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100 II. Ve rmi s c h t e Ab h a n d lu n g e n .
ses Werks folgert aus ' mehrern neuern Versuchen , dafs die einzige
Triebfeder beym Umlauf des Bluts das Herz se y , dessen bewegende
Kraft in unmittelbarer Abhängigkeit vom Einflufs des ganzen Rückenmarks
stehe , so wie das Athemholen durch die Einwirkung des Gehirns
auf die Respirationsorgane unterhalten werde.' Dieses Resultat
stimmt zu wenig mit altern Erfahrungen überein, um dasselbe ohne
wiederholte Versuche annehmen zu können. Es beruhet auf Beobachtungen,
die meist nur an warmblütigen Thieren gemacht sind, bey
welchen L e G a l l o i s auf das Aufhören und Fortdauern des Blutumlaufs
aus Merkmalen geschlossen hat, die nichts weniger als zuverlässig
sind. Jene. Beobachtungen lassen endlich, wenn sie auch richtig sind,
doch eine ganz andere Deutung zu, als L e G a l l o i s ihnen gegeben
hat. Diese Umstände veranlafsten. mich, die Versuche des Französischen
Physiologen an kaltblütigen Thieren zu wiederholen, und zwar
auf eine solche Art, dafs ich bey denselben die Veränderungen des
Blutumlaufs unmittelbar unter dem Vergröfserungsglas beobachten konnte.
Den Erfolg meiner Versuche habe ich im 4ten Bande der Biologie
(S, 644 fg.) beschrieben. Sie schienen mir zu beweisen, dafs der Lauf
des Bluts nicht so abhängig von der Einwirkung des Herzens ist, wie
L e G a l l o i s angenommen hat, sondern dafs das Blut selber eine gewisse
bewegende Kraft besitzt, die durch den Einflufs des Nervensystems
unterhalten wird.
Der Gegenstand jener Untersuchungen ist so wichtig für die ganze
Physiologie, dafs ich mich bey diesen Beobachtungen noch nicht beruhigen
könnte. Im Herbst 1814 und im folgenden Frühjahr stellte
ich neue Versuche an, deren Zweck die Beantwortung folgender Fragen
war: In welchem Grade ist der Blutumlauf abhängig vom Athern-
holen? Wie grofs ist der Einflufs des Herzens auf denselben? In wel-
3. Ueber den Einflufs d. Nervensystems auf d. Blutumlauf ior
eher Abhängigkeit steht das Athemholen , der Herzschlag und die Bewegung
des Bluts von der Einwirkung des Nervensystems? Ich habe
über diese Punkte ; mehrere entscheidende Erfahrungen gemacht, die
ich hier mittheilen werde, ohne den Leser mit der umständlichen Beschreibung
jedes einzelnen Versuchs zu ermüden.
Vorläufig erinnere ich Folgendes über die Art, wie meine \ ersuche
angestellt wurden. Ich machte dieselben alle an Fröschen , und untersuchte
den Blutumlauf mit einer 32 mal vergröfsernden Linse - in den
Schwimmhäuten der Hinterfüfse , oder an den äufsersten,. einigermafsen
durchsichtigen Stellen der Vorderfüfse. Die Thiere wurden vermittelst
Schnüre auf einem olingefähr 3 ZoH breiten und 9 Zoll langen Brett
ausgespannt. Der 1'ufs, in welchem der Blutumlauf beobachtet werden
sollte, wurde nicht angebunden, sondern über einem Ausschnitt des
Bretts mit Nadeln befestigt, und durch einen Spiegel von unten erleuchtet.
Einen andern Ausschnitt hatte das Brett an der Stelle, wo der
Kopf und die Brust des Thiers lagen, um an diesen Theilen von allen
Seiten die nöthigen Operationen machen zu können. Die Beleuchtung
der zu beobachtenden Organe geschähe immer durch das Sonnenlicht,
oder durch eine helle Kerze. Diese Beleuchtungsart ist deshalb noth-
wendig, weil sich beym blofsen Tageslicht der Blutumlauf in den kleinern
Gefäfsen nicht leicht wahrnehmen läfst, und man hierbey oft das
Blut in Stillstand zu finden glaubt, wo es doch noch in Bewegung ist.
Erste Frage. In w e lch em G ra d e ist der B lu tum la u f abhän gig
vom A th em h o len ?
Ich unterband die Luftröhre bey ihrem Eintritt in die Lungen. Der
Blutumlauf ging unter diesen Umständen , wo das Athemholen gänzlich