ihres energifcheren Lehens -wegen, einer gröfsern Quantität Sauerftoff bedürfen
, als ihnen das Wafler geben kann, oder welche zuweilen eine Zeit lang
auf dem Trocknen zu leben gezwungen find. Arm an Sauerftoffgas ift das
Wafler an heiffen Sommertagen. Um diefe Zeit fleht mau daher oft die
Fifche fich über die Oberfläche ihres Elements erheben, und vermiuelft der
Sehwimmblafe aus der Luft den Sauerftoff fehöpfen, den fie durch die Riemen
aus dem Wafler nicht in hinreichender Menge erhalten können. Ein
Fifch, der oft das Wafler verläfst, um auf den Gemüfefeldecn Erblen und
auf den Wiefen Würmer zu fuchen, ift der Aal. Diefer hat daher eine
lange Sehwimmblafe. Hingegen haben die Schollen, die ein träges Leben
führen , indem fie nicht iri ihrem Element herumfehweifen, fondern meift
ruhig und den Körper bis an den Kopf im Sande verfteckt liegen, keine
Sehwimmblafe.
3) Zur Vorempfindung der Witterung. Aufser den Vögeln
bedürfen keine Thiere fo fehr eines Organs zu diefern Zweck, als die Fifche.
Bey den Vögeln aber ftebt nicht nur die ganze Oberfläche des Körpers, fondern
auch das Innere deffelben allenthalben mit der Atmosphäre in Berührung
J hingegen die Fifche leben in einem Element, durch welches Veränderungen
des Luftkreifes nur langfam wirken. Und doch finden wir bey
vielen der letztem, z. B. bey dem Schlammpeitzger (Cobitis foffilis), die
auffalleudften Aeufserungen eines Vorempfindungs-Vermögens der Witterung.
Grade diefer Fifch aber hat eine Sehwimmblafe, die ihm weder als Saugwerkzeug,
-noch als Befpirationsorgan nützen kann. Bey ihm fcheint mir
daher kein anderer Zweck der letztem als jener dritte denkbar zu feyn, und
zur Annahme diefes Zwecks ift um fo mehr Grund vorhanden, da fleh hier
die Blafe an einer ganz ungewöhnlichen, doch bey unferer Hypothefe ganz
paffenden Stelle, nehmlich gleich hinter dem Gehirne, befindet.
Bey vielen Fifchen hat,, wie ich glaubedie Sehwimmblafe die beyden
erften der angeführten Zwecke und bey diefen fcheint mir auch die Struktur
der Blafe für beyde Funktionen zu fprechen. So finde ich z. B bey dem
Braffen (Cyprinus Brama) eine doppelte Sehwimmblafe. Die gröfsere hat
die-Figur . eines, fpitzwipkdichten gekrümmten Kegels, delfen Grundfläche und
Scheitel abgerundet find. Die kleinere ift ebenfalls conifch, aber nicht gekrümmt.
Beyde beftelien aus einer Muskelhaut, die. bey der kleinem allenthalben
weifs und undurchfichtig,. bey der gröfsern hingegen an einigen Stellen
vollkommen durchfichtig erfcheint. Inwendig ift diefe Haut mit einer
Weiften tendinöfen Membran überzogen, die in der elftem Blafe nur zart,
hingegen in der letztem ungleich dichter ift, zugleich aber auch in diefer
an den Stellen, wo die Blafe durchfichtig ift, fehlt. Von den Spitzen der
Blafen gehen zu den Mittelpunkten ihrer Grundflächen in der gröfsern zwey,
in. der kleinern Ein Bündel, von dicken, parallelen Sehnenfafern, welche fich
in dem Schliefsmuskel verliehren, womit jede Blafe in der Milte ihrer Bafis
verfehen ift. Die Oeffnungen diefer Sphinkteren führen zu einem Canal,
Wodurch beyde Blafen mit einander in Verbindung flehen, und deffen Länge
bey_ feiner flärkiten, Ausdehnung nicht viel über eine Linie beträgt. Etwa
einen Zoll weit von diefern Canal inferirt fich in die concave Seile der gröf-
fern Blafe der Luftgang, ein muskulöfer enger Canal.
Es erhellet hieraus, dafs die Sehwimmblafe desBraffen eine ähnliche Struktur
hat, wie die Harnblafe der warmblütigen Thiere, und foviel ift daher gewifs, dafs
diefer Fifch das Vermögen befitzt, die in jenem Canal befindliche Luft durch
Zufammenziehung der Blafe auszuleeren. Diefe 'Folgerung wird auch durch
das Beyfpiel des Ophidium barbatum heftätigt, das einen eigenen beweglichen
Knochen hat, den es in die Höhlung der Sehwimmblafe bringen kann