und dass also auch ein fossiles H a rz desselben Namens ex istiren mag. Ich bin nicht im Stande diese Ve r-
muthuiig n äh e r zu beleuchten; so viel ab e r kann ich mit Bestimmtheit v e rsic h e rn : a u s g l e i c h e r I I e i -
m a th g i n g e n C o p a l u n d B e r n s t e i n n i c h t h e r v o r , d e n n i n i h r e n o r g a n i s c h e n E i n -
s c i i l ü s s e i i i s t k e i n e I d e n t i t ä t . Bedaue rn muss ich e s , dass d e r würdige H o p e die ihm zahlreichst
vorliegenden Copal - In s e k te n , s ta tt dieselben nach ihren heutigen G eburtsländern stren g e von einander
zu so n d e rn , mit ein e r R eih e von B e rn ste in - Insekten tabellarisch v e re in ig te , ') deren damals s e h r mangelh
afte s Verzcichniss e r a u f seinen Wunsch von mir empfing, ein Ve rfahren durch welches JetztwelÜiches und
Urweltliches zwecklos durch einander gem e n g t, und d e r Wissen sch aft kein Gewinn b e re ite t ivorden ist.
Die Vcrscliiedenheit d e r vom B e rn ste in und vom Copal umschlossenen Organismen ist so fr a p p a n t, dass ich
cs mir g etra u e blos nach dem allgemeinen H a b itu s zu bestimmen, ob das In se k t diesem o der jen em H a rz e
angehört.
Immer grösse r wird die V e n v irru n g und immer nach th eilig e r in ih ren F o lg e n , wenn man nun gar
den Copal m it dem B e rn ste in v c r w e c l i s e l t . Die v e rd rie sslich slen Beisp iele liegen v or. F a s t kein
B e rn s te in -C a b in e t ist fre i von solchen T äu sc h u n g en , zu denen bald böse Absicht des V e rk äu fe rs , bald ü n -
kenntniss des Sammlers Veranlassung giebt. In f r is c h -p o lirte n Stü ck en is t die Aehniichkeit d e r Masse oft
in d e r T h a t so g ro s s , dass man dem w enig geübten Auge die Täuschung nich t v e ra rg e n darf. *)
Auch S c h w e i g g e r ir r t e : e r h a tte Copal a c q u irirt, beschrieb dessen In se k te n u nd bildete dieselben ab,®)
in d e r Meinung B e rn ste in v o r sich zu sehen. D e r eigenthümliche T y p u s d ie se r T h ic r e , zu denen ich in
meiner Sammlung kein identisches fa n d , h atte in mir gleich anfangs Ve rd ac h t erAveckt, ich spra ch aber,
d a mir die Ansicht d e r nach S c h A v e ig g e r s T o d e in B e rlin auffacAvahrten Originale bis dahin nich t zu
T h e il gcAvorden Avar, i. J . 1830 n u r mein Misstrauen aus. Die mir sp ä te r durch H . P ro fe s so r W e i s s in
B e rlin zur Ansicht gü tig st überschickten S tü ck e bestätigten den begangenen F e h le r. Auch A y c k e deckte
i. J . 1835 denselben a u f , ab e r S c h A v c ig g e r 's im Ueb rig cn AverthAolle Abhandlung Avar b e re its zu ein e r
Quelle gcAvorden, aus d e r Viele sorglos schöpften und so pflanzt sich denn d e r trau rig e Ir rth um le id e r noch
immer aus einem Handbuche d e r Geologie und Mineralogie in das ande re f o r t, j a mau co p irt sogar je n e
A b b ild u n g en ,* ) Avelche doch n u r neben diejenigen g e ste llt zu Averden v e rd ie n e n , welche B l o c h v o r
fünfzig J a h re n von Copal - In se k te n herausgab.®) — H o p e fand u n te r seinen sogenannten A n im e -in c lu s is
eines d e r S c h av e i g g e r ’ sehen Geschöpfe — es Avar die ameiseiiartige Spinne, aa eiche nach K o c h’ s Arachniden-
Sy stem z u r Ga ttu n g P y ro p h o ru s zu gehören sche int, — s. S c h A v e ig g e r tab. V III. F ig . 08 & F ig . 68 A.
und fr a g te , von d ie se r Id e n titä t ü b e rra sc h t, bei mir a n , ob S c h A v e ig g e r denn auch wirklich B ernstein,
u nd nicht A'ielleicht Anime, v o r sich gehabt h a b e ? eine s e h r richtige Vermuthung, die mich d o p p e lt e rfre u te ,
indem sie mir ü b e r H o p e ’s eben e rw äh n te Name n -V e rtau sch u n g zugleich den k larsten Aufschluss gab.
