Urteil auf die nebmliche Art wie die fögenannten Infufionsthierchen und zitterten
nicht nur durch eigenthümliche Kraft, foudern wurden auch vermöge
der Explofion weit über die Glänze des Gcfichtsfeldes getrieben. Diefes
aber gefchah nicht auf einmal,, fondern abfalzweife, gleich als durch einen
lebendigen Akt. Zuweilen gingen fie einzeln hervor, manchmal zu zweyen
und dreyen. Einige, w'dche vorzüglich lebhaft zitterten und lieh fortbew'eg-
ten, fchienen mit einem Stiele oder Schwänze verfelien zu feyn, welcher
vermuthlich blofs der Gefchwindigkeit, womit fie durch ein trägeres Fluidum
gefohleudert wurden, feinen Urfprung verdankte. Schmidel hält diele Er-
fcheinungen, von denen er auch eine Abbildung geliefert hat *), für eine
Folge der abweebfelnden Ausdehnungen eines, fowohl in den Kugeln, als|in
den bewegten Körpern enthaltenen elafiifchen Fluidi. Hiergegen laifen fich
erhebliche Einwendungen machen: denn wenn w'ir z. B. die mechanifchen
Bewegungen des explodirenden unreifen Blumenftaubes unter Wafler mit den
hier befchriebenen vergleichen, fo fcheinen letztere vielmehr eine lebendige,
mit Frcyheit wirkende Kraft anzuzeigen. Indeifen läfst lieh freylich ohne
eigene Anficht diefes Phänomens, welch© mir noch nicht zu Tlieile geworden,
hierüber nichts entfeheiden.
In dem obigen Auffatze habe ich bemerkt, dafs die Erfcheinuug an den
Charen mit gew'iflen anfeheinend willkiihrlichen Bewegungen, fo man zu
Zeiten an den grünen Körnern der Waflerfäden wahrnimmt, verglichen werden
könne. 'Beyde leiten auf einen und depfelben Grundfatz hin, nehmlicli
eine urfprüngliche Belebtheit der bildungslofen organifchen Materie, welche,
der Bildung aller organifchen Wefen vorhergehend, auch hinwiederum von
ihnen erzeugt w’ird, um der Verfehicdenheit der Umfiände nach, emweder
zum Unterhalt und zum Wachsthum des Individuum oder zur Hervorbrin-
gnng eines neuen zu dienen. Diefe Belebtheit giebt fich durch Bewegungen
kund, die uns als regel- und zwecklos erfcheinen, aber nach Verfchieden-
heit der organifchen Körper auf verfchiedene Weife abgeändert find, welches
änzuzeigen feheint, dafs das .Lebensprincip einer Mannigfaltigkeit von Modifikationen
und Beftimniungeii urfprünglich und ohne Dazw'ifchenkunft mannigfaltig
gebildeter Organe fähig fey.
In Weher’ s und Mohr’ s Beyträgen zur Naturkunde *) hat Hr. Prof.
Mertens in Bremen, mein fehl- verehrter Lehrer und Freund, eine Wahrnehmung
befclirieben, die er an der Conferva mutabilis Roth, gemacht, und die
etwas ganz Aehnliches lehrt, als von ihm zu einer andern Zeit an der Conferva
compacta R. beobachtet worden. Es ift .mir gelungen, beyde Wahrnehmungen
zu wiederholen und zugleich einige dabey Vorkommende Umfiände
in ein näheres Licht zu fetzen. Im Jahr iS i4, in der Mitte Novembers,
bey fortwährender gelinder HerbRwilternng fing ich aus einem klaren und
fchilellfliefsenden Bache etwas Conferva mutabilis, die in der Mitte des Strohms
auf grofsen Steinen fafs, in einem reinen Glafe auf. Sie war im heften Zu-
ftande, nehmlich alle Fäden grün und mit den büfchelförmigen Aefieu gedrängt
hefetzet. In/einem mäfsig erwärmten Zimmer fetzte ich fie nun in
einer porzellanenen Tafle mit reinem Brunnenwafier, worin fich zuverläfsig
nichts von Infufionsthieien befand, ans Fenfter. Am folgenden Tage zeigte