■ welcher durch das Aneinanderfchliefsen der Jieyden Hälften des Rüffels ge*
bildet wird. Er berief liqh deshalb auf eine Beobachtung, die er an einem
Schmetterling, welcher Zucker eiufog-, gemacht hatte. Hier fahe er, indem
er den Rüffel diefes Thiers während dem Saugen mit dem Vergröfscrungs*
glafe betrachtete, die Flülligkeit in der Mitte des Rüffels, nicht- aber in den
beyden Seifencanälen bald auffteigen, bald wieder zurückfliefsen. Er arg*
wohnte anfangs felber eine optilche Täufchung, glaubte aber doch endlich
an der Richtigkeit feiner Beobachtung nicht. zweifeln zu dürfen. *) Und
doch ift nichts fo gewifs, als dafs Reaumur lieh getäufcht hat. Der Oe-
fophagus theilt lieh, nachdem er aus der Bruft in den Kopf getreten ift,
oder bey dem Schwalbenfchwanz (Papilio Machaon L .) fchon in. der Bruft,
in zwey Röhren, wovon jede. zu jeinem der beyden Seitencanäle des Rüffels
oeht. Die Seitencanäle. haben in ihrer Struktur nichts mit den luftführen*
den Gefäfseu gemein; fie belieben, wie fchon, gefagt, ift, inwendig aus Mus*
keifafern, die offenbar zur Fortbewegung tropfbarer Pfiffigkeiten beftimmt
lind. Reaumur hat den Rüffel der meiften Schmetterlinge Mos nach dem
Tode im ausgetrockneten Zuftande unterfucht, wie feine Abbildungen diefes,
der Queere nach durchfchnittenen Organs beweifen **). Unter den letztem
ift nur eine einzige (Fig. 17.) nach einem frifchen Exemplar gemacht; bey
diefem aber hat Reaumur die kleinen Oeflnungen der Seitenwändff für
Sehnen angefehen, und den Rüffel für einfach gehalten ***), der doch eben
* ) Reaumur ' M<Su£- pour lervir i PHilt. des Infecles. T. I. P. I. p. 3o6, 307« der Aul-
fterdammer-Ausgabe. . ;
* * ) A. a. O. PI. IX* Fig. 6. 7* 9. 10, 17.
* * * ) A* a. O. p. 3 i 5 *
fo wohl als der der übrigen Schmetterlinge doppelt ift. Die äufs'ere Fläche
eines ausgetrockneten Rüffels hat., wegen der knorpelartigen Reifen, woraus
fie befteht, eine entfernte Aehnlichkeit mit den gröfsern Tracheen der Raupen,
und diefe Analogie ift "es wohl, wodurch Re'aumur auf feine unrichtige
Meinung gebracht wurde.
' Oeffnet man'den Kopf und die Bruft, fo crfcheinen hier, aufser dem
Gehirne,'den Muskeln, Nerven und Tracheen, vorzüglich die Speichelge-
fäfse und der Oeföphagus. Die Speichelgefäfse (Tab. XI. f. f.) find bey dem
Ligufiervogel von beträchtlicher Länge, doch fehl- gekräufelt, fo dafs fie in
ihrer natürlichen Lage kaum bis an -den Anfang des Magens reichen. Ihre
(Weite ift-einerley mit der der Gallcngefäfse. Oben vereinigen fie fich -zu
-einer einzigen, etwas weitem Röhre (t.), die neben dem Schlunde zum
Rüffel läuft. Unten gehen fie, ohne fich während ihres Fortgangs zu zer-
äfteln, in ein Rumpfes, etwas angefchwollenes -Ende über.
Ich habe mir viele Mühe gegeben, die Verbindung jener Gefäfse mit
dem Rüffel zu entdecken. Es iff mir aber bisher nie gelungen, diefe Vereinigung
ausfindig zu machen. Indefs fcheint es mir, dafs die Speiehelge-
fafse weder zum Schlunde, noch zu den eigentlichen Saugröhren des Rüffels,
fondern zu dem dritten mittlem Canal des letztem gehen, welcher durch
das Aneinanderfchliefsen der beyden Hälften deffelben gebildet W'ird. Die
Gründe für meine Vermuthuiig find:
1) Der Umftand, dafs fich der Oeföphagus vor feinem Uebergange
zum Rüffel in zwey Röhren fpaltet, die beyden Speichelgefäfse hingegen,
die ohne Zweifel von einander getrennt bleiben würden, wenn fie fich mit
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