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34 I. Ueber den innern Bau der ungeflügelten Insekten.
Eine auffallende Eigenheit diefer Skolopender ift, dafs fie keine Augen
belitzt. De Geer bemerkt fchon, dafs er diefe Organe an ihr vergeblich
1 j gebucht habe. Er fcheint aber zweifelhaft gewefen zu feyn, ob fie doch
nicht vorhanden waren. Es Lft indefs nichts gewifler, als dafs fie ganz fehlen.
Sehr ftark, und verhältnifsmäfsig weit ftärker als bey der Scolopendra
1 forficata, find dagegen ihre, aus i 4 kegelförmigen Gliedern beftehenden
Fühlhörner (Tab. VII. Fig. 3 . a. a.), die auf Koften der Augen ausgebildet
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zu feyn fcheinen.*
Ich war begierig zu erfahren, wie, bey diefer Abwefenheit der Augen,
das Gehirn, welches fonft vorzüglich für die Augennerven bey den Infekten
gebildet zu feyn fcheint, befcliaffen wäre. Ich entdeckte, was ich vermu-
.thet hatte, dafs die, fonft für die Sehenerven beftimmte Nervenfubftanz hier
blos auf das Nervenpaar der Fühlhörner (Tab. VII. Fig. 5. n n) verwandt f l 1
ift. Das Gehirn (C) ift dabey verhältnifsmäfsig grofs, und giebt keine andere
bedeutende Nerven als jene der Antennen ab. Erfetzen hier etwa die
Fühlhörner den Mangel der Augen, und führen fie dem Thier Eindrücke
aus der Ferne zu? Ich werde bey einer andern Gelegenheit zu zeigen fuv,
JH chen, dafs die Fühlhörner der Sitz eines Sinnes find, wodurch die Infekten
Empfindungen von äufsern Gegenftänden ohne unmittelbare Berührung
■ derfelben erhalten und dabey auf jene Bildung der Scolopendra flava zurückkommen.
Das Rückenmark diefer Skolopender (Tab. VIL Fig. 5.) hat ebenfalls 1
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g. Die Skolopender. 55
manches Ausgezeichnete. Gleich unter dem Gehirn (C) liegt ein Heiner
runder Knoten (a), ans -welchem mehrere dünne Nerven entliehen. Auf
diefen folgt eine längliche Anfchwellung (h), und darauf ein Ganglion (d),
welches das gröfste des Bückenmarks ift. Dann kommen noch zwey andere,
ziemlich grofse Knoten (f. g.), welche unter lieh und mit den vorigen
durch grade Stränge verbunden find. Nach dem letztem diefer zwey
Ganglien giebt es fo viele Knoten als Abfchnitte des Körpers, und diefe
hängen durch einfache Stränge mit einander zufammen, von welchen jeder
in der Mitte winkelförmig gebogen -ift Man lieht diefe Bildung in der
5ten Fig. (Tab. VII.), wo C B der obere Theil des Rückenmarks mit dem
Gehirn, E H ein Stück des mittl'ern und P Q der hintere Theil deflelben
ift. Die vorderften Knoten lind die gröbsten und haben eine runde Form;
nach dem hintern Ende des Körpers zu werden lie kleiner und bekommen
eine längliche Geftalt. Zwifchen den hinlern Ganglien ift die Biegung der
Verbindungsftränge am ftärkften. Aus jedem der mildern Knoten entftehen
drey Nervenpaare; an den vordem und hintern Ganglien, mit Ausnahme.des
dritten und vierten der vordem, habe ich nur vier, und an diefem dritten
und vierten nur Ein Paar entdecken können.
In mehrern Stücken lind auch die ErnäErungs;werkzeuge diefer Skolopender
von denen der Scolopendra forficala verfchieden. Vergleicht man
Fig. 3 (Tab. VII.), welche den Kopf derfclben von der untern Seite mit
den Speichelgefäfsen und dem Vordertheil des Nahrungscanals zeigt, und
Fi». 4 (Tab. VII-), worin die Frefswerkzeuge nach Wegnahme der Kinn-
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