das Herz seine Schläge fortsetzte. Dies sind, nach L e G al'l Oi s ’ s Meinung,
Beweise, dafs die Pulsationen des Herzens eines Thiers, an welchem
das Rückenmark zerstört ist , sich sehr von denjenigen Bewegungen
unterscheiden, wodurch dasselbe den Umlauf des Bluts hervorbringt
*). Mir scheinen diese Gründe von gar keinem Gewicht zu
seyn. Mit weit gröfserm Recht läfst sich annehmen , dafs es aufser
dem Herzschlag noch eine andere bewegende Kraft bey dem Umlauf
des Bluts giebt. Es ist übrigens nach meinen Versuchen nicht ganz
richtig, wenigstens nicht bey den kaltblütigen Thieren, dafs der Blut-
lauf durch die Zerstörung des Gehirns immer s c h n e ll gehemmt
wird. In den obigen Versuchen beobachtete ich ihn nach dieser Operation
noch zehn Minuten lang, und am Ende dieser Zeit hatte er
bey weitem noch nicht in dem Maafse abgenommen, dafs ein baldiger
Stillstand-desselben zu erwarten gewesen wäre. In andern Fällen hörte
er früher auf. Am schnellsten kam das Blut bey Kaulquappen in den
durchsichtigen Theilen des Schwanzes nach dem Durchstechen des
Rückenmarks zur Ruhe. Doch erblafste das Herz immer noch eine
Zeitlang bey der Systole, und füllte sich mit Blut bey der Diastole,
wenn auch in den äufsern Theilen kein Fortrücken des letztem mehr
zu bemerken war. In der Nähe des Herzens hatte also der Kreislauf
noch seinen Fortgang, wenn er in den entferntem Organen schon gehemmt
war. Es ist daher wahrscheinlich, dafs diese Bewegung in gleichem
Verhältnifs mit der Kraft des Herzens abnimmt.
Da, meinen obigen Erfahrungen zufolge, nach der Unterbindung
und Ausschneidung des Herzens und der grofsen Blutgefäfse noch im*
1 L e G a l l o i s a. a. 0 . ,p. 48. §. a.
mer eine Bewegung dès Bluts in einzelnen Adern zurückbleibt, so läfst
sich nicht zweifeln , dafs es noch eine andere Kraft als das Herz
giebt, die, wenn auch nicht einen vollständigen Kreislauf, doch ein
Fortrücken der Blutkügelchen hervorzubringen vermag. Diese Kraft
kann nur entweder den Gefäfsen, oder dem Blute selber eigen seyn.
Hat sie in den Gefäfsen ihren Sitz, so mufs sie 'sich durch Zusammenziehungen
dieser Theile äufsern. Hiervon aber habe ich in allen den
Fällen, wo der Blutlauf bey unterbundenem oder ausgeschnittenem Herzen
aufhörte, eben so wenig als H a l l e r je eine Spur bemerken können,
so sorgfältig und anhaltend ich auch die Gefäfse in dieser Hinsicht
beobachtet habe. Es bleibt daher kein anderer Weg zur Erklärung
jener Thatsachen übrig , als eine Bewegung des Bluts anzunehmen,
die von einer innern Kraft desselben herrührt.
Diese Meinung habe ich schon im 4ten Bande der Biologie (S. 260.
644 ) geäufsert, und unter andern aus dem Einflufs einzelner Nerven
auf den Blutlauf in den Theilen, worin sich dieselben verbreiten, zu
beweisen 'gesucht'. Ich habe meine frühem. Versuche hierüber jetzt
wiederholt, und Resultate erhalten, die mit meinen vorigen Erfahrungen
übereinstimmen. Durchschnitt ich an Fröschen das Rückenmark
vor dem Ursprung der Schenkelnerven , so erfolgte immer Abnahme
der Stärke, und Geschwindigkeit des Blutlaufs in den Schwimmhäuten
der Hinterschenkel, oft auch, jedoch immer nur auf einige Zeit, völliger
Stillstand des Bluts. Unter andern konnte ich bey einem grofsen,
starken Frosch, dem ich den mittlern Theil des Rückenmarks durchschnitten
hatte , ohngefähr eine Viertelstunde nach dieser Operation
blos noch'in dem einen Schenkel Bewegungen dès Bluts bemerken; in
dem andern war dieses völlig in Stillstand. Jener Schenkel war Yor
dem Durchschneiden unterbunden, dieser hingegen frey gewesen. Als