Mund hat-, er beobachtete an dem elften Magen lebendig geöffneter Bienen
einen Weehfel von Zufammenziehung und Erweiterung, uud fand, dafs der
in jenem Magen zubereitete Honig vermitteln diefer Bewegungen durch den
Mund ausgeleert wird. Bey allem dem liifst fich aber auch an Reaumur’ s
Arbeiten- noch Manches mit Recht tadeln. Seine Zeichnungen find zum
Theil noch roher als die' Swammerdammfchen, und feine wortreichen Be*
fchreibungen erfetzen bey aller ihrer Umftandlichkeit das Unvollkommene
der Figuren bey weitem nicht. Niemand wird fich weder aus feiner Be-
fchreibung, noch aus feinen Zeichnungen eineu richtigen Begriff von dem
Mund der Biene machen können. Auch zog Reaumur aus manchen feiner
Beobachtungen unrichtige Schlüffe. Unrichtig ift feine Meinung von der
Art wie die Biene fich des Rüffels zur Aufnahme ihrer Nahruug bedient,
obdeich diefelbe noch von Dumeril *) wieder vorgetragen ift. Anfangs
glaubte er mit Swammerdamm, dafs der Blumenfaft durch das mit einer
Oeffnung verfehene Ende des Rüffels cingefogen würde. Er änderte aber
feine Meinung, nachdem er gefehen hatte, dafs Bienen, die fich in einer
gläfernen, auf ihrer innern Fläche hin und wieder mit Honig beftrichenen
Röhre befanden, mit der Fläche des Rüffels in dem Honig fo herumfuhren,
als wenn fie ihn ableckten. Er glaubt daher, dafs der Rüffel vorne gär
keine Oeffnung hat, dafs die Biene fich deffelben nicht als eines Saugwerkzeugs,
fondern als einer Zunge zum Lecken bedient, und dafs der aufgeleckte
Saft an ihm zum Munde berunterfliefst. Keine Meinung kann aber
fo offenbar irrig feyn, als diefe. Es läfst fich nichts Unzweckmäßigeres zu
der Funktion denken, die Reaumur dem Rüffel zufchreibt, als diefes cy-
*) Dictionnaire des fciences naturelles, par plufieurs Profefieurs du Mufeum national d’Hift.
nat» T, I. p. i 3 .
.lindrifche, mit langen, nicht''’etwa nach hinten, wo der Mund liegt, fondern
grade nach vorne gerichteten Haaren befetzte, und mit einer Menge Queer-
vertiefungen bedeckte Orgau, an welchem, nach Reaumur’ s Theorie, der
äufgeleckte klebrige Blumenfaft zürn Munde herabfliefsen foll. Es ift nicht
einzufehen, wozu der Rüffel eine Höhlung hätte, eine Höhlung, die einer
beträchtlichen Erweiterung fähig ift und mit dem Schlunde in Verbindung
fleht, wenn Reaumur’ s Meinung gegründet wäre. Es ift ferner eine nichts
beweifende Beobachtung, auf welche fich diefe Vermutliung ftützt. Die in
der gläfernen Röhre eingefchloffenen Bienen nahmen entweder den Honig
gar nicht zu fich, oder wurden durch die Glätte und Krümmung des Glafes
am Anfetzen des Büffels verhindert. Ich habe bey einem ähnlichen
Verfuch ein ganz anderes Refultat erhallen. Ich fetzte eine Arbeitsbiene in
eine Glasröhre, die inwendig hin und wieder mit Veilchenfyrup beftri-
chen war. Das Thier fog den Saft fehr begierig ein, und zwar offenbar
mit dem Riiffel. Sie fetzte diefen freylich, wie Reaumur richtig bemerkt
hat, immer an andern Stellen an, und fuhr damit in der Flüffigkeit herum.
Aber fie gebrauchte ihn doch keinesweges wie eine Zunge. Er blieb immer
ausgeftreckt. Seine Bewegungen beftanden in einem abwechfeluden Her-
verftofsen und Zurückziehen feiner Wurzel in ihre Scheide, wobey zugleich
ein fchneller Weehfel von Zufammenziehung und Ausdehnung des Leibes
ftatt fand. Für feine Meinung, dafs der Rüffel vorne keine-Oeffnung hat,
führt übrigens Reaamur noch eine Erfahrung an, nach welcher Flüffigkeit,
womit der Rüffel angefüllt ift, und die man nach dem vordem Ende deffelben
liinprefst, indem man das hintere Ende zulammendrückt, niemals vorne
herausdringl. Allein diefer Verfuch beweift nichts, als was fich zum voraus
muthmafsen liefs, dafs Flüffigkeiten in dem. Rüffel blos auffteigen, nicht
aber daraus wieder hervordringen können.