ich nach einer zweyten Viertelstunde die Schwimmhäute heyder Füße
unter einem starkem Licht beobachtete, zeigten sich auch in den
kleinern Gefäfsen des letztem Schenkels wieder Bewegungen. Diese
waren aber sehr unordentlich. Sie hörten in einigen Gefäfsen auf,
indem sie in andern mit erneuerter Schnelligkeit vor sich gingen, fingen
dann in den erstem wieder an, u. s. w. Bey diesem Versuch war
die unmittelbar unter dem Rückgrat liegende Aorta verletzt worden,
deren Verwundung überhaupt bey der Durchschneidung des Rückenmarks
der Frösche schwer zu vermeiden ist, und hiervon rührte es
ohne Zweifel her, dafs anfangs in dem einen Schenkel völliger Stillstand
des Bluts eingetreten war. In andern Fällen, wo bey der Operation
keine bedeutende Blutung entstanden war, fand keine Hemmung
des Blutlaufs in den Hinterschenkeln statt. Geschwächt war aber diese
Bewegung in den Schwimmhäuten immer. In den Zehen der Vörder-
füfee hingegen war nach der Durchschneidung des mittlern Rückenmarks
nie eine Abnahme dieser Bewegung zu bemerken. Der NachJ
lafs des Kreislaufs in den Hinterfüfsen kann also nicht etwa von der
geschwächten Kraft des Herzens herrühren, sondern die Nerven müssen
einen unmittelbaren Einfluß auf die Bewegung des Bluts in den Thei-
len haben, worin sie sich verbreiten, einen Einflufs, den zwar auch
vom übrigen Nervensystem getrennte Nerven zu äufsern fortfahren, welcher
aber durch die Trennung bedeutend vermindert wird.
Die meisten Nervenzweige erhält das Gefäßsystem vom sympathischen
Nerven. Wenn in der That jeder Nerve zur Unterhaltung des
Blutlaufs in den Theilen, deren Gefäße von ihm Zweige bekommen,
heyträgt, so mufs. nach der Trennung jenes Nerven vom Rückenmark
die Bewegung des Bluts eben so sehr, als nach der Zerstörung des
Rückenmarks nachlassen. Dies ist auch das Resultat meiner Erfahrungen.
Ich machte an einem Frosch, der im März vor kurzer Zeit erst
aus dem Winterschlaf erwacht war,' zu beyden Seiten des Halses der
Länge nach einen Einschnitt in die Bauchdecken, indem ich die Verletzung
aller gröfsern Blutgefäfse vermied , entblöfste von hier aus das
Rückgrat, und durchschnitt alle Nerven desselben, nur die Halsnerven
ausgenommen, bey ihrem Austritt aus den runden Anhängen der Wirbelsäule.
Nachdem die vier hintern Nervenpaare durchschnitten waren,
ging der Blutlauf in den Schwimmhäuten noch vor sich, doch sehr
langsam. Nach der Durchschneidung der folgenden Paare aber hatte
er in diesen Theilen völlig äufgehört. Das Herz schlug unterdefs noch
lange fort, bald schwächer, bald stärker.
Es wäre möglich, dafs der Einflufs einzelner Nerven auf die Bewegung
des Bluts diese in Theilen, deren Adern vom übrigen Gefäßsystem
ganz abgesondert sind, einigerinafsen zu unterhalten vermöchte.
Um hierüber Auskunft zu erhalten, trennte ich bey einem starken,
weiblichen Frosch den einen Hinterschenkel so weit vom Körper, dafs
beyde blos noch durch die ischiadischen Nerven mit einander zusammenhingen,
und untersuchte dann die Beschaffenheit des Bluts in den
Gefäßen der Schwimmhäute. An diesem waren aber blos von Zeit zu
Zeit in einzelnen kleinern Gefäfsen Oscillationen zu spüren, die nur
kurze Zeit dauerten. Bey der Amputation des Schenkels erfolgte indefs
eine so heftige. Blutung, dafs sich von diesem Versuch kein bedeutendes
Resultat erwarten ließ. Doch war es merkwürdig, daß der Einfluß
des Gehirns und Rückenmarks auf die vom übrigen Körper getrennten
Muskeln völlig aufgehoben war, ohngeachtet ihre Nervenverbindung
mit jenen Organen fortdauerte und Galvanische Reitzungen auf sie wirkten.
Die Durchschneidung der Gefäfse hatte hier also dieselben Folgen,
wie in dem bekannten Versuche S t e n s o n ’ s die Unterbindung derselben.