Ich versuchte auch , 1 sowohl in jenem abgeschnittenen Schenkel,
als bey den übrigen Versuchen, wo ich das Rückenmark durchschnitten
hatte, den Blutumlauf, der aufgehört hatte, wieder anzufachen, und den
abnehmenden zu beschleunigen, indem ich durch Galvanische Reitzungen
in den Hinterschenkeln Zückungen hervorbrachte. Aber ich habe
eben so wenig davon einen Einflufs auf die Bewegung des Bluts, als
S p a l l a n z a n i *) , F o n t a n a **) und B i c h a t •}•) entdecken können.
Beyläufig beobachtete ich an dem Schenkel, der blos noch durch die
Nerven- mit dem Körper zusammenhing, dafs bey der Sphliefsung der
Galvanischen Kette zuweilen Zusammenziehungen erfolgten , zuweilen
aber auch gar keine Reaktion eintrat. Es ist also eine richtige Bemerkung,
die, wenn ich nicht irre, zuerst B i c h a t gemacht hat» dafs,. so
lange ein willkührliches Organ unter dem Einilufs des Gehirns steht,
äufsere Reitze nicht immer so auf ihn wirken, wie nach seiner Trennung
vom Körper.
Jenes Resultat, dafs die Reitzungen einzelner Nerven keinen Einflufs
auf den Blutlauf haben, stimmt mit der Thatsache überein, dafs
in Gliedern, die völlig gelähmt sind, der Puls fortdauern kann. H o-
me hat zwar Versuche bekannt gemacht, die jenem Resultat widersprechen.
Er sähe einen Fall, wo das Aufstreichen des ätzenden
Alkali auf die Ränder einer Wunde einen heftigen Schmerz hervorbrachte,
der nicht in dem gereitzten Theil, sondern in einiger Entfernung
*) Dell’ azione del cuore ne' väsi sanguigni. Modena. 176Q. — De fenomeni
delicti circolazionc etc• Jbid, 1775.
**) Abhandl* über das Viperngift. S. 542.
■ -J-) Allgemeine Anatomie. Uebers, von P f AFF. Th. 1, Abth. 2. S. 75.
Philos• Transact, T. 1S14, P. /. p. 583.
nung davon seinen Sitz hatte, und von dem heftigen Schlagen der Arterien
herzurühren, schien. H o m e erklärte sich diesen Fall aus der
Wirkung des Alkali auf die Nerven, und aus der Rückwirkung der
letztem auf die Arterien. Ihn sich hierüber Gewifsheit zu verschaffen,
entblöfste er die Carotis bey einem Hunde und Eichhörnchen, und
brachte ätzendes Alkali an den Intercostalnerven. Der Erfolg war, dafs
die Carotis heftig zu pulsiren anfing, und dieses Schlagen einige Zeit
fortsetzte. Hingegen hatte das Bestreichen des herumschweifenden Nerven
mit dem Alkali keinen Einflufs auf die Pulsationen der Carotis.
Ich vermuthe, dafs bey diesen Beobachtungen eine Täuschung statt gefunden
hat, und dafs der Puls nicht blos in den Carotiden, sondern
im ganzen Gefäfssystem beschleunigt gewesen ist. Jener Einflufs der
einzelnen Nerven auf das Blut, der sich aus meinen Versuchen ergiebt,
ist zwar ohne Zweifel einer Vermehrung oder Verminderung fähig.
Ich glaube aber, dafs diese Veränderungen nicht Folgen blos örtlicher
Reitzungen der Nerven seyn können, sondern dafs alle Mittel, die jenen
Einflufs erhöhen oder schwächen, erst auf das Blut wirken, und,
indem sie dieses verändern , ‘ eine Umstimmung derjenigen Thätigkeit
der Nerven, unter deren Herrschaft die thierischen Säfte stehen, her-
vörbringen. So wirken z. B. der Fingerhut und die Blausäure. Ich
habe das Extrakt des erstem und Wasser, welches mit dem letztem
stark geschwängert war, in mehrern Versuchen auf die Schenkelnerven
von Fröschen gestrichen, ohne von dieser Anwendung jener Gifte, die,
in die Masse der Säfte gebracht, den Kreislauf so mächtig schwächen,
die mindeste Veränderung in der Bewegung des Bluts zu bemerken.
Wahrscheinlich ist es ein gewisser, beym Athemholen vorgehender
Procefs, der die von dem Puls des Herzens unabhängige Bewegung
des Bluts zunächst unterhält, aber ein Procefs, der sich nicht blos auf
I. P