wie am vorigen Tage. Am vierten Tage waren von beyden organischen
Theilchen nnr noch sehr wenige in der Flüssigkeit übrig, und diese
lagen ohne alle Bewegung.
Ich glaubte sonst, der Erste zu seyn, der diese innere Bewegung
der Saamenflüssigkeit bemerkt hätte. Indefs finde ich, dafs sie schon
v o n G l e i c h e n *) nicht nijr ebenfalls an dem Froschsaamen, sondern
auch an dem Saamen des Menschen, Hundes, Esels, Pferdes, Ochsen
und Hahns beobachtet hat. Aber eingenommen von einer vorgefaßten
Meinung, hielt dieser die Bewegungen der Saamenthiere für ganz unabhängig,
von. jener innern Bewegung. Meinen Beobachtungen nach
führen in allen Aufgüssen ^vegetabilischer und animalischer Substanzen
die ersten Bewegungen, die man an den sich darin erzeugenden Kügelchen
wahrnimmt, nicht von diesen, sondern von der Flüssigkeit her.
Die Erscheinungen in solchen Aufgüssen gleichen anfangs ganz denen,
dje sich ; in mehrern chemischen • Mischungen, . z. B. in einer Mischung
von Öl und Alkohol, unter dem Mikroskop zeigen,. Es, ist in ihnen
und im Saamen offenbar ein Streben chemisch verwandter Stoffe zur
Vereinigung und eine höhere, gegenwirkende Kraft, die sie getrennt
erhält. Späterhin bilden sich freylich in jenen Aufgüssen yyehre Infur
sionsthiere, die ein eigenes Bewegungsvermögen besitzen. Allein diese
dürfen, wie N e e d h a m und B d f f o k sehr richtig behauptet haben, mit
den ursprünglichen organischen Elementen keinesweges in einerley Classe
gesetzt werden.
Unter den festen Theilen des thierischen Körpers ist das Zellgewebe
derjenige, der sich in Hinsicht auf seine Consistenz am meisten
*) AbhandÜ über die Saamen- uncl Infusiönsthierchen. Nürnb.'l778. S. 109 fg.
den flüssigen nähert, und dabey am weitesten verbreitet ist. , Dieser
verdient daher vor allen andern eine nähere Untersuchung.
C. F. W o l f f *) bewies- zuerst, dafs das thierische Zellgewebe blos
ein schleimartiges, halbflüssiges Wesen ist, das sich in Zellen ausdehnt,
wenn sich Luft und wässrige Flüssigkeiten darin befinden, worin aber
ursprünglich keine Höhlungen enthalten sind, und das also den Namen,
den es hat, ganz mit Unrecht führt. R ddoxphi" ) machte die
nehmliche Bemerkung, und zeigte, dafs die Thiere von den Pflanzen
in Hinsicht auf diese Substanz gänzlich verschieden sind. F ontana ***)
erkannte das Zellgewebe bey seinen mikroskopischen Untersuchungen für
eine Zusammensetzung aus geschlängelten Cylindern.
Ich habe W olff' s und Ru d o l f b i 's Beobachtungen ganz der
Wahrheit gemäß gefunden. Alles' thierische Zellgewebe, zeigte sich mir
als eine schleimähnliehe Substanz, die beym Auseinanderziehen sich in
eine Haut ausdehnt, bey der Fortsetzung des Ziehens Fäden bildet,
und in Wasser gelegt als ein flockiges Wesen erscheint. Unter der
stärksten meiner Vergrößerungen sähe ich in ihr höchst zarte, durchsichtige,
meist geschlängelte Cylinder, die ich E lem e n ta r c y lin d e r
nennen ,werde?, zwischen ihnen Kügelchen, die das Ansehn der Ey-
weifskügelchen hatten, und eine halbflüssige, beyde Theile einhüllende
Materie, welche in ihrer zähen, dehnbaren Beschaffenheit, ihrem Vermögen,
vom Wasser anzuschwellen, und ihrem Ansehn mit dem erhär-
*) Nov. Act. Petropol. T. VI. p. 259.
**) Anatomie der Pflanzen. S 25.
***) Abhandlung über das Viperngift. S. 089. der Deutschen Übersetzung.