mals unbekannt, dafs bereits der Abbate Bonay. Corti *), fo wie auch
Fontana ** ) , diefe Bewegungen mit den nehmlichen ümftänden beobachtet.
Auch hatte ich bis dahin an einem fehr verwandten Gewächs, der
Chara vulgaris L. jene Kreisbewegungen der grünen Materie nicht bemerken
können, welches mich nicht wenig in Verwunderung fetzte. Einer Unterredung,
die ich im Sommer 1814 mit Herrn Prof. Horke l in Berlin über
diefen Gegenftand zu halten das Glück hatte, verdanke ich es, dielen an-
fcheinendeu Widerlpruch jetzt löfen zu können. Statt dals iifehmlich "bey
der erftgenannten Art die röhrige Haut, worin die mit dem grünen Schleime
erfüllten Schläuche einer an dem andern liegen, fehr dünn und vollkommen
durchfichtig ift, bildet fie bey Chara vulgaris einen ziemlich dicken, der
Länge nach geftreiften und äufserft wenig durchfichligen Ueberzug. Diefen
mufs man daher behutfam ablofen, um das fchlauchförmige Organ unter ihm
darzuftellen, in welchem fich dann die nehmliche Bewegung der grünen
Maße, wie in der andern Art, zeigt. Gleich diefer ilt fie Iangfam und
gleichförmig, an der einen Seite auffieigend, an der andern niederfieigend
und zum abermaligen Beweife, dafs fie blofs von der Lebenskraft herrührte,
dienet, dafs einige Tropfen Brandtewein, die man auffallen liefs, ein Druck,
ein Rifs des Schlauches fogleich das ganze Spiel für immer fülle Heben
machten. Die Hrn. Link und Dilmar, von denen erfterer fich zur felhi-
gen Zeit, als ich mit diefen Beobachtungen befchäftiget war, zum Befuche
in Roftock befand, können die Wahrheit des Gelagten bezeugen. Auch in
*) Offervazioni rmcroscopic&e fulla tremella e fulla cfrcolazione del fluido in una plante
acquajola,. In Lucca, 1774,
**) Rozier Obferv. für Ia phylique, I’hiß, nat. etc. Avril, 1776,
der Cbara hispida L., deren Bau mit dem der vulgaris übereinkömmt, habe
ich diefe Bewegung angetroffen.
Der Abbate Corti ift liiebey nicht flehen geblieben. In einer fpätern
Schrift *) giebt er von feinen weiteren Beobachtungen Nachricht, zufolge
deren die nehmliche Circulalion, welche: er in den Charen bemerkte, auch
in einer Pflanze ftatt findet, die er nicht zu nennen weifs, die aber, nach
der Abbildung zu urtheilen, Najas minor A 11. ift. In jedem der kleineren
Schläuche, aus denen Stamm und Blätter diefer Wafterpflanze beftehen, fand
er fie und in jeglichem war fie, wie bey der Chara, für fich heftehend und
von der des zunächft liegenden Schlauches unabhängig. Sie veränderte nie
ihre Richtung und war in allen unverletzten Schläuchen (oder Gefäfsen, wie
C. fich ausdrückt) von einer und der nehmlichen Art. Auch in zwey Arten
von Waflerkrefle', in den Blättern des Pfeilkrauts, in einem Wafferranunkel
mit haarförmigen Blättern und felbft an Landgewächfen, z. B. an Kürbifs-
und Gurkenpflanzen, dem Biugelkraute u. f. w. fand C. diefe Kreisbewegung
des Fluidums innerhalb der einzelnen Schläuche des Zellgewebes. Welcher
Stoff zu neuen Beobachtungen und welche Ausficht zu tieferer Ergründung
der Gefelze des Pflanzenlebens! Gleichwohl haben meine Bemühungen in
diefer Sache bis Jetzt den Hoffnungen nicht entfprochen. Zu meinem grof-
fen Verdrufle ift es mir noch nicht gelungen, eine der heyden Arten Najas,
von denen die marina zwar in falzigen Pfützen der Oftfeeküfte, doch nur
in warmen und trocknen Sommern gefunden wird, frifch zu erhalten: ieh
habe mich daher auf einige andere Waffergewächfe, deren Bau mit dem der
*) Letera fulla circolazione del fluido fcoperta in varie'piantc. Modena. 1775 TTeberfeUt
in R o z ie r OfiferVations fur la pliyfique etc, . 1776, T. VIII.
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