Ein Stück der untern Seite des Nahrungsanals zeigt sich unter einer
stärkern"Vergrößerung als aus regelmäfsig gestellten, dunkeln Vierecken
bestehend, die durch hellere Zwischenräume von pinander abgesondert
6ind {Tab. VIII. Fig. 44.). Dieser Bau herrscht durch den ganzen übrigen
Nahrungscanal. Nur in der Nähe des Afters verliert sich derselbe,
und der Darm erhält hier eine fleischige Textur.
Vergleicht man mit diesem Canal der Assel den aus L yonn.e j ’ s
W erk bekannten Nahrungscanal der Weidenraupe, so ist eine Ähnlichkeit
zwischen beyden nicht zu verkennen. Die Assel und die Raupe aber
haben keine sonstige Ähnlichkeit als in den Organen der willkührlichen
Bewegung. Steht also vielleicht die Gestalt des Nahrungscanals mit dem
Bau dieser Organe in einer gewissen Beziehung? Ich glaube, allerdings.
Schon im ersten Bande meiner B io lo g ie (S .363.) habe ich bemerkt,
dafs bey den .Insekten die Länge des'Nahrungscanals im umgekehrten,
die Weite hingegen im geraden Verhältnifs mit der Anzahl der Bewegungsorgane
steht. Diese Regel hat Ausnahmen. Es giebt aber freylich noch
andere Umstände, als die Organisation derJetztern, wodurch die Gestalt
jenes Canals modifizirt wird.
In der Erwartung, an dem Magensaft der Assel eine freye Säure
zu finden, prüfte ick denselben mit Lackmustinktur. Er brachte aber
keine Röthe in dieser Flüssigkeit hervor; hingegen verwandelte er die
durch Essig bewirkte Röthe der Tinktur wieder in Blau. Dieselbe alkalische
Beschaffenheit habe ich an dem Magen- und Darmsaft der Raupe
von der Noctua dysodea bemerkt, und R a m d o h r *) hat eine ähnliche
Beobach-
► ) A. a. O. S. 3o.
Beobachtung an der Raupe des Bömbyx quercus gemacht. Die Säure
des Magensafts ist also bey den Thieren der niedern Classen nicht so allgemein,
wie bey den Säugthieren, Vögeln, Amphibien und Fischen.
Auf der untern Seite des Nabrungscanals liegen , vom Kopfe an bis
zum Ende des mittlern Theils jenes Canals, vier längliche Körper, die
nach unten spitz zulaufen, oben breiter sind, und aus einer häutigen,
mit einer weissen, oder gelblichen Materie angefüllten, und in einem engen
Zickzack gebogenen Röhre bestehen, ln Fig. 38. Tab. VII. sind dieselben
in Verbindung mit .dem Nahrungscanal, in Fig. Go. Tab. IX. von
diesem abgesondert und verbunden mit den Eyerstöcken und dem Hinter-
theil des Körpers, bey m m mm abgebildet. R amdohr *), der nur
drey jener Körper bemerkte, und einen gemeinschaftlichen, zum Munde
gehenden Ausführungscanal an ihnen gefunden zu haben glaubte, nahm
sie für Speichelgefäfse an;, aber mit Unrecht. Sie sind das, was ich bey
andern Insekten den Fettkörper genannt habe, und was R amdohk das
Netz nennt.
Die eigentlichen Speichelgefäfse sind von R a m d o h r übersehen worden.
Diese sind sechs häutige Schläuche {Tab. VII. Fig.Zy. v v u. s. w.),
von welchen drey auf jeder Seite des Nahrungscanals unter dem Fettkörper
liegen. Gewöhnlich erscheinen sie sehr zusammengezogen, und dann sind
sie von den in der Nähe liegenden Muskeln schwer zu unterscheiden.
Da, wo die vier Röhren des Fettkörpers unten aufhören, fand ich,
bey einigen Asseln den Anfang von vier fadenartigen Gefäfsen, die sich
*) A. a, O. S. 2o4.
I. H