72 I. Ueb.er den innern Bau der ungefliigelten Insekten.
erste und zweyte Paar, und ganz fleischig. Die beyden Theile desselben
gleichen zwey abgerundeten rechtwinklichten Dreyecken, die unter rechten
Winkeln mit einander verbunden, und ah ihren, gegen einander gekehrten
Spitzen mit einigen Borsten besetzt sind.
Zwischen dem zweyten und dritten Kinnladeripaar bewegen sich die
Kinnbacken. Diese sind bogenförmig nach innen gekrümmt, unten breit,
oben schmäler,-an dem obern Ende mit einer Reihe Borsten, in der Mitte
ihrer eoncaven Fläche mit einem langen zahnförmigen Fortsatz, und auf
der convexen Seite, diesem Fortsatz gegen über, mit einem dreygliedri-
gen Palpen versehen. In Fig.6z. Tab.XI., wo beyde, verbunden mit dem
dritten Kinnladenpaar, von der obern Seite vorgestellt sind , ist' p ihr unterer
breiter Theil, o ihr innerer zahnförmiger Fortsatz, r ihr Palpe, und
m das theils zu ihnen, theils zum dritten Paar der Kinnladen gehende
Bündel von Muskeln. In Fig. 63. sieht man den einen dieser Kinnbacken,
noch stärker vergröfsert, von der eoncaven Seite, p ist der untere, breitere
Theil, in ’dessen Höhlung die Muskeln m des Palpen r liegen, a das
obere, mit kurzen Borsten besetzte Ende, und q der zahnförmige Fortsatz.
Von dem Palpen r ist übrigens noch zu bemerken , dafs er fast die Länge
der Kinnbacke hat, und dafs die beyden untern Glieder desselben gerade
sind, das oberste- hingegen gekrümmt ist. .
Über und zwischen dem dritten Kinnladenpaar liegt eine längliche
Spalte, die der Mund ist , und über dieser ragr die äussere Schädelhaut
als ein dreyeckiger Fortsatz-( Tab.X. Fig. 58. m) hervor,- dessen Rand
eine Art von Oberlippe bildet.
Man sieht jetzt, wenn man das Bisherige mit dem vergleicht, was
oben über die Frefswerkzeuge der gemeinen Assel gesagt ist, dafs die
- Mund-
6. D i e W a s s e r a s s e 1. ( Oniscus aquaiieus L . ). 73
Mundtheile der Wasserassel in manchen Stücken zusammengesetzter, als
die der letztem sind. Einfacher ist dagegen der Nahrungscanal bey jener,
als bey dieser. Bey der Wasserassel ist er, wie aus A B Fig. 64.
Tab.XI. erhellet, eine gerade Röhre von ähnlicher Textur, aber weit
zarter und. ohne solche Einschnürungen, wie bey der gemeinen Assel.
Auf beyden Seiten desselben liegen auch hier die Fettröhren h li h h.
Diese aber, die beym gemeinen Oniscus nur bis zum Anfang des Mastdarms
gehen, erstrecken sich hier bis zum After. Die Verengerungen
derselben, die in, Fig. 64. ziemlich weit von einander entfernt sind, habe
ich bey, manchen Individuen einander weit näher gefunden, wo diese
Röhren das Ansehn dünner, durch ringförmige QueereinscHnitte in eine
Menge Reifen abgetheilter Cvlinder hatten.
In der Bildung der weiblichen Zeugungstheile findet keine sonstige
Verschiedenheit zwischen der gemeinen Assel und der WaSserassel statt,
als dafs es bey dieser zwey äussere Geburtsöffnungen giebt, welche unter
den beyden, schon erwähnten hornartigen Platten r r (Tab.X. Fig. 56.)
liegen, Und dafs hier die Cotyledonen fehlen, wodurch bey jener die Ey-
er nach ihrem Austritt aus den Eyerstöcken ernährt werden. Die Eyer-
stöcke haben bey beyden einerley Form; die Eyer gelangen auch hier,
nachdem sie diese Organe verlassen haben, in den Zwischenraum zwischen
der Bauchhaut und den Bauchplatten,; diese Platten liegen eben so
dachziegelförmig über einander ( Tab. X. Fig. 56.), und haben dieselbe
länglichrunde Form , wie bey der gemeinen Assel. Nur ist bey der Wasserassel
jede dieser Platten, wie aus Fig. 56. erhellet, mit der Basis an einem
platten, länglichen Knorpel befestigt, den ich nicht bey der letztem
gefunden habe.