hierbey die Stelle der Lungen? Es ift um fo auffallender, dafs noch kein
Naturforfcher aufser Swammerdamm, diefe Fragen einer nähern Unter-
fuchnng gewürdigt hat, da mit ihnen manche andere, die thierifche Oeko-
nomie betreffende Probleme iu fehl- genauer Verbindung flehen.
Swammerdamm berührt jenen Gegenftand in feiner Befchreibung des
Neffelvogels (Papilio urticae L.) und der Honigbiene. Nachdem er eine kurze
Schilderung des Rüffels jenes Schmetterlings vorausgefchickt hat, bemerkt er,
dafs man das Saugen deffelben beobachten kann, wenn man die Flügel des
Thiers beteiligt, den Rüffel auf an gefeuchteten Zucker legt, und diefes Organ
durch ein Vergröfserungsglas Betrachtet. Der Schmetterling, fagt Swammerdamm,
wird den Zucker fogleich cinfaugen, uud man wird mit der
Nahrung fleh Luft vermengen und durch den Schlund in den Magen ein-
dringen fehen *).
So richtig die Phänomene des Saugens hier gefchildert find, fo offenbar
unrichtig ift Swammerdamm’ s Erklärung derfelben. Der Schmetterling
zieht, wie er glaubt, feine Luftlöcher zufamrnen, und breitet feinen
Körper aus. „Die alfo weggeftofsene. und bewegte Luft“ Toll ihm die Flüf-
figkeit, die er einfaugt, in den Schlund „hineintreiben.“ Auf diefe.Weife,
fetzt Swammerdamm hinzu, wird dem Schmetterling das Einfaugen
leicht * **). Allein auf diefe Art mögte demfelben das Einfaugen w'olil fehr
fchwer werden. Denn erftens ift es unmöglich, dafs der Schmetterling auf
'*) Sw am m e rd am m ii Bibi, Kat, T. II. p» 697»
* * ) Ibid. T. I. p. 4 5 b.
die von Swammerdamm angegebene Art feinen Körper ausdehnen kann.
Er hat keine, oder doch keine bedeutende éigene Wärme. Er mag alfo feine
Luftlöcher-zufammenziehen, fo lange und fo feil er will, fo wird die, in
den Bronchien enthaltene Luft doch nimmer lieh ausdehnen können, wohl
aber wird das Volumen derfelben durch dén Verluft an Sauerfloff, den fie
erleidet, vermindert werden. In der That lieht man auch boy keinem Infekt
den Körper anfchwellen, wenn man die Luftlöcher mit Oel beftrercht, oder
das Thier unter Waller taucht.
Aber zw'eytens, gefetzt die in den Bronchien befindliche Luft dehnte
fleh auch wirklich bey der Verfchliefsung der Stigmate aus, fo würde doch
das Eiufaugen auf keine W eife dadurch bewirkt werden können. Man mufs
nehmlich wrffen, dafs bey keinem Infekt das Innere der Luftröhren mit den
Höhlungen anderer Organe in Verbindung fleht. Vergröfserte fleh alfo das
Volumen der Luft in den Bronchien, fo würden blos die Wände diefer Organe
dadurch ausgedehnt ,>}alle übrige Höhlungen, und namentlich die des
Rüffels und des: Schlundes, aber zufammengedrückt werden. Der Erfolg
würde alfo nicht Einfaugen, fondern grade der entgegengefetzte, Ausleerung
von Säften, feyn.
luzwifchen Swammerdamm hat feine Meinung fo dunkel ausgedrückt,
dafs feine Worte noch einer andern Deutung fähig find. Vielleicht glaubte
er, der Schmetterling zöge erft feinen Körper zufamrnen, triebe die Luft
aus den offenen Stigmaten, verfcliöffe dann die letztem, und liefse nun die
zufammengezogenen Bauch- und Rückenmuskeln wieder erfchlaffen. So,
dachte Swammerdamm vielleicht, müfste die Luft aus dem Rüffel und
Schlunde in die luftleeren Bronchien dringen, mithin die Luft in jenen ver