Speise unter einer Glasglocke eingeschlossen gewesen war, an Gewicht
nicht nur keinesweges verloren, sondern um 1,088 Grammen gewonnen
hatte. Diese Erfahrung beweist, dafs die Spinnen einehedeutende Menge
Nahrungsstoff aus der Luft einsaugen. Der Verlust der geathmeten Luft
an Sauerstoff war aber in S org’ s Versuchen bei weitem nicht so grofs,
dafs sich blos von dessen Aufnahme die Gewichtszunahme ableiten liefse.
Vielleicht ziehen also die Kiemen dieser Thiere vorzüglich die Feuchtigkeit
der Atmosphäre ein, und die Kiemengefäfse führen diese zum Herzen.
Eine ähnliche Funktion nahm G u v i e r in seiner Abhandlung üb e r
d ie E rn ä h ru n g d e r In s e k t e n *) bey den Kiemen der Krebse an,
woran er auch nur ein einziges Lungengefäfs gefunden zu haben glaubte.
Nachdem er in der Folge einen wirklichen Umlauf des Bluts in diesen
Theilen entdeckt hatte, hat er jene Meinung'in seinen V o r le su n g e n
ü b e r d ie v e r g le ic h e n d e A n a tom ie ( T.IV. p. 4pg.) zurückgenom-
men. Was sich bey den Krebsen nicht bestätigt hat, scheint aber bey
den Spinnen allerdings statt zu finden. ’ - . .
In meiner frühem Abhandlung habe ich S. ff. bemerkt, dafs die
Spinnen aufser den Kiemen auch eine Art Stigmate besitzen, von welchen
auf jeder Seite des Körpers acht liegen, vier an der Brust und vier am
Hinterleibe. Diese Stigmate sind sehr abweichend von den Luftlöchern
der übrigen Insekten. Sie haben keine Öffnungen, und es gehen keine
Luftröhren aus ihnen hervor. Ich bin daher zweifelhaft geworden, ob sie
in der That Respirationsorgane sind. Gu v ie r , dem ich bey seiner An-
*) Mim• de la Soc, d' H ist, nat. de Paris,, An VIT, P- 34-
Wesenheit in Bremen meine Beobachtungen über die Spinnen mittheilte,
hielt jene Punkte ebenfalls nicht für Werkzeuge des Athemholens, sondern
für die Befestigungspunkte von Muskeln. Veranlafst durch diese
Zweifel habe ich von neuem mehrere Spinnenarten in Betreff der Stigmate
untersucht. Von den Vertiefungen an der Brust mufs ich es unentschieden
lassen, ob sie nicht, wie C u v i e r vermuthete, zur Anheftung
von Muskeln dienen. Die eingedrüekten Punkte auf der obern Seite des
Hinterleibs scheinen mir aber auch jetzt eine Art Respirationsorgane zu
seyn.'.Ich habe nie finden können, dafs Muskeln an denselben befestigt
wären. Hingegen finde ich bey allen Spinpenarten, deren Hinterleib nur
schwach behaart und mit einer durchsichtigen Haut bedeckt ist, so dafs
das Herz und der Fettkörper durch diese durchscheinen, jene Vertiefungen
mit einem Hof umgeben, der einerley Farbe mit den grofsen Ge-
fäfsen des Herzens hat und mit diesen zusammenfliefst. Es scheint also
eine Ergiefsüng des Bluts aus diesen Gefäfsen unter ihnen statt zu finden,
dessen Zweck wohl kein anderer, als Einsaugung des Sauerstoffs der Atmosphäre
und Ausleerung von Kohlensäure, seyn kann. Dienen die Kiemen,
wie ich vermuthe, zur Aufnahme der Feuchtigkeit der Luft, so ist
auch die Nothwendigkeit einer zweyten Art von Respirationsorganen,
durch welche gasförmige Stoffe absorbirt und ausgehaucht werden, eiu-
zusehen.
Alle Eingeweide des Hinterleibs der Spinne, nur das Herz ausgenommen,
liegen in einer körnigen, mit vielen Gefäfsen durch webten, und
eine weifsliche oder graue Flüssigkeit enthaltenden Masse, die ich in meiner
frühem Abhandlung ( S. 28.) den Fe t tk ö rp e r genannt habe. C uv
i e r äusserte gegen mich, dafs er die Richtigkeit dieser Benennung bezweifele,
und, nach der Analogie der Mollusken, jene Masse lieber für