140 III. Erste Abtlioilung.
Fläche aber iß. von fclir ausgezeichneter Struktur. Diefe bildet nehmlich
eine elliptifehc Scheibe; längs der grofsen Axe der Ellipfe geht eine Rinne
p von dem einen Ende der Scheibe zum andern fort, und fc 11k recht auf die*
fer Rinne flehen zahlreiche Quccreinfchuitlc, die lieh bis zum Umkrcile der
Ellipfe erflrecken und gleichsam die Ordinaten der letztem bilden.
Die vielen Falten der Rüffelhaut laflen' fchon vermulhen, dafs der Rüffel
einer bedeutenden Aufchvvellung fähig ift. In der Tliat zeigt lieh auch
diefe Inlumefcenz, 'wenn man die Bruft einer lebenden Bremfe zufammen-
drückt. Man lieht dann zugleich die Lefzen lieh öffnen, die untern fchei-
benfonnigen Lefzen (Tab. XVI. Fig. 6. 7. 8. c.), die wir die Saugplatten
des Rüffels nennen wollen, lieh ausbreiten und mit dem jRüffel einen
gröfsern Winkel aM im unangefchwollenen Zuftande bilden. Es fragt lieh
jetzt: Welches die Funktion des Rüffels und befonders die jener Saugplatten
ifl, und welche Verrichtung die Saugflachelu haben? Die Antwort auf diefe
Frage ifl: entweder die Saugftacheln dienen zum Saugen, der Rüffel mit den
Saugplatlen aber dient bk>s zur Stütze diefer Stacheln während ihrer Thä-
tigkeit; oder die Bremfe gebraucht die Stacheln blos zum Verwunden, die
Saugplatten aber zum Saugen. Die erftere war Reaumur’s Meinung.
Als Grund für diefelbe führte er feine Beobachtung an, die er an einer
Taugenden Bremfe gemacht hatte. Er fahe hier die Stacheln tief ins Fleifeh
gefleckt, aber kein Blut neben denfelben hervordringen, das von den Lefzen
hätte aufgenommen werden können. Und doch nmfsie die Bremfe gefogen
haben, da fie nachher mehrere Blutstropfen durch den After von lieh gab *).
*) R e a um u r Mem, pour fervir a l ’Hift. des Inf. T, IV. P. I. Mem. V.1 p; 2 C|4; der
Amlterdammer Ausg.
Ucber die Saugwerkzeuge der Insekten. 1 1 1
Allein ich glaube, dafs entweder Rdaumur hier nicht genau genug beobachtete,
oder dafs die Bremfe gar nicht fog, und dafs das Blut, welches fie von
fleh gab, fchon vor der Beobachtung von ihr verfchluckt war. Rdaumur
felber machte eine andere Erfahrung an einer Fliege, wovon lieh ein Einwurf
gegen feine Meinung hernehmen läfst. Die Fliegen habe äuffere Nutritions-
organe, die von denen der Bremfen nur in unwefentlichen Stücken verfchie-
den find. Gefchieht alfo bey jenen das Saugen durch den Rüffel und nicht
durch .die Saugftacheln, fo kann auch bey den Bremfen nur der Rüffel das
Saugorgan feyn. Eine ,yon Reaumur in einem Glafe, deffen Wände mit
Syrup beftrichen waren, eingefchloffene und beobachtete Fliege nahm aber
den Syrup mit dem Rüffel und nicht mit den Saugftacheln auf **).
Außerdem fprechen auch die Refultate meiner Unterfuchungen über die
Verbindung des Oelophagus mit den äußern Nutritionsorganen und über die
innere Struktur des Rüffels gegen Reaumur. Es hält zwar bev den Bremfen
fehr fchwer, den Uebergang des Oefophagus in die äußern Ernährung*.
Werkzeuge zu verfolgen, und ich wage nicht, Ramdohr’s ***) Angabe, dafs
beym Tabauus tropicus die Speiferöhre in den mittelften Saugftachel übergeht,
rgrätjezu für irrig zu erklären. Doch hat es mir immer gefchienen,
dafs das vordere Ende diefer Röhre zum Rüffel und nicht zu den Saugftacheln
ginge. Auch habe ich bey einem, von oben nach unten, zwifchen den
beyden untern Lefzen, der Länge nach geführten Durchfchnitt des Rüffels
zwifchen den Muskeln, womit die Höhlung des letztem angefullt iß, einen
Canal gefunden, wovon das hintere breitere Ende nach dem Oefophagus, das
**) Re a umu r a. a. O. p. 1266»
***) Abhaudl. über die Yerdauungs Werkzeuge der Infekten. S, 182.
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