Schon D e G e er *) hat eine Beschreibung und Abbildungen dieser
Theile geliefert, die aber keine ganz richtige Vorstellung geben. Nach
meinen Untersuchungen ist jede Kieme ein unten schmales, oben breites
und abgerundetes Blatt, das.aus zwey' äusserst zarten, platt auf einander
liegenden Häuten besteht, die am Rande mit einander Zusammenhängen,
in der Mitte aber einen Zwischenraum haben, worin sich das Blut ergiefst.
Während des Lebens scheint diese Ergiefsung nicht so stark zu seyn, dafs
die beyden Häute dadurch beträchtlich von einander entfernt werden.
Bey lebenden Thieren sind daher die Kiemen flach. Bey solchen aber,
die in Weingeist getödtet sind , findet man sie oft so angesehwollen, dafs.
sie das Ansehn von Blasen.haben. In diesem Zustande sind sie zugleich
an manchen Stellen ihres Umfangs mehr oder weniger eingekerbt, wie es
auch in Fig.'68. und 6g. ( Tab.XII.') ausgedrückt ist; Beleuchtet man sie'
durch den Spiegel des Vergröfserungsglases von unten, so sieht man in
ihnen kleine, aus grauen Punkten bestehende Streifen, die in parallelen
Bogen geordnet sind, und zwischen welchen hin und wieder gröfsere
dunkle Flecken liegen. Beyde scheinen mir von geronnenem Blute herzurühren.
Die bogenförmige Gestalt und die parallele Lage der Streifen machen
es mir wahrscheinlich, dafs eine kreisförmige Bewegung des Bluts im
Innern der Kieme statt findet. Am untern Ende q (.Tab.XII. Fig.ßg.')
hat die letztere zwey kleine Gelenkköpfe, vermittelst welcher sie mit
dem Gelenkfortsatz ƒ der zu ihr gehörigen Decke D artikulirt. Durch jene
Köpfe mufs ein Canal gehen, der das Blut aus dem übrigen Körper empfängt
und der Kieme zuführt, den ich aber nicht habe entdecken können.
- , *) A. a. O. p.504.
Die. Kiemendecke £) ( Fig. 69.) ist der Kieme ähnlich, nur gröfser,
unten nicht so schmal zulaufend, und von nicht so zarter Textur, wie
diese. Sie besteht ebenfalls aus zwey, platt auf einander liegenden Membranen,
, zwischen welchen auch solche, in parallelen Bogen geordnete
Streifen, wie in der Kieme, liegen. Aber nie habe ich.jene Häute so
weit von einander entfernt, wie bey der letztem, gefunden. Dagegen zeigen
sich zwischen ihnen-sehr oft solche -kreisförmige, von einem durchsichtigen
Hof umgebene Stellen, wie man in Fig.69. sieht. D e G e e r
hielt diese Stellen für Luftblasen, aber gewifs mit Unrecht. Sie entstehen
ohne Zweifel erst nach dem Tode, indem sich die. beyden Häute der Kiemendecke
an einzelnen Stellen von einander entfernen, und die zwischen
ihnen befindliche Flüssigkeit in der Mitte zusammenfliefst und gerinnt.
Ein Beweis meiner Meinung ist, dafs ich jene Stellen auch in ausgetrockneten
Theilen noch unverändert gefunden habe, welches schwerlich der
Fall hätte seyn können, wenn sie Luftblasen gewesen wären. Wie sollte
auch in diese , von allen Seiten verschlossenen -Tlieile Luft gelangen können?
Die in Fig. 69. vorgestellte Kiemendecke ist eine der beyden obersten,
und diese hat an dem obern Rande Einkerbungen, worin lange,
dünne Borsten stehen. Schräg durch die Mitte derselben geht eine gerade
Linie ab, wodurch sie in eine, obere, und untere Hälfte getheilt ist.
An den vier untern Kiemendeckeln, die etwas kürzer als die beyden obersten
sind, fehlen sowohl diese Linien, als die erwähnten Borsten. Am
untern Ende jedes Deckels giebt .es einen Gelenkfortsatz f , wodurch er
mit der unter ihm liegenden Kieme und mit dem Bauch artikulirt. Ob
übrigens diese Deckel blos zum Schutz der Kiemen, und nicht auch zum
Athemholen dienen, ist mir noch zweifelhaft. Die Ähnlichkeit ihres.Baus
mit dem Bau der Kiemen läfst allerdings vermuthen, dafs sie auch als
Respirationsorgane wirken. Doch beweist die feste, sehnenartige Textur
ihrer Häute, dafs das Athemholen in ihnen nicht so vollkommen, als in