Pig. 6. 8. Tab. XVI. Fig. 5. Q.) und der übrige Nahrungscanal (Tab. XVI.
Fig. 5.) der Hornille nnd Wespe zeigen keine andere, 'erhebliche Verfchie-
denheiten von den analogen Organen der Biene als darin, dafs der Theil,
den ich bey diefer das trichterförmige Organ genannt habe, (Tab. XVI.
Fig. 5. F.) mit dem zweyten Magen (R) niebt unmittelbar, fondern durch
eine enge Röhre (T) verbunden iXt, und dafs blos die hintere Hälfte diefes
Magens, nicht aber der Vordertheil delTelhen ringförmige: parallele Einfchuü-
tungeu hat.
Aus diefer Befchreibung läfst fich die Funktion der Speifewerkzeuge der
HöruilTe und Wespe bis auf den Rüffel ohne Schwürigkeit abnehmen. Bios
von diefem Theil kann der Zweck problematifch feyn. Re'aumur, verleitet
durch feine unrichtige Anlicht des Rüffels der Biene, nannte ihn eine Zunge,
und glaubte, dals et wie der letztere zum Lecken diene. Aber die
ganze Einrichtung deffelben widerfpricht diefer Meinung. Er .ift. convex
nach der dem Schlunde zugekehrten Seite, und nicht, wie er bey Re'au-
mur’ s Hypothefe feyn müfste, concav; er hat hervorragende Queerreifen, die
das Herahfliefsen der aufgeleckten Flülfigkeit zum Schlunde verhindern müfs-
ten; er hat an jedem der vier Enden eine runde Scheibe, und inwendig
eiue Höhlung, wozu ein Speichelgang führt. Von allen diefen Einrichtungen
läfst fich bey jener Meinung kein Nutzen angeben. Erklärbar wird dagegen
die ganze Struktur des Rüffels, wenn man ihn als Saugwerkzeug betrachtet.
Die vier runden Scheiben an den Enden deffelben find dann Saug-
warzen; die knorpelartigen Queerreifen dienen zur Erweiterung und Verengerung
feiner innern Höhlung beym Saugen, und das Saugen wird auf die
nehmliche Art wie bey der Biene bewirkt, durch die Erweiterung des erften
Magens V (Tab. XVI. Fig. 3.), indem die Klappen des trichterförmigen Organs
F, wodurch der zweyte Magen fich in den eilten öffnet, eng zufam-
mengezogen find und der Eingang zum Schlunde y (Tab. XV. Fig. 6. 7 8.)
föwohl durch die Klappe v, als durch die fich gegen denfelben niederbiegenden
Zungen L und L' dicht verfchloffen ift.
Diefe Meinung hat freylich Eine Schwürigkeit. Nicht nur bey der Hor-
niffe, fondern. auch bey der Wespe habe ich bis jetzt keinen zum Schlunde
gehenden Ausführungsgang des Rüffels entdecken können. Beftätigt fich die
Abwefenheit eines folchen Canals bev diefen Thieren, fo ift nichts übrig,
als den Rüffel derfelben blos für'ein Ausleerungswerkzeug des Speichels anzunehmen.
Ich glaube aber doch, dafs fich ein ähnlicher Rüffelgang, wie
ich bey den Bienen angetroffen habe, auch noch bey der Horniffe und Wespe
finden mufs. Der ganze Bau des Rüffels ift bey den letztem weit zufara-
mengefetzter, als er wahrfcheinlich feyn würde, wenn -diefes Organ blos zum
Ausläßen des Speichels diente. Hätte es keine andere Funktion, fo würde
nicht einzufehen feyn, warum es an den vier Enden Saügavarzen und inwendig
eine Höhlung, die durch Knorpeln und Muskeln verengert werden kann,
befäfse. Es würde dann ohne Zweifel an dem Nahrungscanal der Horniffe
und Wespe das trichterförmige Organ F (Tab. XVI. Fig. 5.) nicht vorhanden
feyn, das diefe mit den Bienen gemein haben, welches hingegen allen
Hymenöpteren fehlt, die blos Freiswerkzeuge ohne Saugorgane befilzen, z.B.
den Gefclilerhtern Ichneumon und Formica, ohugeachtet, fonft der Nahrungscanal
bey denfelben nach eben dem Müller wie bey den Bienen ge-
bauet ift.