Diese Charaktere sind freylich nicht so bestimmt, dafs nicht die Stelle
mancher Arten dabey zweifelhaft bliebe. Allein bey unserer eingeschränkten
Kenntnifs von der Organisation und Lebensweise dieser Thie-
re ist schwerlich eine schärfere Trennung möglich. Geschlossene Systeme,
die man in einem Fache aufstellt, wo der Dunkelheiten noch !so
viele sind, können gröfstentheils nur auf-Muthmafsungen gegründet seyn.'
Die Versuche des, übrigens sehr verdienten, L a t r e i l l e *), die'milbenartigen
Thiere nach den Frefswerkzeugen und andern feinem Unterscheidungszeichen
in Geschlechter zu bringen, geben einen Beweis für diese
Behauptung. L a t r e i l l e theilt die milbenartigen Thiere, die keine
Schwimmfüfse haben, in zwey Ordnungen, von welchen die eine einen
beweglichen Anhang unter dem letzten Gliede der Palpen'besitzt, die
andere hingegen keinen solchen Fortsatz hat. Mir ist es aber zweifelhaft,
ob dieser Anhang nicht bey einigen Arten bios den Männchen eigen
, und ein gültiger Eintheilungsgrund ist. Ich fand nehmlich ein Trom-
bidium, welches mit H e r m a n n ’ s Trombidiu'm quisquiliarum **) ganz
übereinkam, nur dafs es nicht, wie dieses, mit einem weifsen Staub be-
pudert war, und dafs die Palpen nicht den Seitenfortsatz hatten, den
H e r m a n n an dem seinigen wahrnahm. Jener Staub aber war gewifs
etwas Fremdartiges, und der Seitenfortsatz mufs, da alles Übrige gleich,
und das meinige, wie ich bey der Zergliederung fand, ein Weibchen
war, ein Eigenthum des männlichen Geschlechts seyn.
Allgemein ist indefs dieser Mangel des beweglichen Anhangs an dem
letzten Gliede der Palpen bey den Weibchen nicht. Bey dem in Fig. 28.
*) In dess en Getier. crustac. et insect. T . I . p.xo/j., und in seinen Considérations
générales sur l 'ordre naturel des crustacés etc. p. i $i .
**) I I b K MANN Mém. aptérologique. p.32. P l .I , Fig. 9.
Tab. V. vörgestellten Trombidiuni holosericeum H e r m . besitzen ihn beyde
Geschlechter. Hier ist er , wie aus Fig. 3o. Tab.V'. erhellet, welche den
einen bg der beyden Palpen dieses Thiers mit der Scheide A der Frefswerkzeuge
stärk vergröfsert vorstellt, keulenförmig. Der Palpe besteht
aps vier Gliedern , einem untern kurzem b, wodurch er mit der Scheide
der Frefswerkzeuge verbunden ist, einem zweyten c, welcher der gröfste
von allen und etwas gekrümmt ist , und noch zwey andern d e, die wieder
kurzer sind. An dem letzten e sitzt der Anhang g, und über demselben
ein Haken f , der in Verbindung mit diesem Anhang einige Ähnlichkeit
mit den Zangen der Krebse, Skorpione und Afterskorpione hat.
Zur Eintheilung der Hydrachnen gebraucht L a t r e i l l e Charaktere,
die vorzüglich von den Frefswerkzeugen hergenommen sind. Er schreibt
einigen Kinnbacken, andern keine zu. Allein jene Kinnbacken sind nur
bey sehr wenigen Arten zu erkennen. Bey den meisten ist es unmöglich,
die Frefswerkzeuge wahrzunehmen. Nur bey einigen Trombidien sieht
man deutlich eine Art von Kinnladen. H e r m a n n entdeckte diese bey
dem Troriibidium holosericeum, indem er sie bey einem lebenden Thier
aus ihrer Scheide her.vordrückte *). Durch diese gewaltsame Operation
wurden sie indefs ganz aus ihrer natürlichen Lage gebracht, so dafs H e r m
a n n ’ s Zeichnung eine unrichtige Vorstellung von ihrer eigentlichen Verbindung
giebt. Mir ist es gelungen, die Scheide, worin sie liegen, zu
öffnen, und sie -aus dieser hervorzuziehen. Die Scheide ist ein kegelförmiger,
häutiger, behaarter Theil, den man in Fig. 28. Tab.V. bey a
zwischen den beyden Palpen; und in Fig.So. bey A, starker vergröfsert,
in Verbindung mit dem. einen Palpen sieht. An der Spitze a hat er eine
H e r m a n n Mém, fiptèrol, p .ly , F l, 111, fig, A.
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