gestellt,, dafs bey den Gewächsen mit sichtbaren Blüten das Zellgewebe
der untern Blattseite, die gewöhnlich mehr Poren, als die.obere,
und sehr oft dieselben nur allein hat, lockerer sey, als das der obern.
Diese auch aus dem Vorkommen der Poren ,bey den Moosen hervor-
gehende Coexistenz derselben mit einer höhlenreichen Beschaffenheit
des Zellgewebes liefs mich die Vermuthung äufsern, dafs bemeldeter
Bau eine Ansammlung von Feuchtigkeiten im Zellgewebe begünstigen
möge', deren Übermaafs die Poren durch Verdunstung hiriwegnähmen.
Es ist dagegen eingewandt worden*), dafs die gröfsere Lockerheit
des Zellgewebes an der untern Blattseite der Stechpalme eine i Ausnahme
von der Regel sey , indem man fast durchgängig das Gegen-
theil wahrnehme. Die Blätter der Sbrelizia Reginae z. B. hätten
ein sehr lockeres Zellgewebe in der Oberfläche, wo keine Spaltöffnungen,
und ein sehr gedrängtes an der Unterfläche, die mit solchen Organen
reichlich versehen wären. Auch Stkengel äufsert *) **), dafs bey
dem häufigem Vorkommen der Poren auf »der untern als obern Blattseite,
dennoch das Zellgewebe der Unterseite keineswegs lockerer sey;
er habe es oft, setzt er hinzu, von noch festerm Bau auf-der untern,
als obern, Seite gesehen.
Um den Bau des Blattzellgewebes, die Richtung der Zellen und
die Höhlen desselben kennen zu lernen, ist es nothwendig, die Schnitte
nicht nur queer durch die Substanz des Blatts, sondern auch in der
Fläche desselben zu führen. Vörzüglich durch die letztere Operation
wird man gewahr, dafs, auf welcher Blattseite auch die Poren sich
*) Hall. Litt, Zeitung j8u . N. 26L •
**) Vom Bau und der Natur der Gewächse,. S. l 35.
befinden, immer einer oder einige derselben in eine kleine Höhle
sich öffnen, welche das Blattzellgeivebe an dieser Stelle hat*). Diese
Höhle nehmlich geht bis zur Oberfläche des gedachten Parenchyma
und ist daselbst nur mit der Oberhaut überzogen , welches man am
besten so wahrnimmt, dafs man den in der Fläche des Blatts geführten
Schnitt von der innern Seite betrachtet. Man sieht dann
durch zahlreiche Höhlen hindurch , deren Grund die Oberhaut bildet,
welche da, wo sie jede Höhle bedeckt, einen oder etliche Poren
zeigt. Führt man einen ähnlichen Schnitt an der von Poren
entblöfsten Seite des Blatts, so sieht man hier im Allgemeinen nichts
davon, und zum Beweise führe ich nur an: Hedera Helix* .Selinum.
decipiens * Asarum curopaeum * Helleborus niger * Prunus Lauroce-
rasus * Tässilago fragratis* Pelargonium tomentosum. Hier nehmlich
kommen die Poren nur an der Unterseite vor; diese ist daher
reich an Höhlen , die nur bis zu einer gewissen Tiefe eindringen,
während die Zellen an der obern, von Poren entblöfsten Seite kleiner
sind, näher an einander schliefsen und kaum merkliche Zwischenräume
lassen. Stehen die Poren auf beyden Seiten des Blatts,
wie bey Aloë Lingua* Allium senesceris, Calla aethiopica* so sind
die Zellen gegen die Oberfläche hin gedrängter und gleichwohl lassen
sie Höhlen zwischen sich , Welche mehr oder weniger eindringen
und blos mit der Oberhaut, die hier eine oder etliche Öffnungen
hat, überzogen sind. Selbst bey den Lebermoosen, deren Laub von
einer dickem Substanz ist, als Targionia * Marchantia* hat die Oberseite
zahlreiche regelmäfsige Höhlen, in deren jede ein Porus der
*) Vergl. M o l d e n h a w e e ’ s Beytr. zur Anatomie der Pflanzet:. S. 97.