befitzen. So wie die Augen eben fowohl wie die Geruchsnerven von
flüchtigem Salpetergcift und andern fiark riechenden Sachen afficirt w'er-
den, eben fo können diefe Dinge auch auf die Fühlhörner der. Schnecken
wirken, ohne eine dem Geruch ähnliche Empfindung darin hcrvorzubrin-
gen. Man lieht aber auch niemals, dafs die Antennen der Infekten bey
der Gegenwart Hark riechender Subftanzen in eine ausgezeichnete Bewe-
guDg geralhen. Mit den Palpen berühren zwar manche Infekten ihre
Speife, ehe lie diefelhe verzehren. Aber diefes Berühren deutet wohl
auf den Sinn des Geluhls oder Gefcbmacks, nicht aber auf den des Ge-,
ruchs hin. Endlich -find die Geruehswerkzeuge der höhern Thiere und
die Fühlhörner und Palpen der Infekten von fo verfchiedenem Bau wie
nur immer Organe feyn können. Jene Thiere müffen insgefamt durch Ein-
athmen auf das Medium der Gerüche wirken, um riechen zu können. Hingegen
die Antennen und Palpen verhalten lieh gegen die Luft ganz leidend.
Bey den meiften Infekten bietet ihr Aeufseres nichts dar, was mit einer
Schleimhaut auch nur die entferntefte Aehnlichkeit hätte, und ihr Inneres
ifi. hier gegen allen Zutritt der Luft anfs forgfältiglte verwahrt.
Nur hey den Kreblen gieht es, nach Rofen thals Entdeckung *), an
der obern Wand des eilten Gliedes der kleinern Fühlhörner eine Oeffmung,
die zu einer Höhlung führt, worin Rofen thal eine Aehnlichkeit mit dem
Geruchsorgan der höhern Thiere findet. Indefs blos aus einer anatomifchen
Aehnlichkeit ohne phyfiologifche Gründe auf ein wirkliches Geruchswerkzeug
zu fchliefsen, ifi fehl- unlieber. Jene Höhlung läfst lieh mit eben fo
*) R e iP s und A u t c n r ie tL ’ s Archiv f» d, Phyfiologie. B. X. S. 4 2 y.
vielem Recht für ein Ohr, als für eine Nafe annehmen. Beitätigte lieh aber
auch Rofenthal’ s Meinung, fo würde doch bey allen übrigen Infekten der
Sitz des Geruchsfinns an einer andern Stelle zu fuchen feyn, indem keines
von diefen an den Fühlhörnern eine folche Oeffnung wie die Krebfe befitzt.’
Rofenthal glaubt zwar, auch bey der Musca carnaria ein Geruchswerkzeug
in der röthlichen Haut, welche hier die innere Wand des Schädels unter
den Palpen des Rüffels bedeckt, gefunden und beobachtet zu haben, dafs
Fliegen, denen er diefe Palpen ahgefchnitten und zugleich jene Haut zer-
ftöhrt hatte, Honig von Terpenthin nicht mehr unterfchieden. Aber wo ifi:
bey den Schmeisfliegen eine äußere Oeffnung, die zu der vermeinten Riechhaut
führt? Sind hier die Palpen Geruchswerkzeuge, fo können diefe nur
an ihrer äuffern Fläche Empfänglichkeit für den fpecififchen Reitz riechbarer
Ausflüße befitzen, und fo ifi: nicht einzufehen, wozu es hier im Innern des
Kopls noch einer Riechbaut bedarf. Der Verfuch, worauf lieb Rofenthal
beruft, bedarf wohl noch einer öftern Wiederholung, um für beweifend-gelten
zu können, und es würde, wenn der Erfolg deffelben fich auch immer
gleich bliebe, doch noch nicht der Schlufs zuläffig feyn, den Rofenthal
daraus zieht, indem die Zerflöhrung der fogenannten Riechhaut fich ohne
Verletzung der Nerven des Rüffels nicht ausführen läfst.
Soviel fclieint mir jedoch allerdings richtig zu feyn, dafs die Antennen
der Sitz eines Sinnes find, der, gleich dem Geficht, Gehör und Geruch,
Eindrücke aus der Ferne empfängt. Man fehe nur, wie die Holzböcke (Ce-
rambyx), die Heufchrecken, Schaben (Blatla) und andere Infekten mit langen,
vielgliedrigen Fühlhörnern die Berührung diefer Organe von fremden
Gegenfiänden auch hey den fchnellfien Bewegungen ihres Körpers und unter
ymltänden, wo der Sinn des Gefiehts ihnen fchwerlich vön der Nähe oder
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