Z W E Y T E A B T H E IL U N G .
Uebe r den Si tz des Ge ruchs s inns b e y den Insekten.
M i t der Erklärung, die ich jetzt von dem Mechanismus des Saugens der
Infekten gegeben habe, glaube ich zugleich noch zwey andere Fragen beantworten
zu können, deren Beantwortung bisher, vergeblich gefucht worden
ilt. Die erfte rft: Wo das Geruchsorgan der In fek ten fein en
Sitz, hat?
Die Fliegen wißen faulendes Fleifch aufzufinden, auch wenn diefes noch
fo fehr verdeckt ilt.
Eben diefe Infekten legen ihre Eyer auf das Arum Dracanculus L. durch
den faulichten Geruch delfelben verführt.
Die Wespen fammeln lieh um Gefäfse, welche mit Honig angefüllt find.
Als Pe rrau lt einen Löwen zergliederte, flogen unzählige Fliegen, die
mehrere Merlen weit hergekommen feyn mufsten, zu dem todten Thier g
*) P e r r a u lt Oeuvres de Phyfique et de Mechan. p. ZZ7.
Spallanzani befand lieh einfl auf dem Felde, als einige Männchen
des Schmetterlings der Ulmenraupe anfingen, um ihn herumzufliegen, auf
feinem Kleide hin und her zu kriechen, und aufs hartnäckigfie zurückzu-
kommen, wenn er fie gleich verjagte. Als Spallanzani lieh befann, hatte
das Kleid bey einem Kallen gehangen, worin er einige Weibchen jenes
Schmetterlings aufbewahrte *).
R ö fe l fahe ein Männchen des Papilio Crataegi zu einer verfchlolfenen,
vor dem Fenfter flehenden Schachtel fliegen, worin einige Weibchen diefes
Schmetterlings waren, immer zu derfelbeu zurückkehren, obgleich er einige
male verfcheucht wurde, und, nachdem die Schachtel geöffnet war, lieh, mit
einem der Weibchen paaren **).
Diefe und mehrere ähnliche Thatlächen laßen keinen Zweifel übrig,
dafs die Infekten den Sinn des Geruchs hefitzen. Man hat bisher drey Hy-
pothefen über den Sitz diefes Sinns aufgeflellt. Einige, nehmen dafür den
Eingang der Befpirationsorgane, Andere die Fühlhörner, und noch Andere
die Palpen an. Aber durch die meiflen der Gründe, welche die Venheidi-
ger jeder diefer Meinungen für lieh anführen, wird nur die Hypothefe ihrer
Gegner widerlegt, nicht ihre eigene lrewiefen.
Die Erflern berufen fleh auf die Analogie aller übrigen Thiere, bey
welchen der Sitz und die Struktur des Geruchsorgans bekannt lind. Hier,
.*) S p a l l a n z a n P s pliy/IIcalifche und mathcmatifche Abhandlungen, Eeipzig 1769. S. 221.
**)• R ö f e l’ s rnfektenbeluiligung. B* l. TagNögel» 2te Claffe. S. 19*