Tagen fie, gefchieht das Riechen, indem die Luft eingealhmet, und bey diefer
Infpiration die Schleimhaut des Geruchsorgans aTficirt ■ wird. S.o muis es
auch bey den Infekten feyn. Welcher andere Theil, als die nervenreiche
Membran, womit die Luftröhren diefer Thiere bekleidet find, kann alfo die
Stelle der Schleimhaut bey ihnen vertreten? *)
Wenn ibdefs diefer Meinung die Analogie von der einen Seite - günftig
zu. feyn fchemt, To ift fie derfelben doch von der andern, ganz und gar entgegen.
Alle Thiere, mit deren Geruchsorgan wir näher bekannt find, haben
diefen Sinn'in der Nähe des Mundes und der Augen. Aber wie entfernt
von diefen Theilen würde er feyn, wenn er lieh bey den Infekten in den
Tracheen befände! Doch diefer Einwurf würde die Möglichkeit jener Hypo-
thefe noch nicht ganz aufhehen. Wodurch fie aber völlig widerlegt wird,
ift, dafs der Sinn des Geruchs den Thieren überhaupt und vorzüglich den
Infekten, die oft nur durch ihn allein bey ihren Handlungen geleitet werden,
dienet, ihnen nicht nur von riechbaren Gegenftänden überhaupt, fon-
dern auch von der Richtung, in welcher diele Gegenftände zu Tuchen find,
Empfindungen zu verfehaffen. Diefen Dienft aber könnte er unmöglich den
Infekten feilten, wenn er, wie die Stigmate derfelben, über den ganzen Körper
verbreitet wäre. Um hierzu tauglich zu feyn, muls er auf einen einzelnen
Theil, und zwar auf den Kopf, eingefehränkt feyn.
*) D um e r il hat diefe Hypotiefe in neuern Zeiten als die feinige aufgeftellt. (Bulletin
des fc, par la Societd philom. J 797 Aout.) Sic gehört aber eigentlich dem altern
R e im a j-u s . (Ueher diV Triebe der Thiere. 3 te Ausg. S, 3 oS.)
Diefes Erfordernifs findet bey den Fühlhörnern ftatt, und in fofern hat
die Meinung L e ffe r’ s *), R ö fe l’s **) und Reaumur’ s ***), welche die
Antennen für das Geruchsorgau der Infekten hielten, oder Lyounet’ s ****),
der die Palpen dafür annahm, etwas für lieh. DieAnhängcr derfelben können
lieh auch auf die Analogie der Schnecken (Limax, Helix etc.) berufen, die
wie .ich im Qten Theilc meiner p h y fio lo g ifch en Fragmente (S. 246)
gezeigt habe, ihre Fühlfäden augenblicklich zurückziehen, und einen andern
Weg einfehlagen, wenn man jenen Organen Campher, Naphta und andere,
ftark riechende Dinge nähert.
Allein von andern Seiten ift diefe Meinung eben fo unwahrfeheiulieh,
als die erfterè. Die Antennen fowohl, als die Palpen der Infekten find
offenbar den Cirrhen der Welfe (Silurus) und anderer Fifche ähnlich. Aber
diefe Thiere haben ein wahres, der Nafe der Säugthiere, Vögel und Amphibien
ähnliches Geruchsorgau. Die Cirrhen dienen ihnen alfo gewifs nicht
zum Riechen, und glaublich ift es daher, dafs auch die Fühlhörner und
Palpen der Infekten eine andere Funktion haben. Die Analogie der Schnek-
ken ift ebenfalls nicht von Gewichte. Ich habe zwar ehemals felber geglaubt,
dafs nach den erwähnten Verbuchen das Geruchsorgan der Schnek-
ken in den Fühlfäden feinen Sitz haben müfle. Allein ich bin von diefer
Meinung zurückgekommen. Jene Erfahrungen heweifen in der That hlos,
dafs die Fühlfäden der Mollusken einen hohen Grad von Empfindlichkeit
*) Tlxeol. des Inf. P* II*. p* 2 4 .
**) A* a* O. Bi 2* Heufchreckcn und Grille», S* 5 i*
,***) A * a. O. T* I. p* 283*
** ** )„ In L e f f e r ’ s Théol* des Inf. P. II* p* 8.
ü