minder lebhaft, als bey der Tussilago * welches vielleicht der dünner-n
Blattsubstanz, so wie dem starken Überzüge von Haaren zuzuschreiben
ist; hingegen beym Selinum war sie so stark, dafs selbst eine auf
die Oberseite gelegte Glasplatte am Rande der Blättchen bis auf eine
ziemliche Strecke von demselben durch die von der Unterseite aufsteigenden
Dünste beschlug, während sie da , wo sie die Oberseite
selber berührte, völlig trocken blieb. Hiernach würde den obenerwähnten
KniGHTSchen Versuchen mit Weinblättern , zufolge deren
diese nur von der Unterseite im-Sonnenschein ausdünsten,'voller Glaube
beyzumessen seyn, wenn nicht ohne dieses schon die bekannte Wahrheitsliebe
und Geschicklichkeit jenes vortrefflichen Naturforschers Bürgen
für die Genauigkeit seiner Beobachtungen wären. Denn auch
diese Pflanze; hat ihre Poren, wie die drey vorerwähnten, nur auf der
untern Blattseite.
Da-es möglich wäre, dafs die Verschiedenheit der Pflanzengruppe,
in Rücksicht des einfachem oder - zusammengesetztem. Baus, hier eine
n Unterschied machte, so unterwarf ich von Monocotyledonen H e h -
heimia viridi/olia W. und von Farrnkräutern Scolopendrium offici-
nale Sw. dem nehmlichen Versuche. Beyde haben ihre Poren nur auf
der untern Blattseite und ihre breiten Blätter sind vorzüglich geschickt,
entscheidende Resultate zu geben. Aber auch hier bemerkte ich die
Ausdünstung nur von der untern Blattseite, nie von der obern, und
dieser Erfolg veränderte sich nicht, wie oft ich den Versuch auch wiederholen,
und welche von beyden Blattseiten die der Sonne zugewandte
seyn mochte.
Wichtig war es jetzt, zu wissen, wie die Ausdünstung sich verhalten
würde, wo beyde Blattseiten die Poren haben. Ich wählte
hierzu
hierzu- Calla aethiopica L ., wo sie auf beyden Seiten in gleicher
Menge Vorkommen, und war aufs freudigste überrascht, zu sehen, dais
beyde in gleichem Maafse ausdünsteten, und zwar nicht nur auf verschiedenen
Puncten des sehr ausgedehnten Blatts, sondern so, dafs
der nehmliche Theil desselben sowohl die obere, als die untere Glasplatte
mit einem Thau beschlagen machte. Auf gleiche Weise verhielt
sich Primula farinosa L ., wo die Poren sowohl an der obern,
als untern Blattseite, doch in grpfserer Menge an der letztem, Vorkommen
; daher auch die Ausdünstung der Oberseite schwächer, als
die der andern, war.
Die bis hierher erzählten Versuche wurdet! mit Blättern von häutiger
Substanz angestellt; um daher zu erfahren, welches der Erfolg
seyn wurde, wenn selbige von fleischiger oder lederartiger Beschaffenheit
wären, wählte ich Aloë Lingua W., Hedera Helix und Prunus
Lauroceräsus L. Bey jener befinden sich die Poren auf beyden
Seiten des doppelterhabenen Blatts, bey den letztem beyden nur
auf der untern. Aber unter den nehmlichen Umständen, wo jene
häutigen Blätter stark transspirirten , war ich nicht im Stande, dergleichen
bey diesen hervorzubringen, und die auf beyden Blattflächen
angebrachten Glasscheiben, die bey Aloë Lingua vertieft genommen
wurden, um sich der Oberfläche des Blatts genau anzupassen, blieben
völlig trocken , wie-sehr die Sonne auch einwirken und wie
lange der Apparat in dieser Lage bleiben mochte.
Aus diesen Versuchen erhellet demnach: -
0 Dafs häutige Pflanzenblätter nur im Sonnenscheine einer merklichen
Ausdünstung unterworfen sind.
I. Z