Aufbewahrung einer' gewiffen Quantität refpirabler Luft auf Zeiten des Man2
gels, oder'zur Vorempfiudüng der Witterung dienen kann/ Hierher gehört
zuerft der fchon oben erwähnte Schlammpeitzger (Gobitis foffilis ), deffen
fehr kleine Schwimmblafe in einer knöchernen Kapfel eingefchloflen ift. An
diefem zeigen fich aber auch Phänomene, die ganz mit meiner Hvpothefe
harmoniren. Nach Erman’ s'Uhterfüchungen über das Athemhohlen jenes
Fifches *) verfchluckt derfelbe, indem er den Kopf über die Oberfläche des
Wallers hervorfireckt, von Zeit zu Zeit einen Mund voll Luft mit Achtbarer
Änftrengung der: Deglulitionsorgane, und giebt in dem nehmlichen Augenblick
durch den After,: aber -nicbt durch die Kiemen' oder durch eine andere
Nebenöffhung, eine entfprechende Menge Gas in Geftalt Von Blafen wieder
Von fich. Er wiederholt diefes Verfchlucken in Zwifchenräumen von Vier«
telftunden Tag und Nacht hindurch. Die Kiemenrefpiration hört nach jedem
Verfchlucken 10 bis 15 Minuten hindurch auf. Die Darmrefpiration kann
ohne alle Mitwirkung der Branchien das Leben des Fifches auf unbeftimmte
Zeit unterhalten; in einem eingefchlolfenen Raume, der blos mit atmosphä-
rifcher Luft angefüllt ifi, lebt derlelbe blos von verfchluckter Luft fo lange,
bis der Sauerltoff jenes Gas verzehrt ift; in irrefpirablen Gasarten, worin er
blos durch den Darm alhmet, tritt bey , ihm eben fowohl als bey Thieren,
die durch Lungen athmen, Erftickung ein. Die verfchluckte 'Luft verliehet
im Darnicanal des Schlammpeitzgers ihren Gehalt an Sauerltoff eben fo voll«
kommen, als in der Lunge eines warmblütigen Thiers. Die fchwärzlich-
braunen Venen des entblöfsten Darms eines lebenden Cobitis, der in einem
Gefäfs mit Saueritoffgas eingefchlolfen ift, nehmen die blühende Farbe des
*) Gübert’s Annalen der Pliyfdc. B. XXX, S, ■ t 4o.'
arteriellen Bluts an, fobald der Fifch den Darmcanal mit jener Luft angefüllt
hat; fie verliehren Riefe aber wieder und werden von neuem fchwärz-
lich, wenn das Thier in ein Gefäfs mit Wafferftoffgas verfetzt wird.
Meine Beobachtungen ftimmen mit diefen Erfahrungen, fö weit ich lie
wiederhohlt habe, in der Hauptfache überein. Nur glaube ich, dafs auf die
Darmrefpiration des Cobitis die Befchaffenheit fowohl des Walfers, worin
fich der Fifch befindet, als der Atmosphäre großen Eiuflufs hat. Zwölf
Indiyidueu diefer Thierart, die ich von Ende Septembers bis in die letzte
Hälfte des Novembers in einem Zuckerglafe Voll Regenwalfer unterhielt, habe
ich an manchen Tagen mehrere Stunden hindurch keine Luft verfchlucken
fehen. An andern Tagen ging die Darmrefpiration öfterer vor fich. Immer
aber verfchluckten fie viel Luft, wenn fie geängftigt und in Bewegung gebracht
wurden. Doch das, worauf es uns hier ankömmt, bleibt unbeltritten,
dafs nehmlich der Schlammpeitzger von Zeit zu Zeit Luft verfchluckt und
durch den After wieder von fich giebt.
t Hier ift ein Beweis, gegen welchen keine Einvt'endung ftalt findet, dafs
die Kiemenrefpiration allein für alle Fifche und unter allen Umftänden zur
Unterhaltung des Lebens nicht hinreichend ift. Zugleich beweifen jene Phänomene,
dafs die mit einem Luflgange verfehenen Schwimmblafen die doppelte
Funktion des Einfaugens und der vicariirenden Refpiration haben. Da
nehmlich die Schwimmblafe des Cobitis weder für ein Saugwerkzeug, noch
für ein Refpiraiionsorgau gelten kann; da ferner kein Fifch, der eine häutige,
zum Saugen taugliche Schwimmblafe befitzt, Lufthlafen durch den Alter
\on fich giebt, und da bey diefen letztem Fifchen wohl die Schwimmblafe
nicht alter der Nahrungscanal, fo zahlreiche Blutgefäfse hat, wie fich an
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