Z u r .Ve rhütung fe rn e re r Verwechselungen Averde ich bei d e r in diesem Aufsatze vorzulegenden
aphoristischen Üebersicht e in ig e r H a u p t-C h a ra k te re d e s B e rn s te in s , die diagnostische P a ra lle le mit Copal
möglichst festzuhalten bemüht seyn. D ie c h e m i s c h e n Ve rhältnisse b eide r H a rz e sind b ereits von J o h n ,
>) a. a . 0 . S . 1 3 9 - 1 4 7 .
*) Erfaliriingen und Aeu ss criin g en älmiiclicr A rt w ard en sclion v o r nielir a ls Iiiindert Ja liren p om a clit, ■/.. B. von R z a c a y n s k I
a. a. 0 . S . 1 7 8 : „ re s in a Copal inentiri succinum ajitissima.“ — Ausl'ülirliclieres über den Copa! lie ferten : S e i i d e l in einem
schönen Briefe an B r c y n de Su c c in o Indlco. 1 7 2 1 , — B l o c l i und K l a p r o t h in den Beseliafl. d e r Be rlin er Gcscilscliaft
n a turforsch. Freu n d e. Berlin 1 7 7 6 Bd. 2 . S . 9 1 , - J o h n : Natu rg e sch ich te d e s Siiccins. Köln 1 816 T lil. 2. S . 7 3 ,
und B e r z e l i u s ; Lehrbuch d e r Chemie, übers, v . W ö h l e r . Uresdeii 1 8 2 7 Bd. 111. Ah th . 1. S . 5 3 0 .
3) Beobachtung-en auf n a turhistorischen Reisen. Berlin 1 8 19 . tah . V III.
“ ) V. L e o n h a r d ’s Geologie. S tu ttg a rt 1 8 4 0 . Bd. 3 S . 3 6 8 .
®) a . a . 0 . Bd. 2 tab . 111., IV . & V.
V. B e r z e l i u s , B r a n d e s und S c h r ö t t e r ') so umfassend e rö r te r t, dass ich ihnen nichts W e sen tlic h es
hiiizufügen kann. Ich Avcise also a u f je n e Analysen hin und bemerke n u r : dass noch bis h eu te kein
Auflösungsmillcl des Bern stein s entdeckt worden i s t, durch AAelches man seine organischen Einschlüsse
u n v e rseh rt hciauszuzichen vermöchte. Auch die AnAvendung von SchAvefelkohlenstofT, T e rp c n th in , Crcosot
u nd verschiedenen flüchtigen Brenzölen zeigte keinen befriedigenden Erfo lg . Neunzig Proce rit sogenanntes
B e rn s te in -b itum e n Aviderstehen, nach B e r z e l i u s , jed em Auflösungsversuchc. Und brächte die neuere
Cheniie auch glücklich die Aufgabe zu S ta n d e , so erwüchse dem Entomologen und dem B o tan ik er dennoch
kein Vortlieil daraus. Die In se k te n blieben se it Jah rta u sen d en im klaren K ry sta ll trciflich conse rvirt und
Averdcn von demselben auch fe rn e rh in s ic h e r e r, als an d e r Nadel, aufbcAvahrt. Ge länge d e r V e rsu ch , so
würde ein SchAvarin überau s k le in e r Ge schöpfe und viele za rte mikroskopische Vegetabilien: Antheren,
Pflanzenhaare und Schimmelbilduiigeii, unvermeidlich zu Gru n d e gehen.
