der Gewächse, anstellte. Ich fand dabey meine obige Vermuthung völlig
bestätigt. Vieles an diesen Organen, was bisher durch schwächere
einfache Mikroskope, oder durch stärkere zusammengesetzte undeutlich
gesehen war, erschien mir so bestimmt, dafs über die eigentliche Beschaffenheit
desselben kein weiterer Zweifel für mich statt fand, und
Einiges zeigte sich mir, was bisher unbeachtet geblieben war. In dem
gegenwärtigen Aufsatz werde ich diese Beobachtungen so weit, als sie
die gröfsern Gefäfse der Pflanzen betreffen, nebst einigen neuen Ansichten,
worauf ich durch sie geführt worden bin, mittheilen.
Man nahm bisher im Holzkörper von gröfsern Gefäfsen Spiral-
und Ringgefäfse, getüpfelte Röhren und Treppengänge an. Diese Gefäfse
machen aber nur den kleinern Theil des Holzes aus. Der gröfste
Theil des letztem besteht, der bisherigen Meinung nach, aus Fasern
und Zellgewebe. Dies hat im Allgemeinen zwar seine Richtigkeit. Allein
die Beschaffenheit der einzelnen Grundtheile scheint mir nicht immer
richtig angegeben zu seyn.
'Zuerst finde ich, dafs unter der Benennung Fase rn zwey verschiedene
Grundtheile des Pflanzenkörpers zusammengeworfen sind, einfache,
häutige Cylinder, und Dräthe, die auch untgr den stärksten Yer-
grÖfserungen keine deutliche Höhlung zeigen. Bios J. J. P. Mox.den-
h a w e r hat diese Theile in seinen B e y trä g en zu r A na tom ie der
P flan z en gehörig unterschieden. Er nennt jene 'Cylinder fib rö s e
Röhren . Ich werde, um nicht die Pflanzenkunde mit neuen Namen
zu überladen, diese Benennung beybehalten, obgleich ich lieber die
der e in fa c h e n H o lz g e fä fs e gewählt hätte.
Diese fibrösen Röhren bestehen aus einer einfachen, durchsichtigen
Haut, in welcher die erwähnten Dräthe, die ich F ib e rn nennen
wérde, der Länge nach förtgehen und sie ausgespannt erhalten. Die
meisten, wo nicht alle Fibern des Holzes sind das Gerippe solcher Gefäfse.
Unter schwachem, oder undeutlichen Vergröfserungen lassen sich
diese Theile nicht unterscheiden. Unter jenen sieht man nur die Röhren,
und hält die Fibern für die blofsen Umrisse derselben j unter diesen
zeigen sich zwar dié dunkeln Fibern, aber nicht, oder nur undeutlich,
die durchsichtigen Röhren. Mit Hülfe starker und gut geschliffener,
einfacher Gläser wird man-sich aber von der Wahrheit des Gesagten
überzeugen, wenn man von dem Holz eines zwey - oder dreyjähri-
gen Weidenasts mit einem sehr dünnen und scharfen Messer ein höchst
zartes Blättchen trennt, und dieses etwas angefeuchtet unter die Linse
bringt. Die durchschnittenen fibrösen Röhren erscheinen dann so, wie
ich sie in Fig.85. {Tab. XV.) aus einem zweyjährigen, im October abgeschnittenen
Weidenast vorgestellt habe. Man sieht hier längslaufende
Fibern a c , a c u. s. w., die durch einfache, durchsichtige, hin und
wieder der Länge nach gerunzelte Häute unter einander verbunden sind.
Die Fibern liegen entweder in gröfsern Entfernungen von einander, und
dann laufen sie gewöhnlich unter sich parallel, wie in jener Figur; oder
sie liegen gedrängter, und in diesem Fall gehen sie zum Theil in schiefen
Richtungen, wie in Fig.' 86. {Tab. XV'.'), die eine Reihe fibröser
Röhren aus- einem im December abgeschnittenen, zweyjährigen Lindenast
vörstellt. Der innere Raum der Röhren ist nirgends durch Scheidewände
unterbrochen. Ob sie unter einander Anastomosen machen,
kann ich nicht mit Gewifsheit bestimmen. So viel aber weifs ich gewifs,
dafs sie eben so wenig als die grofsen Gefäfse sich zerästeln. Von den
letztem unterscheiden sie sich nicht nur in ihrer einfachem Struktur,
sondern auch darin, dafs man in ihnen oft die in Fig. 85. vorgestellten
Saftkügelchen antrifft, die man nicht in den grofsen Gefäfsen findet.