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P s . gracilipes h a t die g rö sste Aehniichkeit mit d e r G a ttu n g P erlam o rp h a G r a y (S erv ille O rth o p tères P ag . 275.
und G ra y S ynopsis P ag . 2 1 .). Die Beschreibung d e r R ö rp e rfo rm , d e r F ü s se und besonders d e r T a rsen
stimmt in allen P u n k te n , die F ü h le r von P s . lineata ähneln s e h r je n e n d e r .Phasmen im engeren Sinne.
Ich glaube dah e r, dass d e r AVahrscheinlichkeit zufolge P seu d o p e rla d e r Ordnung d e r O rth o p te ren und
d e r Familie d e r Phasmiden zugczäblt werden muss. Ich füge noch eine B etra ch tu n g h in z u , welche diese
Ansicht zu u n terstü tze n scheint. E s ist schwer anzunchmcn, dass AVasserinsekten im B ern stein eingeschlossen
seien, vielmehr kann diese Substanz n u r solche L andinseklen umh ü llt haben, welche in d e r Nähe des Baumes,
dem sie entfloss, lebten. Die L a rv en d e r P e rlid en sind ab e r sämmtlich AVasserinsekten, d ie d e r P hasmiden
Landinsekten.
S le lle ich nun diese Insekten zu r Familie d e r P h a sm id e n , so sehe ich mich gezwungen eine neue
Ga ttu n g zu b ild e n , da sie die Kennzeichen k eine r mir bekannten G a ttn n g vollständig v erein en . Von den
Phasmen unterscheiden sie die nicht ausge schnittenen S chenkel d e r Vo rd erfü sse und d e r wen ig e r v e rlä n g e rte
mesothorax und H in te rle ib . Die Ge g enw a rt d e r Nebenaugen s o n d e r t sie von den Nerosomen und P e rla -
morphen. Die Kürze des mesothorax und ih re einfachen Schienen scheiden sie fast von allen üb rig en . Ich
habe den Namen P seu d o p e rla denselben gegeben, um ih re äu sse re Aehniichkeit mit d e r Familie d e r P erlid en
und ih re noch g rö sse re Verwandschaft mit d e r Ga ttu n g P e rlam o rp h a anzudeuten.
P s e u d o p e r l a g r a c i l i p e s . P ic te t. T ab . IV . F ig . 9.
Long. corp. 16 millim.
B e s c h r e i b u n g . K o p f etwas b re ite r als la n g , nach vorn v e rschm ä le rt, oben mit einem kleinen
M itte lk ie l, die dicken Augen sta rk v o rsp rin g e n d ; Nebenaugen d re i an Z a h l, die beiden h in te rn seh r klein.
F ü h le r m it erstem s e h r dicken G lie d e , das zweite k u rz , die d re i folgenden etwas lä n g e r ; d e r B e s t fehlt.
P ro th o ra x fa st v ie re ck ig , etwas länge r als b re it, die Vorderwinke l s p itz , die H in te rw in k e l abgerundet.
Mesothorax und M e tathorax etwas b re ite r als d e r P ro lh o ra x , die H in te rw in k e l schräge abgeschnitten, um die
beinahe dreieckigen F lü g e lru d ime n te zu tragen. Das v o rd e re P a a r is t etwa s v e rlä n g e rt, ih r E n d e ist g estre ift.
D e r L e ib ist länge r als d e r ü b rig e Th e il des K ö rp e rs , aus zehn G lied e rn zusammengesetzt; die G lie d e r fast
von g leich e r G rösse sind an den S eiten etwas ab g e ru n d e t; das letzte is t konvex mit zwei seitlichen eingliedrigen
Anhängen und ein e r kleinen S pitz e in d e r M itte , u n te r welcher sich zwei kleine schlecht e rh alten e
Kö rp e rc h en befinden. Die F ü s se sind sta rk v e rlä n g e rt, besonde rs die H in te rfü s s e , welche die Län g e des
h in tern L e ib e s h a b e n ; Schenkel wenig aufgclrieben, S chienen dünn und ohne Dornen. Das e rs te Tarsen g lied
so lang als d ie drei fo lg en d en , das zweite halb so lang als das e r s te , das d ritte etwas k ü rz e r; diese drei
G lied e r sind cylindrisch, das vie rle seh r kurze is t oben ausge schnitten, und nach unten v e rlä n g e rt; das letzte
ist fast so lang als das e r s te , umgekehrt kege lförmig, mit zwei k u rz e n , d icken, unten gezähnten Endhakcn
u nd einem s e h r deutlichen H a ftlappcn.
Die F a rb e sche int grünlich grau gewesen zu sein. Oben beginnt je d e rs e its h in te r den Augen ein
bre ite s braunes B a n d , g eh t bis zum letzten G lied e und v e re in ig t sich d o rt mit dem d e r än d e rn S e ite. Die
F ü s se wa ren mit derselb en F a rb e gezeichnet.
P s e u d o p e r la lin e a ta . Pictet. Tab. IV. Fig. 10.
