D R I T T E A B T H E IL U N G .
Ueber die Verrichtung der Schwimmblase bej den Fischen.
E in zweyter Gegenftand, •worüber unfere Erklärving der Art des Saugens
der Infekten Licht verbreitet, ilt die Beitimmung, der fogenannten Sch wimm-
bla fe der Fifche.
Man weifs, wie verfchieden und wie unbefriedigend die bisherigen Meinungen
-über den Nutzen diefes Organs find. B o re lli *) und viele nach
ihm glaubten, der Zweck derfelben fey, durch ihre Erweiterung oder Verengerung
das Steigen und Senken der Fifche zu bewirken. Aber man ver*
gafs, dafs es eine Menge Fifche giebt, die nicht diefe Blafe befitzen, und
welche' doch eben fö gut, wie diejenigen, die damit verfehen fiud, lieh fen-
ken und erheben. Auch wufste man nicht, oder vergafs, dafs bey einigen
Fifchen die Schwimmblafe in einer knöchernen Kapfel eingefchloifen ilt,
und dafs fie bey fehr vielen Thieren diefer Clalfe gar keinen Gang hat, wodurch
fie mit dem Nahrungscanal in Verbindung lieht. Jenen kann die
Blafe nicht dienen, um ihre fpecififche Schwere durch Ausladung der Luit
zu vermehren; und bey diefen kann fie noch weniger zum Steigen und Sen-
*) De motu animal» Cap, 2 3 .
ken des Thiers etwas beytragen, da eine fo fchnelle Sekretion oder Ab«
forbtion der Luft, wie diefe Bewegungen erfordern würden, gar nicht denkbar
ill. Nimmt man an, dafs bey folchen Fifchen, deren Schwimmblafe
keine' fchnelle Ausleerung oder Aufnahme der Luft gefiattet, der Zweck diefes
Organs fey, jene Thiere in eiueriey Tiefe zu erhalten, fo Iprechen dagegen
die vielen Beyfpiele von Fifchen, die eine folche Schwimmblafe haben
und welche doch in den verfohiedenften Tiefen gefunden werden *). Bo*
re lli’ s Meinung beruhet endlich auch auf.einer unrichtigen Beobachtung.
Man glaubte lange, dafs Fifche, denen die Schwimmblafe durchftochen ifl,
lieh nicht mehr zur Oberfläche des Waflers erheben könnten. Humboldt
und Provençal aber fanden, dafs folche Thiere allerdings noch im Stande
find, lieh zu erheben, obgleich fie gewöhnlich auf dem Grunde bleiben **).
Needham ***) und V icq -D ’A zy r f) hielten die Schwimmblafe fur
ein Hülfsorgan bey der Verdauung. Nach Needham wird durch fie eine
zur Verdauung dienende Luft in den Magen excernirt, hingegen nach Vicq-
D’Azyr von ihr eine bey der Verdauung entwickelte Gasart aufgenommen.
Diefen Meinungen aber fehlt es an allen Gründen, V icq -D ’Azyr überiahe
*) So erhielt D e la rö ch e einen Sparus erythrimis aus einer Tiefe von 10, und einen andern
aus einer Tiefe von 70 Klaftern; ferner einen Trigla Cucullus aus einer Tiefe
von 7 0, und einen andern aus einer Tiefe von 120 bis i 5 o Klaftern. Bey allen
diefen Fifchen war die Schwimmblafe mit Luft angefüliet. (Annales du Muféum
d’Hift» nat. T, XIII, p. 212. 2 i3 ), Beyde FifcHarten- haben auch eine Schwimmblafe
ohne Luftgang.
• %#) Annales du Muféum d’Hift. nat. T. XIII» p. 173.
***) De forinato foetu. Londini 166 5 . p, 1-5 3 ."
*{-) Mém* pxéfcnlés» T, VII.