d e r Masse in ih re r völlig reinen Ausbildung wahrscheinlich zurü ck blieb. — D e r B ern stein floss vermuthlich
als ein trü b e r Baumsaft aus d e r Rin d e und b ed u rfte e iniger Z e it zu se in e r K läru n g und zu se in e r E rh ä rtu n g .
Durch atmosphärische Einflüsse mochte Beides eben so o ft v e rz ö g e rt, als beschleunigt Averden und dadurch
ein g rö sse r Th e il d e r p ro d u c irten Masse durchAveg trü b e b le ib en , e in a n d e re r sich th eilweise k lä re n , und
ein d ritte r zur vollen Durchsichtigkeit gelangen. Ic h habe \'o r J a h re n die Aveisse F a rb e des B e rn stein s fü r
das P ro d u k t ein e r eigenen P in u s - s p e c ie s an g e seh en , eine H y p o th e se die mir durch das Vorkommen r e in -
AAeisser T ro p fen b eg rü n d et e rsc h ie n ; ich habe diese Ansicht ab e r ä n d e rn m ü ssen , Aveil die Aveisse F a rb e
sich schon zwischen den J a h re s rin g en in d e r Aveinklaren z e ig t, weil sie in allen d enkba ren N u a n c iru n g e n :
als z a rte r N e b e l, dichtere W o lk e und s c h a rf-b e g re n z te kreideAveisse F le ck en häufigst vorzukommen pflegt,
u nd Aveil T rü b u n g e n und leichte Wolken durch Kochen in Rüböl *) v e rschw in d en , Avobei AVasserdnnst
entAveicht. E s scheint die Aveisse F a rb e im Allgemeinen durch die Beimischung Avässeriger T h e ile , ihre
Nuancen a b e r durch das quantitative Verhältniss und d urch die bald sch n e lle re, bald langsamere Condeiisation
d e r Wa ssertheilchen entstanden zu seyn.
K e in bekanntes H a rz zeigt eine g rö sse re F a rb e n -V a r ie tä t als d e r B e rn ste in u nd b ei keinem se in e r
p h y sisch en C h ara k tere fü h lt man das Unzureichende d e r E rk lä ru n g sv e rsu c h e m e h r, als eben h ier. Das
Mikroskop gew ährte noch keinen Aufschluss und die chemische A n a ly s e , von d e r sich am Meisten e rwarten
lie s s , h a t b ish er Avenig mehr d a rg e th a n , als dass im Aveissen B e rn ste in mehr B ern stein sä u re en th a lten ist,
Avoran sich die tägliche E rfah ru n g k n ü p ft, dass die Zunge in frisch ze rbrochenen u n durchsichtigen Stücken
häufig etAvas freie S ä u re sp ü rt. Durchsichtigkeit kommt n u r den Abstufungen d e r Aveinklaren F a rb e zu,
alle übrigen F arb e n tö n e sind u n d u rc h sic h tig , höchstens durchscheinend. In den flacheren Bruclislücken des
frisch-geAvonnenen Seesteine s e x is tirt fast völlige W a s s e rk la rh e it, dagegen kommen in de rb e re n u nd län g e r
aufbewahrten E x em p la ren alle F a rb e n s tu fen vom jü n g s te n Rheinwein bis zum ältesten Madeira, u nd in ganz
alten Cabinetstücken sogar die R ö th e e in e s leichten PortAveii|es v or. Vom re inen undurchsicliligen W e iss
lassen sich durch G r a u , Ge lb und B rau n zahlreiche Nuancirungen Aerfolgen. — Alle diese F a rb e n dunkeln
mit d e r Z e it: das re in e We iss Avird z u e rs t etwas g elb lich , d an n s t r o h - und zule tz t fa st ho n ig g elb , d urch
Abschleifung s tellt sich jed o c h die frü h e re F a rb e w ied e r h e r. G rü n und Blau habe ich niemals re in ,
sondern immer m a tt u nd verAvischt, Roth in undurchsichtige r Masse n u r e inm al, ähnlich d e r B lü th e n fa rb e
von Origanum v u lg a re g e se h en ; SchAvarz is t ebenfalls eine S e lte n h e it, gcAvöhnlich g ilt Gagat dafür. N u r
ein ringsum p o lirle s S tück in meiner Sammlung, die ü ber fünfzig F a rb e n -N u a n c e n en th ä lt, ist bei aufTallen-
dem L ich te völlig schwarz^ a b e r bei durchfallendem doch n u r rö th lich -k a ffe eb ra u n . In gegrabenen Stücken
