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nicht völlig auf. Durchschnitt ich aber zugleich den dritten Nerven
beyder Seiten, so blieben anfangs alle weitere Bewegungen der Respirationsorgane
aus. Nach einiger Zeit kamén zwar einige zurück, doch
unordentlich und in langen, unregelmäfsigen Zwischenräumen.
Von welcher Art jene Einwirkung ist, welche das verlängerte
Mark auf die Respirationsorgane äufsert, mufs ich' hier dahin gestellt
seyn lassen. Doch kann ich nicht unerinnert lassen , dafs mir nach
jenen Beobachtungen die Meinung einiger Schriftsteller unwahrscheinlich
ist, zufolge welcher die Anhäufung des venösen Bluts im Gehirn
während dem Ausathmen entweder, nach R o o s r * ) , die Hirnwirkung
auf die Lungen erregt, oder, nach Bartels **), dieselbe aufhebt.
Wie kann diese Ursache noch wirken , wenn das ganze Gehirn bis
auf das verlängerte Mark zerstört ist? Ich habe auch beobachtet, dafs
die beym Athemholen statt findenden Bewegungen der Kehlmuskeln
selbst nach der Unterbindung der sämmtlichen grofsen Blutgefäfse und
der Luftröhre, wo doch gar keine Wirkung des Bluts auf das Gehirn
mehr statt finden konnte, noch lange Zeit fortwährten. Jene Meinung
ist ferner blos auf Erfahrungen an Säugthieren -gebauet. Bey den
Fröschen, woran ich die obigen Versuche machte, habe ich aber das
entblöfste Gehirn lange und aufmerksam mit der Loupe betrachtet,
ohne irgend eine Spur der auf - und absteigenden' Bewegung, die im
Gehirn der Säugthiere das Aus - und Einathmen begleitet, wahrnehmen
zu können.
*) Anthropologische Briefe. S. Ii5 fg.
**) Die Respiration, als vom Gehirn abhängige Bewegung und als chemischer
Procefs. S, 99 fg.
Dafs das Herz nach der Zerstörung sowohl des Hirns, als des
Rückenmarks zu; schlagen fortfährt, darin stimmen meine Beobachtungen
mit den Erfahrungen aller übrigen Physiologen überein. L e G a l -
l o i s will aber gefunden haben , was andere Schriftsteller nicht bemerkten
, dafs - die Pulsationen des Herzens nach dieser Operation an
Stärke abnehmen und in ihrem Rhythmus sehr verändert werden *).
Dieses Resultat ergiebt sich allerdings auch aus meinen Versuchen.
Allein wenn L e G a l l o i s hieraus schliefst, dafs der Herzschlag nicht,
der HÄLLERSchen Theorie gemäfs, durch den Reitz des Bluts, sondern
unmittelbar durch den Einflufs des Gehirns erregt wird, so ist
dies eine sehr voreilige Folgerung. Der Einflufs des Nervensystems
auf das Herz kann Bedingung der Reitzbarkeit dieses Organs seyn,
ohne dafs jenes darum im mindesten erregend auf dasselbe wirkt. Es
kann auch einen unmittelbaren Einflufs des Nervensystems auf das Blut
geben, wodurch dieses tüchtig gemacht wird, entweder die Reitzbarkeit
des Herzens zu unterhalten, oder dasselbe zur Thätigkeit aufzuregen.
Auf alle diese Punkte ist von jenem Schriftsteller gar keine
Rücksicht genommen worden.
L e G a l l o i s glaubt an folgenden Erfahrungen Gründe für seine
Meinung zu besitzen. Bey enthaupteten Kaninchen hörten das Athemholen
und der Blutumlauf auf, indem der Herzschlag fortdauerte; der
Blutumlauf liefs sich aber durch Einblasen von Luft in die Lungen
wieder rege machen. War hingegen nicht nur das Gehirn, sondern
auch das Rückenmark weggenommen , so liefs sich der Blutumlauf
durch dieses Mittel nicht .wieder erwecken, obgleich auch jetzt noch
*) A. a. O. p. 62. 012.
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