die fchon vor ihm von Pe rrau lt *) gemachte Bemerkung, dafs es Fifche
giebt, deren Schwimmblafe gar keinen Luftgang hat und mit dem. Nahrungs*
canal in keiner Verbindung ßeht. Auch würde bey jenen Hypothefen der
Luftgang lieh in den untern Magenmund und nicht in den Schlund inferi-
ren müflen. Nach K ölreu ter **) und Fifch er ***) hat die Schwimmblafe
eine den Verrichtungen der Lungen ähnliche Funktion. Jener glaubte, durch
fie würde der überflüflige und unbrauchbar gewordene Theil der Luft im
Blute ausgefogen und excernirt; diefer Hellte die Hypothefe auf, dafs die
Fifchblafe ein Abfonderungswerkzeug des Sauerßoffs aus der im Waller enthaltenen
athmQsphärifchen Luft fey, fo wie die Kiemen Sekretionsorgane des
Sauerßoffs aus dem Waffer wären. Allein für K ö lreu te r ’ s Meinung läfst
fich nicht eine einzige Analogie aus dem ganzen Thierreiche anführen. ■ Bey
allen übrigen Thieren find die Lungen, oder Kiemen und die Haut die Ab-
fonderungsorgane der im Venenhlute enthaltenen, gasförmigen Stoffe. Zahlreiche
Erfahrungen beweifen, dafs eben dies auch bey den Fifchen der Fall
iß. Wozu bedürfte es hier alfo noch einer eigenen Blafe zu jener Abfon-
derung? F ifche r’s Hypothefe nähert fich mehr der Wahrheit, ohne diefe
aber ganz zu erreichen. Abgerechnet, dafs es unrichtig iß , in den Kiemen
eine Zerfeizung des eingeathmeten Waffers anzunehmen, da alle Verbuche,
die bisher über die Refpiration der Fifche angeßellt find, das Refultat gegeben
haben, dals es die dem Waffer beygemifehte Luft iß, welche in den
Kiemen zerfetzt wird, fo giebt es auch eine Art von Schwimmblafe beym
*y Oeuvres de Phyf. et de Mecbant p, 383,
** ) Nov, Commentar. Acad* Petropol. T. XIX, Mdm, p, 4 2 4 ,
***) Ucbcr die Schwimmblafe der Fifche, S. 69.
Cobitis foffilis, die fo klein ift und fo W'enig Blutgefäße hat, dafs fie unmöglich
für ein Refpirationsorgan angenommen werden kann.
Eine wahrfcheinlichere Meinung verfchafft uns die Analogie der Infekten.
Die Saugblafe der Schmetterlinge und die Schwimmblafe vieler Fifche
haben in ihrer Struktur eine fo grofse, fchon von Malpighi *) anerkannte
Aehnlichkeit, dafs fie ohne Zweifel auch in ihren Funktionen mit einander
Übereinkommen. Zugleich aber hat die Schwimmblafe fehr vieles, was fich
nur mit der Vorausfetzung vereinigen läfst, dafs fie entweder als Refpirationsorgan,
oder als Mittel zur Vorempfindung der Witterung dienet. Die
Schwimmblafe nützt daher den Fifchen:
1) Zur Einfaugung tropfb arer oder g a s förmige r Flüffig-
keiten. Alle Flüffigkeit, die von diefen Thieren blos verfchluckt wird,
gelanget bey den meiften nicht in den Darmcanal, fondern zu den Kiemen,
durch deren äußere Oeffnungen fie wieder ausgeleert wird. Solche Eifche
müflen alfö, wenn fie Luft oder Waffer in den Darmcanal aufnehmen wollen,
ein eigenes Organ befitzen, wodurch die verfchluckte Flüffigkeit be-
ftimmt wird, nicht zu den Kiemen, fondern zur Speiferöhre zu gehen, und
diefes Organ ift die Schwimmblale.
2) A ls 'v ic a r iir e n d e s Refpirationsorgan. Diefen Dienft, für
welchen die beträchtliche Menge grofser Blutgefäfse fpricht, welche bey vielen
Fifchen zur Schwimmblafe gehen, leiftet die letztere folehen Arten, die,
*) De bombyce. In Opp. p. 4 4 ,