mit schwarzer K ru ste e rsch e in t d e r gesunde K e rn so lange schAvarz, als die R in d e n u r an ein e r S te lle fehlt,
stösst sie sich Aveiter a b , so h ö rt bei durchfallendein L ich te sogleich d ie Täu sc h u n g auf. Häufig kommen
m ehre re F a rb e n dicht neben einander in sch a rfe r Begrenzung v o r , Avogegcn in den gemaserten und
marmorirten S tü ck en Avieder Uebergänge von G e lb in B rau n b eme rkbar sind. Aehnliche Zeichnungen und
Sch attiru n g en sieht man im A c h a t, J a sp is und Malachit. — Ich glaube dass die vielfache F a rb e n v e rsc h ie d
e n h e it, mit Ausschluss d e r weissen, n i c h t a l s e i n e a n o m a l e S e k r e t i o n , s o n d e r n a l s d i e F o l g e
ö r t l i c h - b e s c h r ä n k t e r c h e m i s c h e r E i n A v i r k u n g e n a n f d e n n o c h l i q u i d e n H a r z s a f t zu
b etra ch ten ist. Abgesehen von dem Avechseinden Einfluss b eg ünstigende r atmosphärischer Ve rh ä ltn is se ,
boten die d e r mächtigen Humusschicht iinvohnende F eu ch tig k e it und F ä u ln is s , d e r B la lta b fa ll, die Lohborke
der E ic h e , d e r G e rb e s to ff d e r P in u s -F r ü c h le , eine Masse z e rsch ro te te r Holzsp äh n e und unzähliges Andere,
vielfältige Ge leg en h e it dazu dar. — Im Copal kommen F a rb e n -V a rie tä te n s e lten e r v o r; ich besitze nur
>) Bei d ie s e r Gelcgeiilicit creig'net e s s ic h , d a ss einzelne S tü c k e , die v o r dem Kochen kein iticliisuiii e n th lc llen , n a c h deinselhcn
p lü lz lic h v oll so g en an n te r Fischscliuppen sind. Die in kaum bemerkbaren Bläschen eiitlialtcne Liil't d ehnte sich durch die
S ied eh itz e d e s Oelea a u s , ab er zu g e rin g an Qu an tität nm durch Ihre Au sd eh n u n g d a s S tü ck zu z e r sp re n g e n , bildeten sich mir
kleine, kreis fö rmig e , s tra h llg e Hisse , die man ih re r en tfernten Aehniichkeit w eg en mit dem Namen F i s c h s c h n p p e n b e le g t h a t.
ein undurchsichtiges Stück von h ellb ra u n er F a rb e ; an d e re AbAvcichungcn von der geAvöhnlichen F arbe
kenne ich nicht.
BemorkensAverth d ü rfte noch E in ig e s über das Vorkommen d e r Bla sen im Bernstein seyn.
Dieselben sind bald mikroskopisch k le in , o ft zu H u n d e rte n in ein e r ansclicineiulcn Schleimmassc, oder
auch in F o rm eine s z e rp eitsch ten S ch aum e s, e r s ta rrt; bald g rö sse r und dann en tw e d er einzeln in d e r Masse
schAvebend, o d e r an organischen E in sch lü ssen hangend; bald in den Avunderlicbstcn F o rm en zerdrückt.
Ih rem In h a lte nach sind sie entAveder mit W a s se r o der mit L u ft g e fü llt, ein U n te rsch ied , d e r lediglich
durch den F u n d o rt d e r S tü ck e b edingt Avird: W'asscrblasen kommen n u r im frischen S e e s te in , Luftblasen
im trocken Hegenden E rd s te in und in allen alten Bernsteinsammlungen vor. W o sich T h au o d e r Regentropfen
a u f d e r horizontalen Oberfläche herabgeflossener Bernsteinmasse sammelten und von einem neuen
Ha rzgusse überzogen AAurden, da mussten ursp rü n g lich W a s s e r b l a s e n e n ts te h e n ; avo dagegen Blasen
aus dem Erd b o d e n durch den ihn hin und Aviedcr bedeckenden H a rz sa ft aufwärts s tie g e n , Avobei sie sich
oft kettenförmig fix irte n , avo die in in v o lv irte n In se k te n en th a lten e L u ft aus diesen h e ra u s tra t, o d e r avo
Fäulniss organischer Stoffe solches v e ra n la s s te , da mussten gleich anfangs sich L u f t b l a s e n bilden.
