Diese Beobachtung ist meines Wissens nachher nie wieder gemacht
worden. Man wufste blos, dafs die Conferva limosa sich, nach A d a n -
s o h *), auch durch Theilung vermehrt, und dafs in einer andern Art
von Oscillatorien, der Conferva annnlina_, zu einer gewissen Zeit runde
Körner, die Saamen zu seyn scheinen, entstehen, indem die grünen
Ringe, die sie vorher besitzt, sich verlieren **). Die letztere Thatsache
liefs vermuthen, dafs die parallelen Ringe, die es in allen Oscillatorien
giebt, und die offenbar etwas ganz Anderes als die sogenannten Scheidewände
der übrigen Conferven sind , den Stoff zur Bildung von Saa-
menkörnern hergeben, und dafs diese sich in der Röhre jener Wasserfäden
erzeugen. Wie aber hiermit B l u m e n b a c h ’s Beobachtung zusammenhing?
ob die Kügelchen, die bey derselben am Ende der Fäden
entstanden , etwa Knospen waren ? auf diese Fragen liefs sich bisher
nichts Sicheres antworten.
Indefs, F o n t a n a hatte eine Erfahrung gemacht, die hier Licht
hätte geben können, aber bisher unbeachtet geblieben ist. Dieser wiederholte
A d a n s o n ’ s Beobachtungen über die thierischen Bewegungen
der Conferva limosa , und fand dabey in den Fäden nicht, wie sonst,
grüne Ringe, sondern k le in e e y fö rm ig e Körper-f-). O. F. Malie
r beschuldigte ihn deshalb eines Irrthums f f ) , aber gewifs mit Uft-
*) Mim. de V J e ad. des sc. de Paris. J . 1767. /’. 564.
**) R ö TH Gatal. botan. Fase. 3. p, 211. Tab. V I I ,
Jourri, de Physique. T. VII.- J .1 7 76 . Janv, p. 47'
•j-f-) Schriften der Berlin, Gesellsch. nalurf. Freunde. B. IV. S. 171.
recht. Von einem so guten und geübten Beobachter, wie F o n t a n a
1 war, läfst sich nicht glauben, dafs er -schmale Reifen für eyförmige
Körper sollte angesehen haben. Wahrscheinlicher ist es, dafs F ont
a n a die Conferva limosa mit Früchten gesehen hat; dafs in ihr
eben so, wie in der Conferva annulina * aus den grünen Reifen zu
einer gewissen Zeit Saamenkörner werden; dafs diese Fortpflanzungsweise
bey allen Oscillatorien statt findet; und dafs die von B l u m e n ?
e a c .h gesehenen Kügelchen nicht Saamenkörner, sondern Knospen gewesen
sind.
Seit zwey Jahren habe ich an der, ebenfalls zu den Oscillatorien
gehörenden, Conferva murahs D il iw . den Übergang der Ringe in
Saamenkörner so deutlich wahrgenommen, und nachher auch so oft
an den Ringen der Conferva limosa ähnliche Veränderungen bemerkt,
dafs ich an der Richtigkeit jener Vermuthungen nicht mehr zweifeln
kann. In der Mitte des März 1814 fand ich an einem Haufen der
Conferva muralis * die ich auf einer Ulme gesammelt hatte, unter
einer i 5omaligen Vergröfserung in einigen Fäden statt der Ringe Kügelchen,
welche den Schlauch des Fadens inwendig ausfüllten. In andern
Fäden waren n die Ringe noch vorhanden, doch schienen sie in
der“ Mitte etwas ahgeschwollen- zu steyrn Mehrere Fäden, worin sich
die Kügelchen fanden., hatten zugleich hin und wieder kurze Seiten-
sprossen. Am Ende des März sammelte ich dieselbe Conferve von
dem Stamm einer Pappel, und untersuchte sie erst unter einer i 5o-
maligen, und dann unter einer 3oo maligen Vergröfserung. In allen
Fäden dieser Alge- zeigten sich noch die grünen Ringe. Unter der.
schwachem Vergröfserung liefs sich blos bemerken, dafs sie nicht
mehr dieselbe Gestalt wie im Winter hatten. Unter dem starkem
Glase aber sähe ich, dafs alle Ringe in der Mitte angeschwollen wa