Gefäfse eine Öffnung giebt, wie M i r b e l behauptete, dieser Punkt ist
noch nicht aufs Reine gebracht. Mein Bruder machte zuerst eine Beobachtung
am Sassafrasholz, <lie der Meinung M i r b e l ’s günstig ist. Er
fand, dafs hier die Tüpfel theils kreisförmige, theils ovale Erhöhungen
sind, von welchen jede in der Mitte einen Punkt, öder einen dunkeln
Einschnitt hat*). Diese Struktur ist, meinen Beobachtungen zufolge,
den meisten punktirten Gefäfsen der • Dicotyledonen eigen. Am deutlichsten
zeigte sie; sich mir an den punktirten Gefäfsen des Rhus Co-
Linus, aufserdem aber auch an eben diesen Röhren beym Menisper-
jnum canadensej dem Holunder, der Linde, den Weiden, kurz allen
Dicotyledonen, die nicht zu kleine punktirte Gefäfse haben. An der
Spitze der Erhöhung befindet sich eine Vertiefung, und darin der
Punkt oder Einschnitt. Dieser ist, wie M i r b e l richtig angegeben hat,
mit einem aufgeworfenen Rande umgeben. Dafs aber derselbe eine
wirkliche Öffnung ist, dies wage ich nicht mit M i r b e l zu behaupten;
im Gegentheil ist es mir nach der Analogie der falschen Spiralgefäfse,
auf welche ich unten kommen werde, wahrscheinlich, dafs diefs nicht
der Fall ist. Zuweilen sind- die Punkte oder Einschnitte nicht so deutlich
als zu andern Zeiten zu erkennen, und diefs schien mir dann der
Fall zu seyn, wenn die Pflanze schon längere Zeit vom Stamme getrennt
gewesen und welk geworden war.
Es giebt zweyerley Pflanzenorgane, mit welchen jene Tüpfel Ähnlichkeit
haben. Die eine Art findet man auf der Oberhaut einiger
Gattungen der Aloe und Crassula die andere, auf den Scheidewänden
des hohlen Stengels der Sagittaria sagittifolia und des Stratio-
*) L. C. T r e v i r a n u s Beyträge zur Pflanzenphysiologie. S. 18.
tes aloides. Die erstem bestehen in halbkreisförmigen Hervofragungen,
die an der Spitze einen dunkeln Punkt haben ( Tab. XV. Fig. 88. q).
Sie liegen in den Zwischenräumen des Netzes der' Epidermis, und unterscheiden
sich darin von den eigentlichen Poren der Oberhaut (.Fig.
88. p), dafs sie nicht, wie diese, von einem. dunkeln Kreis umgeben
sind, in dessen'Mittelpunkt die Adern jenes Netzes zusammenlaufen.
Die Erhöhungen auf den Queerwänden der innern Höhlungen des
Stengels der Sagüt-aria sagittifolia haben die Gestalt eines gleichseitigen
Dreyecks. Beym Stratiotes aloides sind sie kleiner, weniger
regelmäfsig, und von dunkeln Streifen umgeben, die strahlenförmig von
ihren Rändern ausgehen.
R Bey allen punktirten Gefäfsen liegen zwischen den Erhöhungen
(den sogenannten Tüpfeln) Furchen, die parallel, theils von der Rechten
zur Linken, theils von der Linken zur. Rechten, schräg um das
Gefäfs gehen,-sich durchkreutzen , und rautenförmige Figuren bilden,
von welchen jede einer Erhöhung zur, Einfassung dient. Man sieht
diese am deutlichsten, wenn man den Hohlspiegel des Mikroskops so
stellt, dafs das punktirte Gefäfs nicht das volle Licht von unten erhält.
Die Furchen erscheinen dann beschattet, und die unter schwachen
Vergröfserungen als blofse Punkte aussehenden Erhöhungen zeigen sich
so, wie ich sie in Fig. 89. Tab. XVI. nach einem getüpfelten Gefäfs
des Rhus typhinum abgebildet habe. Moldenhawer *) scheint jene
Furchen gesehen zu haben, als er auf die Behauptung kam, die Poren
der punktirten Gefäfse wären Zwischenräume zwischen spiralförmig
sich um eine häutige Röhre windenden und sich durchkreutzenden
*) A. a. O. S. 280 fg.