vor. — G o e b e l ’s Erz äh lu n g von einem W a s so rtro p fe n , d e r bei zunehmendem Monde sich v erg rö s se rte
und bei abnehmendem verminderte, ist eine Fabel, wie so Manches aus je n e r Ze it. — Man muss bei je d e r
B etra chtung eines B e rn s te in -E in sc h lu sse s sein eigenes U rth e il s tren g e b ew ach e n ; man glaubt g a r leich t zu
se h e n , was man zu entdecken wünscht und sieht g a r o ft zu viel. F ig . 19. & F ig . 21. s in d .|,k e in e
Ju n g e rm a n n ien , F ig . 23. k e i n e T h e le p h o ra und F ig . 18. k e i n F u c u s , obgleich S c h w e i g g e r eben dies
Stück meiner Sammlung mit Bestimmtheit fü r einen solchen erk lä rte . E s fehlt au sse r d e r täuschenden
Form je d e s Merkma l, das solchen Ausspruch wissenschaftlich re ch tfe rtig e n kann. Ic h habe im B ern stein
noch keine Fukoiden g e se h e n , ab e r g a r manche ih n en ähne lnde ze rquetschte B la sen , d e ren Wan d u n g en
durch eingedrungeiicn Staub eine kohlschwarze F a rb e empfingen. Mit dem durch S c h w e i g g e r zu einiger
B erü hm th eit gelangten H a g e n sehen F u cu s h a t es wiede r eine ande re B ew a n d n iss: die schwarze organische
Substanz i s t , wovon G o e p p e r t sich üb erzeu g te , (s. w. u.) ein Ja h re s rin g des Bernsteinbaume s und d e r in
ih r ru h e n d e , von S c h w e i g g e r be sc h rieb e n e . F u cu s ein je tz tw e ltlic h e r, d e r in das ihm künstlich gegebene
L a g e r nich t einmal gehörig liineinpasst.
Auch im Copal habe ich W a s se r- und L u ftb la se n , sogar noch g rö sse re als im B e rn s te in , a b e r
keine ze rd rü ck te F u c u s -ä h n lic h e F o rm e n derselb en gesehen. E s sche int dass d e r Copal im Allgemeinen
nich t so häufig in sch ieferig e n , als in d e rb e re n , aus einem G u sse e n ts tan d e n en , Stü ck en gefunden w ird und
dass e r d ah e r se lten e r in Lamellen b ric h t; dabei is t e r e in fa rb ig e r, re in e r und k la re r; seine In se k te n
liegen d eutliche r d a , sind wen ig e r v erstüm m elt und ohne S ch im m e l-Ü e b e rz u g , wodurch sie b e sse r e rk an n t
und leichte r systematisch bestimmt we rden k ö nnen, als die In se k te n im B e rn stein .
Die organischen Bernstein-Einschlüsse im Allgemeinen.
D i e B ern stein - Ein sch lü sse werden mit R ech t den fossilen Kö rp ern b eig e zäh lt; sie tre te n ab e r als
eine eigene Abtheilung derselb en auf, denn man b em e rk t an ihnen keine Ve rän d e ru n g d e r S u b sta n z, keine
Umwandelung in S te in , Kohle o der B e rn s te in , sondern n u r eine Imprägnation d urch le tz te ren , weshalb man
sie v e r h a r z t ( r e s in ir t , su c c in irt) nennen muss. Und auch diese Ve rharzung erfolgte n u r unvollkommen
und bei lebend in v o lv irte n In se k te n wohl nie bis in deren in n e rste R ä um e , indem d e r P in u s sa ft wahrscheinlich
nich t D ü nnilüssigke it genug besass, um fe ste Bedeckungen lebender T h ie re zu durchdringen, oder
schon e rh ä rte te , b ev o r solches möglich wa r. Sämmtliche L eibe shöhlen tro ck n e ten allmählig aus und sind
nu nm eh r, wie schon e rw ä h n t, j e nachdem das Bern stein slü ck im M e e re sg rü n d e , o d e r in d ü rr e r E rd e lag,
von W a s se r oder L u f t , und n u r in d em F a lle ausnahmsweise von B e rn s te in e r fü llt, wo ein durch
Fäulniss schon geb o rsten es In s e k t in die liquide H a rzm asse g erie th . W ie dicht und innig d e r lla rz s a ft
sich mehrentheils ange legt haben m u ss, g eh t aus den aufgefundenen Abdrücken z a rte r Libellenflüge l und
mancher B lä tte r h e rv o r, d e ren n e tz - und zellenförmiges Adergewebe die S chärfe des Originales zeigt.
N u r diesem engen Anschliessen und dem ra sch en E rs ta r re n des H a rz e s v erd an k en w ir die treffliche Aufbewahrung
se in e r Einschlüsse. Das d ich tere Medium, in welches die versinkenden Gegenstände geriethen,
pre sste dieselben keineswegs zu samm en , eben so wenig als Oel die Kö rp erfo rm ein e r F lie g e v e rä n d e rt;
die Z erstörung durch F äu ln iss w urde ab g ew ch rt, u nd je d e Einwirk u n g sp ä te re r geologischer Ereignisse,
namentlich d e r Druck von W a s se rsä u le n und E rd s c h ic h te n , spurlos v o rü b e r g e fü h rt; sie sind in ihrem
hermetischen Ve rsch lü sse ein e r S te in fru c h t v erg le ich b ar, deren K e rn zwar mit d e r Schaale zerbrochen,
aber ohne sie durch keine p h y sisch e K ra ft v e rle tz t we rden kann. D a h e r erscheinen W u r z e ln , B lü th e n
und Insekten denn auch nie com p rim irt, wie man solches an den in d e r E rd e gefundenen abgerundeten
H ö lze rn sieht, sondern Alles b ew ah rt noch h eu te seine u rsp rü n g lich e G e s ta lt und häufig sogar d i e S tellung
se in e r T h eile o d e r G lie d e r, welche ihm im Augenblick des Anklebens und V e rs in k e n s , also im Leben,
eigenthümlich wa r. An th eren schw eben, wio sch au k eln d , a u f ih ren S tie le n , und die kleinsten Tipularicn
und Dülicbopodeti ruhen mit ausgebreiteten F lü g e ln oft so u n e n tste llt in d e r weinklaren Masse , dass es
nur eines weckenden Obe ron - H o rn c s zu bedürfen s c h e in t, um die katalepllsch e rs ta rrte n wieder davon
fliegen zu sehen.
Z u r genauen AulTassuiig d e r specifisclion C h ara k tere und zu r systematischen Bestimmung der zu
untersuchenden Objekte b e d a rf es v o r allen Dingen e in e r gehörigen Schleifung d e r umschliesscnden Sui)stanz.
l i i e r tre te n schw er zu e n tfe n ic n d c , oft u n ü b e riv in d lich e , H in d e rn isse in den W e g . E in grö sse r Theil d e r
Ein sch lü sse liegt d e r Ob e rfläc h e, o der dem R a n d e , so nahe , dass seine Entblössung und theilweise Z e rs tö rung
sclion d urch die im Meere b ewirkte Abrundiing und Abreibung d e r S tü ck e erfo lg te ; da kann die
B earbeitung wenig fru c h te n , denn aus zurückgebliebenen H ä lf te n , aus einzelnen Beinen und F lü g e ln , g eh t
II