Uebergang derfelben durch die Verbindungsröhre aus dem einen Faden in
den andern, welcher Akt fich bekanntlich mit der Bildung eines ovalen oder
runden Fruchtkorns in dem letzteren endiget. Das Mittel, delTen die Natur
lieh bedient, um diefe Veränderungen vergehen zu, macheu, iß, dafs fie das
Gewächs veranlaflet, vom Grunde des Wallers an delTen Oberfläche zu Reigen.
Diefes gefchiehet durch Einwirkung des Sonnenlichts, welches, indem
es Luftblafen im Waller entwickelt, die fich dem Gewachte anfetzen und
es. fpecififch leichter machen, zugleich das grüne Wefen in denifelben zu
freyer Thätigkeit anreitzet. . '
, Es ifi mir immer auffallend gewefen, warum gedachter Uebergang der
belebten Materie nur zwifchen Gliedern verfchiedener Fäden gefchelie und
nicht auch zwifchen zwey. benachbarten Gliedern eiues und des nehmlichen
Fadens. Agardh fagt zwar *): er habe Conferva quinina und fetiformis
immer nur als Dioeciften beobachtet. Allein diefes ifi keinesweges immer
der Fall und Vaueher fagt daher mit Recht**): „Es war nicht feiten, den
nehmlichen Faden in einem Theile feiner Länge gehen, in einem andern
empfangen zu feheu: fo dafs von den Gliedern delfelben die einen leer, die
andern (mit dem Fruchtkorne) erfüllt waren.“ Ifi nun diefes, fo läfst fich
die Möglichkeit nicht bellreiten, dafs eine folche Copulation auch zwifchen
zwey Gliedern eines und des nehmlichen Fadens Statt haben könne. Im
Frühjahre 1807 beobachtete ich diefes, meines Wiflens, noch nicht bemerkte
Phänomen an derjenigen Abänderung der Conferva quinina M., welche fich
der grünen Materie im Pflanzenreiche. 91
I durch fehr feine Fäden nnd fehr verlängerte Glieder auszeichnet und von
I Vaueher *) Conjugata longata genannt wird. Diefe Conferve nehmlich
I copuline fich theils auf die gewöhnliche, auch von V au eh e r abgehildete
Art, da zwey verfchiedene Fäden fich mittelft ausgeftreckter Zapfen verban-
I den, wodurch der Uebergang des körnigen Wefens gefchah: theils zeigte
[fich eine Begattung, wenn, fo zu reden, erlaubt ifi, zweyer, neben einander
[ liegender Glieder eines und des nehmlichen Fadens, von welchem Vorgänge
fich die Entftehung und Uebergänge fo.-bemerkte: Zuerft fchwellen beyde
[ Glieder auf; das eine aber, in Welchem die Kugel fich bilden wird und
[welches ich a nennen will,- mehr als das andere fich fpäterhin ausleerende,
welches b heißen mag. I11 beyden verlieren die Windungen ihre regehn.af-
[ fige Lage und zerfallen. Die Körnermaffe im Gliede h bewegt fich nun
gegen a, indem feine dem letzteren zugekehrte Extremität anfchwilß, fo wie
| der Abfatz, welcher zwifchen beyden ifi. Wenn der Uebergang gefcheken
[ und die KörnermafiTe in a gehallt ift, ziehet die Röhre fich wieder m ihr
[ voriges Volumen zurück, die bauchige Erweiterung ausgenommen, welche
i durch die Fruclitkngel veiurfächt wird. Auch der Abfatz zwifchen Leyden
I behält feine vorige Ausdehnung.
Eine Zeichnung von diefem merkwürdigen Phänomen mufs fich noch
U unter den Papieren . meines feligen Freundes Mohr, dem ich fie fandte, be-
I finden: nachher ift fie mir '-nicht wieder vorgekommen und obfehon ich die I Eäden, nach welchen ich jene entwarf, noch aufhebe, fo läfst fich doch
I durch Aufweichung derfelben das Gauze nicht wieder genugfam deutlich
*) X. a. O. S. 32. 3 4 ,
**) A. a. O, S. '4 4 4 ') A. a, O. S. 70, Taf. VI, F. 1, ».