Ich halte den B e rn ste in fü r ein urAveltliches unmittelbares V e g e ta tio n s -P ro d u k t, das s e i t s e i n e m
E r s t a r r e n , die Symptome d e r Abreibung und VerAvitterung ab g e re c h n e t, keine materiellen Veränderungen
erlitt.* ) Ic h Aveiss, dass ich durch diese Ansicht d e r herrsch en d en H y p o th e se Avlderspreche, ab e r avozu
bed a rf es d e r An n ahme , dass d e r B e rn ste in in d e r E rd e noch mineralisiiT®) o der g a r v e rs te in e rt s e y ? und
Avorauf stütz t sich d e r G lau b e , dass e r durch SdiAvefelsäure umgewandelt Avard? Dass e r durch dieselbe
schon bei seinem Ausfliessen v e rän d e rt Avorden s e y , b eh a u p tet avoI Niemand; dass e r ab e r nach seinem
E rh ä rte n , wo e r in Braunkohlenlagern und in mancherlei Erd sch ich ten mit d e r S chwefelsäure häufig in
nahe B e rü h ru n g kam, durch dieselbe noch h ätte in se in e r Substanz v e rän d e rt Averden so lle n , dafü r sehe
ich keinen BeAveis. In den S amländer Stran d b erg en h a t die tausendjährige Nähe v itrio lre ich e r Quellen
ihm kein Symptom aufgedrückt, das e r an v itrio lle e re n F u n d o rten nich t auch besitzt; und geben 90 P ro c e n t
unauflöslichen Bitumens denn keinen F in g e rz e ig , dass chemische Agentien wenig ü b e r ih n vermögen?
Ha rze werden in d e r E rd e durch die Län g e d e r Z e it wenig ve rän d e rt. Auch die im Binnenlande ausgegrabenen,
seit Jah rta u sen d en d o rt ruhenden, Copaistücke zeigen, mit den heutigen gleichnamigen P ro d u k te n Ost-
imd W e st-In d ien s verglichen, keinen Avesentlichen Unterschied. Eben so wenig kann ich Denjenigen beislim-
men, welchen d e r B e rn ste in selbst, o der die neben ihm vorkommenden H a rze , als P ro d u k te e in e r pathischen
EntAvickelung e rsch e in e n ; tr itt uns in den fossilen Ha rzklumpcn aus je n e r und aus e in e r Avahrscheinlich
jü n g ere n Z e it eine fe ststeh en d e specifische Differenz e n tg e g en , so finde ich den G ru n d derselben we d e r in
ein e r M inera lisa tion, bei d e r ich mir nichts K la re s zu denken w e is s , noch in einem Krankhcilszustande
d e r damaligen B ä um e , sondern einzig u nd allein in d e r S p e c ie s-V e rsch ied e n h e it gleichz eitig, o der nach
einander*) leb e n d er P in ite n , d e ren Ge fässe ZAvar ä h n lich e , ab e r nicht gleiche P ro d u k te secernirten.
Sehen Avir aus verschiedenen F ra x in u s -A rte n doch m eh re re M a n n a -S o rte n hervorgehen u n d , Avas n äh e r
lie g t, in B e tre ff des T e rp e n th in s , dass je d e j e tz t lebende P in u s - s p e c ie s eine eigenthümliche S o rte : P in u s
sylvestris den gem e in e n , P . raontana den französischen, P . L a r ix den Venedischen, P . P ic e a den S trass-
b u rg e r, P . Cembra den u n g a risc h en , P . balsamea den canadischen, p roduc irt. — Die VerAvandelung des
gewöhnlichen T e rp en th in ö le s in P in u sh a rz i s t, Avie W ö h l e r berichtet,®) zwar noch nich t künstlich bewirkt
worden, es sche int dieselbe ab e r an don Bäumen schon im auslliessenden T e rp en th in v o r sich zu gehen, und
die Zusammensetzung des Oeles und des H a rz e s zu ein a n d e r in solcher Relation zu s te h e n , dass aus acht
Atomen Tcrpcntliinöl, durch Aufnahme von sechs Atomen Sau ersto ff und Austreten von ZAvei Atomen W a sse r,
■) I » o g g e n , l o r f r s Annalcii. Bd. L IX . S . 6 4 .
Man vcr^ri. J o l n i a. a. 0 . T ii. 1. S . 138.
3) A l e s a i iiiemoi-ia a.illa v e ra orifcine del Sn cd iio . Catania. 1832.
) „Nad (.lliö l/,er^ a ilic in e n j e |;ing-er je lieb er a u f dem Boden y.ii w a c h sen , d e r se it Ja h rh u n d e rten die Asche ih rer Vorfahren in
s i t i anfnalim.“ E. ö l c y o r iihcr die Coniferen. In den prenssisclicn P ro v in z ia l-B lä tte rn . Bd. 2 3 . S . 4 0 3 .
®) Göttiuffer g e le h r te A n ze ig en . 1 8 4 3 . S tü ck 1 37. S . 1361.