Long. Corp. 9 millim.
Diese Art tre n n t sich von d e r vorigen durch einige F o rm -V e rs c h ie d e n h e ite n , welche die Aufstellung
eine r verschiedenen Ga ttu n g re ch tfe rtig e n w ü rd e n , falls uns diese T h ie re besse r bekannt wären. Jedenfalls
sind a b e r die P u n k te , in welchen sie übereinstimmen so b ed e u ten d , dass ich es v o rz o g , sie wenigstens
vorläufig in derselben G a ttu n g zu belassen. Die ila u p tv e rsc fa ie d en h e it in d e r F o rm lie fe rt die Bildung d e r
T a rs e n und F ü h le r. Die e rste n haben wenige r ungleiche und wen ig e r cylindrische G lied e r, die F ü h le r zeigen
das d ritte G lied viel länger als bei d e r vorigen Art.
B e s c h r e i b u n g . R o p f a b g e ru n d e t, beinahe so b re it als la n g , oben g la tt, die Augen weniger
v o rspringend als bei d e r vorigen Art. Nebenaugen drei an d e r Zahl. F ü h le r sch lan k , fa d enförmig, etwas
kürz er als d e r K ö rp e r, wie es scheint sechszehngÜederig, das e rs te Glied etwas dicker als die ü b rig e n , das
zweite kurz und a b g e ru n d e t, das d ritte seh r v e rlä n g e rt, die übrigen nehmen bis zum letzten hin allmählig
und gleichmässig ab. Das letzte Glied ist etwas g rö sse r als die vo rh e rg eh e n d en und, wie es sche int, in v ie r
o der fü n f Stücke getheilt. Die T a s te r sind in dem von mir abgebildeten Stü ck e seh r deutlich zu sehen. Die
K ie fe rta ste r sind etwas länge r als d e r Kopf, die beiden e rste n G lied e r s e h r kurz und das le tz te eiförmige is t
so lang als die beiden vorigen zusammen. Die L ip p e n ta s te r sind nich t lialb so lang als die K ie fe rta ste r mil
zwei s e h r kleinen Gru n d g lied e rn und einem g rö sse ren eiförmigen Endgliede.
P ro tb o rax fa st viere ckig, die Vorderwinke l seh r scharf, die H in te rw in k e l abgerundet. A u f d e r Rückenfläche
trä g t e r zwei schuppige durch eine kleine häutige Lin ie g eso n d e rte P la tte n . Mesothorax und Metathorax
etwas b re ite r und merklich länge r als d e r P ro th o ra x , tragen v ie r schuppige P la tte n , die mittleren davon sind
die g rö s s te n , beim Mesothorax b esonde rs sind die seitlichen s e h r klein und von oben kaum sichtbar. De r
L e ib ist d ü n n e r als d e r T b o ra x und beinahe so lang als d e r übrige K örper. E r b esteh t aus zehn fast gleich
grossen G lie d e rn , jed e s oben mit ein e r viereckigen schuppigen P la tte , das letzte ist mehr abgerundet, hinten
mit einem s e h r kleinen Endanhang, und seitlich mit zwei ände rn kegelförmigen und eingliede rigen Anhängen.
F ü s se dicker und k ü rz e r als bei P . g ra c ilip e s ; die Schienen sind besonders merklich aufgetricben gegen ihr
u n te re s E n d e hin. Die T a rs e n zeigen fü n f k eg e lfö rm ig e, d ickplatle G lie d e r, welche wenige r schlank sind
als bei d e r vorigen Art'; das e rs te Glied ist auch etwas länge r als die fo lg en d en , jedoch ohne das Missver-
liällniss wie bei d e r vorigen A r l; das letzte en d e t in zwei H aken und einen starken Ha fllappen.
Die weichen K ö rp e rth e ile scheinen hell g rü n lic h -g ra u g efärb t gewesen zu sein. Die harten Th eile,
also K o p f , F ü s s e und die S c h u p p e n -P la tte n a u f T h o ra x und H in te rle ib waren stark dunkelbraun. Man
s ieh t au f diesen P la tte n und a u f dem Kopfe weisse P u n k te und S tric h e , am deutlichsten einen Längsstrich
ü b e r den Kopf, d e r sich in d e r Tren n u n g slin ie d e r T h o r a x -P la tte n fo rtse tz t. Je d e rs e its von diesem S trich e
b eme rkt man zwei an d e re ihm p a ra lle le , welche jed o c h a u f dem H in te rh a u p te nicht deutlich unterschieden
w e rd en können.
E s lagen noch einige S tü ck e v o r, welche eine d ritte A rt von d e r F o rm d e r P . lineata anzudeuten
scheinen. S ie unterscheiden sich jed o c h durch einige Ke n n zeic h en , namentlich d a d u rc h , dass d e r T h o ra x
fa st ganz mit grösse ren S c h u p p e n -P la tte n ohne tren n e n d e Mittellinien bese tz t ist. L e id e r sind diese
S tü c k e nich t so im B ern stein g e la g e rt, dass eine genaue Umgränzung möglich wäre. Pictet.
