104. HII.. V e rm i s c h t e A b h a n d l u n g e n .
nach durchschnitt. Es erfolgten einige Zuckungen. Aber die Schlundmuskeln
setzten ihre zum Athemholen dienenden, rhythmischen Bewegungen
fort, und der Blutlauf in den Schwimmhäuten schien eher geschwinder,
als langsamer geworden zu seyn. Ich zerstörte hierauf auch
den hintern Theil des Gehirns. Jetzt hörten die Bewegungen des
Athemholens auf. Aber an dem Herzschlag und dem Blutumlauf konnte
ich noch keine Veränderung bemerken. Beyde setzten noch' zwanzig
Minuten nach der letztem Operation ihren Gang ohne auffallende Abnahme
der Geschwindigkeit desselben fort. Ich brachte hierauf durch
das Hinterhauptsloch einen Messingdrath in das Rückenmark, und zerstörte
dieses so vollständig wie möglich. Nun fingen nach ohngefähr
zehn Minuten der Herzschlag und der Blütlauf an nachzulassen. Doch
auch jetzt beobachtete ich noch sieben Minuten lang eine fortschreitende
Bewegung des Bluts in mehrern Gefafsen der Schwimmhäute beyder
Hinterschenkel, die nicht zu den kleinsten gehörten, j Am stärksten
war diese in dem einen Schenkel, welcher vom Anfänge dieser Versuche
an durch ein fest umgelegtes Band zusammengedrückt gewesen
war. Ueberhaupt habe ich bey allen meinen Versuchen bemerkt, dafs
der Blutlauf in einem Gliede, worin das Blut durch eine Ligatur zurückgehalten
gewesen war, länger fortdauerte, als in denen, die ich
nicht unterbunden gehabt hatte.
Diese Resultate harmoniren zum Theil mi t L e G a l l o i s ’ S Erfahrungen;
z um Theil aber weichen sie von denselben ab.
Wir sehen zuerst, dafs 'das Athemholen durch den Einflufs des
Gehirns unterhalten wird, dafs es jedoch nicht dieses ganze Eingeweide,
sondern blos das verlängerte Mark ist, wovon jene Einwirkung
ausgeht. Hiermit übereinstimmend ist L e G a l l o i s ’ s Beobachtung an
Kanin-
Kaninchen*), “ dafs die Respiration nicht vom ganzen Gehirn abhängt,
«sondern nur von einem kleinen Theil des verlängerten Marks, welscher
in einer geringen Entfernung vom Hinterhauptsloch gegen den
«Anfang der Nerven des achten Paars zu liegt, und dafs man das
«Gehirn scheibenweise von vorne nach hinten wegnehmen kann, ohne
»dafs das Athemholen eher in Stocken gerätb, als bis man jene Stelle
» durchschneidet.”
Seit G a l e n ist es durch eine Menge Erfahrungen bewiesen, dafs
bey den warmblütigen Thieren dieser Einflufs des verlängerten Marks
auf die Lungen durch das herumschweifende Nervenpaar fortgepflanzt
wird. Bey den kaltblütigen Thieren waren hierüber noch nie Versuche
gemacht worden. Ich habe diese an Fröschen angestellt, und
gefunden , dafs, der Erfolg der nelimliche wie bey den Säugthieren
und Vögeln ist. Der Frosch, bey dessen Athemholen vorzüglich die
Kehlmuskeln mitwirkend sind, hat, wie ich in der vorstehenden Abhandlung
gezeigt habe, auf jeder Seite drey Nervenpaare, welche die
Bewegungen dieser Muskeln und der Lungen unterhalten. Sie kommen
aus dem hintern Ende des Schädels nicht weit vom Hinterhauptsloch
hervor, und steigen zu beyden Seiten des Halses nach der untern
Seite der Brust herab. Zwey derselben biegen sich wieder herauf,
und vertheilen sich in den Muskeln der Kehle; der dritte, der eigentlich
dem herumschweifenden Nerven analog is t, geht zu dem Kehlkopf
und den Lungen. Durchschnitt ich an lebenden : Fröschen die
zwey erstem Nerven auf heyden Seiten des Halses, so geriethen die
zum Athemholen dienenden Bewegungen in Unordnung, hörten indefs
*) A . a. O . p. S7. 58.
I. O