Beispiele zu allen diesen F ü lle n kommen überau s häufig v o r und haben auch AAieder manche Täuschung
bcAvirkt. A u f T a b . V II. F ig . 24. sind L u ftb lasen abgebildet, die e in e r Buxbaumia ap h y lla täuschend ähnlich
sehen. Ein an d e r Mal glaubte ich das g estielte E i eines H em e ro b iu s , o der eine urAveltliche Is a ria (d e r I.
velutipes ähnlich, welche i n N e e s A'on E s e n b e c k 's System d e r P ilz e a u f e in e r Schmetterlingspuppe s teh t)
entdeckt zu h a b e n , ab e r es Avar auch diesmal n u r eine L u ftb la s e , die ZAvischen den Flüge ldecken ein e r
beschimmelten B la tta sen k rech t emporge stiegen un d durch einen dünnen S tie l mit ihrem Ausgangspunkte in
Verbindung geblieben Avar. — Wa sserb lase n A'erAvandeln sich häufig in L u ftb la s e n , und umgekehrt auch
diese Aviedcr in je n e . Das in den B la sen des Seesteine s entha ltene W a s se r versclu v in d et, Avenn man die
Stücke nicht u n te r W a s s e r aufbeAvahrt. Man e rk en n t die e in lre te n d e Ve rdunstung an einem Avinzigen L u ftbläschen,
Avelches in d e r W a s se rb la se schwimmt und bei je d e r Wendung des Stü ck es nach oben s te ig t;
dies Luftblüschen Avird allmählig imme r g rö sse r und fü llt zuletzt den ganzen Raum d e r Wa sserb lase aus.
S etzt man ein B e rn s le in s tü ck mit solcher ausge trockne ten B la se un u n terb ro ch en dem Drucke e in e r mässig
hohen W a sse rsä u le a u s , so fü llt sie s ic h , auch ohne dass Risse im B e rn ste in beme rkbar s in d , allmählig
Avieder mit W a s s e r; ich habe in I /2 F . hohen G la s -C y lin d e rn Avährend acht bis zehn J a h re n schon einigen
Erfolg gesehen. Z e rb rich t ein frisch ausgeworfenes In sektenstück d e rg e s ta lt, dass das In n e re des T h ie re s
blossgelegt Avird, was le id e r o ft geschieht und am augenscheinlichsten an Kä fe rn und S pinnen beobachtet
werden k an n , so sieh t man die K ö rp e rh ö h le mit W a s se r g e fü llt; ich besitze eine S p in n e , in deren d u rc h scheinendem
L e ib e das beivegliche Lu ftb läsch en bei j e d e r D rehung des S tü c k e s seine S te lle sichtlich
verändert. — Die E n ts te h u n g d e r flachen, fig u rirte n B la sen e rk lä re ich mir d a d u rc h , dass die a u f eine
schon e rs ta rrte und vielleich t bestäubte Harzfläche gefallenen Reg en tro p fen durch einen sp ä te ren Ha rze rg u ss
zerquetscht Avurden, Avoraus F o rm en hervorgingen, Avelche denjenigen ähneln, die man zwischen (bestäubten)
Glasplatten durch Z e rd rü ck u n g e in ig e r W a sse rlro p fen herv'orbringen kann. F lo s s bei so lch er Gelegenheit
ein T h e il des Wa s s e rs am Rande d e r Ha rzmasse ab, so entstanden Communikationen mit d e r äusseren L u ft,
kleine Mündungen, Avclche nach d e r E rs ta rru n g des Ha rz sa fte s offen blieben und durch kapillare Einsaugung
sp äterh in th eils F e u c h tig k e ite n , theils Lu ftstau b in sich aufnahmen. Wo kein Staub a u f d e r Oberfläche lag
und AVO sich keine Commuiiikation mit d e r Atmosphäre bildete (T a b . VII. F ig . 1 7 .) , da b eh ie lt die z e rd
rü ck te Bla se ih re u rsp rü n g lich e R e in h e it und volle Durchsichtigkeit auch nach d e r Verdunstung ihres
W a s s e rs ; im entgegengese tz ten F a lle (F ig . 18. a. a. a. & F ig . 22. a.) drang d u n k ler Staub bald m eh r, bald
Aveniger tie f in die hohlen Ramifikationen ein und fü llte die Bla sen entAveder völlig und ziemlich gleich-
massig (F lg . 1 8 .) , oder n u r theihveise (F ig . 22. a .) aus. F ig. 19. zeigt in d o p p e lte r Grösse eine mit
rö th lic h -b ra u n em Staube tap c z irte B la s e n -Z e rä s te lu n g von se lten e r Z ie rlic h k e it, an d e r jed e S p itz e , avo
eine Mündung offen blieb, d unkelc r erscheint. — E rd ig e T h e ile kommen in L u f t - und Wasserblasen öfters
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