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Ich habe P ic te ts sorgfältige B earb eitu n g d ie se r merkwürdigen T h ie re wörtlich und u n v e rän d e rt ü b e rsetzt.
Da mir eine nähe re Kenntniss d e r O rth o p te ren und besonde rs d e r P hasmiden völlig a b g e h t, so hätte
ich bei dem fast gänzlichen Mangel von Material zu r Ve rgleichung mit den j e tz t lebenden Arten überhaupt
nichts w e ite r zufügen mögen, doch bewog mich die grösse re Anzahl d e r einge sandten ß e rn s te in stü c k e und
d e r glückliche Umstand, dass sich d a ru n te r ein S tück mit ausgebildeten F lü g e ln v o rfan d , die sämmtlichen
Individuen sorgfältig zu p rü fen und meine Meinung h ie r abzugeben.
Es lagen mir 19 Stü ck e v o r, d a ru n te r L a rv en 3 m a l, Nymphen nebst abge legter H a u t 15 mal in
v ie r verschiedenen Alters-Differenzen und eine Imago (coll. Mg.).
Ich habe zu v ö rd e rs t die von P ic te t beschriebenen und abgebildeten Originale m it se in e r B earbeitung a u f das
G e n au este verglichen. Die B eschreibung von P . gra cilipe s en th ä lt folgende Unrich tig k e iten : 1) D e r kleine
Miltelkiel a u f dem Kopfe fe h lt und ist B e rn s te in -T ä u s c h u n g . 2) Die Nebenaugen sind n u r in d e r Art
a n g e d eu te t wie bei L ib e llen la rv en und T e rm ite n , d. h. sie liegen u n te r d e r H a u t, die h ie r aufgetrieben is t;
eigentliche Nebenaugen fehlen. 3) Die Angabe, dass die „d re i folgenden F ü h ie rg lie d e r elwas länger als die
beiden e rste n s e ie n “ , ist u n ric h tig , das d ritte G lied is t n u r th eilweise e rh a lte n , ab e r d ie se r R e s t schon
länge r als die beiden e rs te n . P ic te ts Angabe b e ru h t a u f B e rn s te in -T ä u s c h u n g . 4) Die Beschreibung der
T a rsen trifft n u r den H in te rfu s s , die T a rs en d e r Vo rd e rfü sse sind g enau wie bei P . lineata. Es sind somit
die von P ic te t angegebenen Ve rschiedenheiten b e id e r A rte n , welche besonde rs in der Bildung d e r F ü h le r
u nd T a rse n bestehen sollten, nich t vorhanden. Die Beschreibung von P . lineata en th ä lt folgende Unrichtigke iten:
1) Die Nebenaugen fe h le n , ih re S te lle ist noch viel wenige r m a rk irt als bei P . gracilipes. 2) Die F ü h le r-
g lie d e r -Z a h l schwankt zwischen 14 und 16, die beiden letzten sind in eine Anzahl (je 5 bis 8) sek u n d a cre r
G lied e r g elh e ilt. 3) Die häutige L in ie , welche die P la tte n des T h o ra x the ilt, ist n u r B e rn s te in -T ä u s c h u n g ,
ebenso d ie T h e ilu n g bei Meso- und Metathorax in v ie r P la tte n . 4 ) D e rH in te rle ib fü h rt n u r 9 Rückenschilde.
AVestwood beme rkt schon richtig, dass das zehnte (gewöhnlich e rs te Rückenschild) dem Metathorax angehöre;
es trä g t unten die H in te rfü s se . 5) Die Beschreibung d e r T a rs e n p a s s t n u r zum V o rderfuss, an den H in te rfüssen
zeigen sie die Ve rhältnisse von P . gracilipes. Endlich sind die von P ic te t am Schlüsse erwähnten
S tü c k e , „w e lc h e ih re r ungethe ilten Schilde h albe r v ielleich t ein e r eigenen Art angehören s o lle n ,“ ju n g e
Nymphen.
Nachdem so die H in d e rn isse fo rtg e räum t sind, welche P ic te t sich selbst in den AA'eg gelegt, kann ich
ohne Zögern b eh a u p ten , dass h ie r die ganze vollständige Entwicklungsre ihe desselben T h ie re s »or uns liegt.
Die L a rv en zeichnen sich a u s se r dem gänzlichen Mangel d e r Flü g e lan sätze durch einen liingeien H in terle ib
aus, d e r von den H in te rfü ssen n u r wenig ü b e rrag t w ird ; auch die F ü h le r haben kaum die Kö rp e rlän g e . Ich
habe Larven in d e r Länge von 7 bis 9 millim. gesehen. Das letzte Bauchschild zeigt in d e r Alilte einen
rundlichen A u ssch n itt, neben welchem die Ecken s ch a rf v o rtre ten . E s ist dies vielleicht ein Rläitnihen.