58 I. Ueber den innern Bau der ungeflügeUen Insekten.
unten herunlerrücken, und aus ihnen in die Bauchhöhle gelangen'. Ram-
dohr glaubt auch bey derCypris ftrigatas an dem obern Ende jedes Schlaucha
eine Oeffnung bemerkt zu haben, ■ wodurch, \vie er meinet, die Befruchtung
gefchieht. Ich habe folche Oeffnungen bey der Cypris. pubera mellt gefunden
und gefiehe, daß mir Rarodohr’ s Vermuthung;, die keine Analogie
für lieh hat, unwahrfeheinlich vorkömmt.
Aus dem hintern Ende des Körpers entfpriugt eins Schwanz (a) , der aus
zwey Gliedern befiehl, umgebogen unter dem Bauch, mit der Spitze1 zwilchen
den Hinterfüßen liegt, und zur Fortbewegung: des Thiers mit' zu dienen
fcheint.
Neben den Leyden Hinterfüßen (p. p.J lieht man noch1 zwey Organe
(r. r.),. die aus drey dünnen,, cylindvifchen Gliedern befiehen,, voh welchen
das unlerRe mit dem Körper da zufammenhängt, wo1 der hintere', mit Eyertf
angefüllle Theil an den vordem gränzt, und die nach dem Schwanz hin
gerichtet lind. Ramdohr, der fie ebenfalls bey der Cypris Itrigatä fand
und nie eise Begattung, bey den Cypris- Arten fahe’,, vermuihet, daß- iie’
männliche Zeugungsglieder feyn könnten, die' mit den weiblichen in Einem
Individuum vorhanden wärgn. Diefe Vermuthung hat auch für mich großer
Wahrfcheinlichkeit. Die: Zahl und Lage- jener Theile entfpricht der Zahl
Und Lage der Eyerbehälter, und dazu1 kömmt,, daß:' alle' Schriftfteller, die
Cypris-Arten beobachtet haben, fie als mit EyerLehältern verfehem be-
fehreiben.
Zwifchen den Fühlhörnern und den Eyerftockcn findet man endlich
noch an Leyden Seiten des Rückens zwey fchlauchförinige' Organe' (d. d.),
12. Anhang. 5g
die, wenn das Thier noch mit der Schaale verbunden ill, in diefer mit eiu-
«jefchloffen find. Sie find an dem obern runden Ende etwas dicker als un- 8ten, und von höchft zarter, zellenartiger Textur. Auffallend ift es, daß
Ramdohr ihrer hey der Cypris ftrigala gar nicht erwähnt. Man könnte
hierdurch veranlaßt werden, zu glauben, daß fie Hoden oder Saamenbläs-
chen wären, die lieh nur gegen die Zeit der Befruchtung ausgebildet zeigten.
Allein ich habe die Cypris pubera zu fehl- verlchiedenen Zeiten unter-
fucht und immer an ihr diefe Organe- in einerley Größe angetroffen. Wahr-
fcheinlicher ift es, daß fie Werkzeuge des Athemholens find, da die Cypris-
Arten keine Kiemen und keine fonftige Theile, die zur Refpiration dienen
könnten, als diefe hefitzen. Iß dies der Fall, To, haben wir an der Cypris
pubera ein. Reyfpiel eines WalFerinlekts, das nach Art mehrerer Mollusken
durch zelleiwtige-Schläuche Athem bohlt. Auf jeden Fall heweiß die Cypris,
daß die mit Kiemen yerfehenen Füße kein allgemeiner Charakter der
Thierordnung find, zu welcher fie gehört, und dafs die Benennung Kiemen-
füfsl.er (Branchipoda), womit einige Nalurforfcher diefe belegt haben, eben
fo wenig allgemein paffend ift, als der Name Monoculus, deu fie im Liu-
neifchen Syftem führt.
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