e ise in e in e r E n tw ick lu n g sstu fe , welche je n e r d e r P s . gra cilipe s unmittelbar voranging.
Umschliessen ab e r je n e F iü g e lru d ime n te die E lem en te wirkliche r F lü g e l, und mussten sich diese letzte ren
entwickeln und a u sb re ite n , nachdem sie ih re H ü lle verla ssen h a tte n ? Ich g lau b e , dass die Analogie dies
beweisen kann. Im Allgemeinen findet man, wenn bei O rth o p te ren und N e u ro p te re n die F lü g e l ru d im cn tae r
bleiben ( u n d es gieb t zahlreiche B eisp iele d a v o n ) , diese F lü g e l in F o rm von S c h u p p en , welche vom mesoth
o rax und m etathorax vollständig g e tre n n t sind und mit ihnen n u r d urch eine schmale Basis analog dem
Ansatz d e r gewöhnlichen F lü g e l Zusammenhängen. H a n d e lt es sich dagegen um Flü g e lan sätze im Nyinphen-
zu stan d e , welche blos ein sich sp ä te r entwickelndes Organ umhüllen, so findet man sie in F o rm von S chuppen,
welche d ich t am th o rax liegen und mit ihm durch eine b re ite Basis verbunden sind. Die Schuppen von
P s . gra cilipe s haben nun a b e r durchaus den letzte ren C h a ra k te r, sie e rin n e rn ganz an die F lü g e lh ü lle n der
Nymphen bei den P e r lid e n , E p h em e rin e n , Mantiden.
Ich glaube d essha lb, dass P s . lineata Tab. IV . F ig. 10. als Larv en zu stan d und P s . gra cilipe s Tab. lA'.
F ig . 9. als N ym p h en z u sta n d b e tra ch te t werden muss.
Viel schw ie riger ist die L ösung d e r zweiten F rag e . Beim erslen Anblicke scheinen diese Insekten
d e r Ordnung d e r O rth o p te ren o der d e r Un tero rd n u n g d e r N e uropteren mit unvollkommener Verwandlung
anzugehören. E s sind nemlich diese beiden In s e k te n -G ru p p e n keineswegs durch scharfe Gränzen g eso n d e rt
u n d , wie B rü lle , B u rm e iste r etc. zu verschiedenen Malen gezeigt h a b e n , es finden sich zwischen denselben
solche U e b e rg ä n g e , dass sie v ie lle ich t passend v e re in ig t werden können. Das s ich e rste Kennzeichen um sie
au se in a n d er zu h a lte n , die N a tu r d e r F lü g e l und deren G e ä d e r , kann h ie r bei dem Mangel d ie se r Organe
le id e r nich t in Anwendung gezogen werden. E s kann also diese zweite F ra g e nich t durch das Studium der
H a u p tc h a ra k te re d ie se r In se k te n , sondern vielmehr durch Ihre Vergleichung mit den verschiedenen F amilien
d ie se r beiden Ordnungen b ea n tw o rtet werden, ln d e r Ordnung d e r Ne u ro p tere n sche int diese Ae rgleichung
n u r m it den Familien d e r P erlid en und T e rm ite n , in d e r Ordnung d e r O rth o p te ren n u r mit d e r F am ilie der
P h asm id e n möglich zu sein.
Beim e rste n Anblick e rin n e rt P s . lineata durchaus an die Larv en fo rm en d e r Familie d e r P erlid en , und
besonde rs an die d e r Nemouren. E in e g en au ere Untersuchung zwingt uns jedoch je d e Id e e ein e r Analogie
zu rü ck zuw e isen ; die Nemouren haben nemlich d re ig lie d rig e , und P seu d o p e rla fünfgliedrige T arsen . Die
F ü h le rg lie d e r d e r letzte ren sind viel lä n g e r, b esonde rs das d r itte , und endlich h at ih r L e ib n u r zwei kleine
eingliedrige Anhänge, während alle L a rv e n aus d e r F am ilie d e r P e rlid e n zwei zahlreich g eg lied e rte Schw anzfäden
zeigen.
Die Vergleichung mit d e r F am ilie d e r T e rm ite n erlaubt gleichfalls keine Annäherung. Die T e rm e s
haben v iergliedrige T a rs e n , k ü rz e re und beinahe kugelige F ü h le rg lie d e r, wenige r schlanke F ü sse , einen th o rax
aus mehr ungleichförmigen G lied e rn zusammengesetzt etc. Dagegen scheinen mir unsere In se k te n in je d e r
H in sich t die Kennzeichen d e r F am ilie d e r Phasmiden zu zeigen. B u rm e is te r ch a rac terisirt diese F am ilie in
folgender AVeise: Ocelli v a ria b ile s, cerci anales in a rticu la ti; pedes aequales ambulatorii, tarsis 5 arliculalis,
e t arolio magno in te r ungues. Diese Beschreibung stimmt genau für u n se re Pseu d o p erla . Die Analogie wird
bei Vergleichung d e r accessorischen Kennzeichen mit einigen G a ttu n g e n d ie se r F am ilie noch grösser.